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07.06.03 / Pfingsten ist keine Träumerei

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. Juni 2003


Pfingsten ist keine Träumerei
von Inge Staaden, Pastorin i. R.

Es ist wieder was los! Jahr der Bibel! Großer ökumenischer Kirchentag in Berlin! Gebetstag für Weltevangelisation! Und Pfingsten ... - Wieso Pfingsten? Um was geht es da eigentlich? Sogar zwei Feiertage! Mein Nachbar (getauft und konfirmiert, Polizeikommissar) fragte mich neulich: "Ist das ein kirchlicher Feiertag?" Ja! Wissen Sie es? 50 Prozent der Befragten wußten es nicht! Ist da Vatertag oder Tag für Familienausflug? Sie, die diese Andacht lesen, wissen es vielleicht und sagen natürlich "Pfingsten, das war doch die Ausgießung des Heiligen Geistes! Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche, der Gemeinde!" - Sehr schön! Aber: Was ist der Heilige Geist? Ob da nicht doch einige Leute ratlos sind?

Wir wollen uns die Geschichte einmal näher ansehen:

Da ist vor etwa 2.000 Jahren Jesus Christus gekreuzigt worden und drei Tage später auferstanden. 50 Tage lang ist er seinen Jüngern sichtbar erschienen. Selbst der Zweifler Thomas hatte es erlebt: Jesus ist der Messias, der Sohn Gottes. Und nun hat Jesus seine Jünger am Himmelfahrtstage verlassen. Er ist nun nicht mehr sichtbar bei den Menschen.

Abschied - Traurigkeit - vielleicht auch Angst und Unsicherheit. Es war zu viel geschehen, was der Verstand nicht fassen kann. Und dann der Abschied. Jesu letzte Worte waren: Geht nach Jerusalem in den Tempel und wartet auf den Heiligen Geist. Und dann gab er ihnen den Missionsbefehl ...

Es war nicht ungefährlich für die Jünger, sich im Tempel zu zeigen. Wie leicht konnte man auch sie gefangennehmen oder gar kreuzigen. Die Sache Jesu war durchaus noch nicht zur Ruhe gekommen. - Und dann das Warten auf den Heiligen Geist! Was war das überhaupt? Wollten sie ihn? Immerhin hat Jesus ihnen gesagt, daß der Heilige Geist als Tröster kommen sollte.

Nun war also da eine kleine und verängstigte Schar, die auf etwas wartet, aber keinerlei Möglichkeit hat, das herbeizuführen, worauf sie wartet. Plötzlich bricht es mit der Gewalt einer Naturkatastrophe über sie herein. Es war alles andere eher als eine von Menschen beschlossene Gründung oder Stiftung einer Kirche. Was damals geschah, beschreibt der Verfasser der Apostelgeschichte in dem doppelten Bild von Sturm und Feuer. Wer vom Sturm ergriffen wird, kann nicht bleiben, was er gewesen war, sondern wird vernichtet, verzehrt, ausgeglüht und verändert.

Jedenfalls werden die Jünger, und besonders Petrus, als ihr Sprecher, so gepackt, daß Petrus alle Angst verliert und der Menschenmenge voller Begeisterung von der Auferstehung Jesu und den Heilstaten Jesu Christi erzählen kann. Eine Freude und ein Wissen durchglüht ihn: Jesus ist wirklich auferstanden! Es gibt ewiges Leben! Auch für uns! Gott hat auch heute noch alle Macht im Himmel und auf Erden. "Fragt doch die Menschen, die um euch herum stehen, sie haben ja den Auferstandenen erlebt", so beginnt Petrus seine gewaltige Predigt, in der er der Menge deutlich macht, wie von den Anfängen der Welt über die Propheten alles sich hindrängte zu dem großen Geschehen Gottes: "Christus trägt unsere Schuld, erleidet unseren Tod und führt uns zur Auferstehung, zur Rettung, zum ewigen Leben bei Gott!" Und die Menschen können es alle verstehen!

Was ist es um den Heiligen Geist? Wie erfährt man ihn? Wozu brauchen wir ihn? - Voll ausdeuten und erklären kann man ihn wohl gar nicht, man kann ihn nur erfahren und erleben! Meinen Schülern habe ich versucht, es ganz kindlich zu erklären: Einem Tier könnte man stundenlang von Gott erzählen, es würde ja nichts davon begreifen. Ein Hund etwa hat einen ziemlich großen Verstand, aber von Gott, von Schuld vor Gott, von Vergebung kann er nichts, aber auch gar nichts begreifen. Und erst recht nichts von Auferstehung und ewigem Leben! Das allein ist Heiliger Geist, daß wir das alles mit unserer Seele erfassen können. Wir haben gleichsam ein Empfangsgerät in uns, mit dem wir Gott erfahren können, mit dem wir den Heiligen Geist aufnehmen können. Wir bekommen dann Glaubensgewißheit, wir spüren Gottes Nähe, wissen um Gottes Liebe und erfahren uns als Gottes geliebte Kinder. Damals, beim ersten Pfingstfest wurden Tausende Menschen mit Heiligem Geist erfüllt. 3.000 Männer mit ihren Familien ließen sich taufen. Ganz Jerusalem wurde von dieser Liebe zu Christus erfaßt, und von dort ging der Glaube über die ganze Welt, wurde bekannt bei allen Rassen und Völkern. In 392 Sprachen ist die ganze Bibel bisher übersetzt, in 1895 Sprachen das Neue Testament oder einzelne Bibelteile; das verbindet die Christen aller Nationen miteinander.

Jesus hat gesagt: "Wer mich um den Heiligen Geist bittet, dem will ich ihn geben." Das gilt auch heute noch! Probieren Sie es doch aus! Auch im Alltag läßt sich die Nähe Gottes mitten im Leid und in Gefahren erleben. Wer die Beglückung durch den Heiligen Geist erlebt hat, wird immer neu darum bitten. Wir haben diese Liebe Gottes, diesen Tröster, in der heutigen turbulenten Zeit nötiger denn je.