26.04.2024

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28.06.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juni 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth  Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

es ist schon sonderbar, wie unterschiedlich die Fragen und Wünsche sind, die uns erreichen - und damit auch die Antworten. Wie einen bunten Bilderbogen will ich heute die Familienpost aufblättern. Und was sich da so an Wunder- wie Son-derbarem ergibt, darüber werdet Ihr doch staunen. Na, lest selber!

Vielleicht hat sich so mancher geschüttelt, als er den Rezeptwunsch von Malte Nähler nach der "Krähensuppe" las. Aber nicht nur auf der Kurischen Nehrung wurden junge Saatkrähen gegessen, sondern auch anderswo in unserer Heimat. So berichtet Dietrich Freiherr Quadt, daß es auf dem elterlichen Gut Adamsheide, Kreis Darkehmen, in jedem Jahr diese Suppe gab. Von Dohlen, die in den Ulmen im Park ihre Nester hatten. Die jungen Dohlen, wie Huhn mit Reis gekocht, schmeckten ausgezeichnet. Und unsere Leserin Anne Rogge pflichtet dem bei, sie übersandte uns sogar das Rezept. Ich will es unseren Lesern nicht vorenthalten.

"Eine gesäuberte Saatkrähe in grobe Stücke schneiden, mit Salz einreiben und mit Wasser und Gewürzen - eine mittelgroße Zwiebel, einige Pimentkörner, Karotte und Petersilienwurzel - weich kochen. Als Einlage kann man Reis oder andere Körnersorten sowie Gemüse nehmen." Diese Art der Zubereitung lernte Frau Rogge bei ihrer Schulfreundin kennen, deren Großvater Förster war. Es mußten aber Saatkrähen sein. Und sie wünscht Herrn Nähler "Guten Appetit" und Erfolg bei der Suche nach einer echten Saatkrähe. Dieser hat uns inzwischen seinen Dank für das Rezept per E-Mail ausgesprochen.

Im "Doennigschen", unserer ostpreußischen Kochfibel, sucht man allerdings das Rezept "Krähensuppe" vergebens. Nach diesem Kochbuch schmurgelten und brutzelten ganze Generationen von Hausfrauen - und auch heute noch ist es gefragt. Entwickelt wurde es in der 1891 gegründeten "Doennigschen Kochschule" in Königsberg, die sich zuletzt in der Ostpreußischen Mädchengewerbeschule befand. Geleitet von der Nichte der Schwestern Doennig, Gertrud Brostowski, die auch nach dem Krieg die Neubearbeitung des Kochbuches übernahm. An ihre Kochschulzeit auf der "Klopsakademie" erinnern sich Ursula-Vera Wieland und Eva Bonakker nur zu gerne, besonders an ihre sehr geliebte und verehrte Lehrerin Frau Böhm. Frau Wieland hat noch einige Fotos gerettet, darunter die unten abgebildete Aufnahme aus dem Jahr 1941, auf der sich die Schülerinnen um Frau Böhm gruppieren. Wer erkennt sich darauf wieder, wer erinnert sich noch an diese Jahre, die Frau Wieland als "die letzte glückliche Zeit in unserem Leben" bezeichnet? (Ursula-Vera Wieland, Fichtenwinkel 15 in 21266 Jesteburg.)

Vor längerer Zeit fragte ich einmal nach dem "Königin-Luise-Bund", gegründet von Verehrerinnen der unvergessenen Königin Luise. Ich habe noch immer eine Gürtelschnalle mit dem "L" liegen, die ich von einer Leserin zugesandt bekam. Nun bringt unsere Leserin Susi Dahlke-von Terzi den Bund erneut in das Gespräch, denn auch ihre Mutter trug das kornblumenblaue Kleid - Kornblumen waren ja die Lieblingsblumen der Königin. Leider hat Frau Dahlke-von Terzi damals als Kind nicht nach den Aufgaben des Bundes gefragt, heute möchte sie mehr wissen und vor allen Dingen mit Frauen in Verbindung treten, die eine direkte Beziehung zum Luisenbund hatten und diese vielleicht noch pflegen. Und dann hat sie noch einen besonderen Wunsch: Zur Vervollständigung ihres Liederbuchschatzes sucht sie "Wir Mädel singen". (Susi Dahlke-von Terzi, Siemensstraße 26 in 71636 Ludwigsburg.)

Ein Lied sucht auch Elke Balk, das sie einmal im Fernsehen hörte, es soll in einer Ostpreußen-Sendung gesungen worden sein. Sie kennt allerdings nur eine Zeile: "... denn die Heimat kann keiner vergessen." Aus welchem Lied stammt sie, und ist dieses auch auf einer CD zu finden? (Elke Balk, Buschstraße 86 in 47877 Willich.)

Nahtlos schließt sich da ein von Johanna Bartel übermittelter Wunsch nach dem "Masurenlied" an, von dem sie nur zwei Strophen weiß. Es beginnt: "Der See ist so blau, so grün sein Strand, vom Wald umkränzt die Höhn. Wie ist doch mein Masurenland, mein Heimatland so schön!" Gesucht wird es für eine ältere Masurin von einer Nichtmasurin, an die auch die Zuschriften zur richten sind: Helga Lipinsky, Kempershäuschen 26 in 51427 Bergisch Gladbach.

Aus einem netten Schreiben von Renate Bohn aus Holzminden: "Bei einem ostpreußischen Kaffeetrinken wurde mir von einer Landsmännin ein Zettel zugeschoben - und schon wieder ist Ihre - oder die der ganzen "Familie" - Hilfe gefragt ..."

Es genügt vorerst die meine, denn das sehr anrührende Gedicht vom Waisenbub, der im Sterben auf dem verschneiten Muttergrab sein Mütterlein im Traum sieht, konnte ich nach langer Suche in meinem Archiv entdecken und Frau Bohn zusenden. Nur steht unter dem Abdruck, der aus irgendeiner kirch- lichen Zeitschrift aus Bayern stammt: Verfasser unbekannt. Das ist zwar nicht so wichtig, aber der Vollständigkeit halber wäre es doch wünschenswert, wenn man auch den Namen wüßte. Also: Wer weiß, wer das - sehr alte - Gedicht "Der Waisenbub" geschrieben hat?

Es gibt Gedichte und Lieder, die sind schon kleine Kostbarkeiten, weil sie - fast - in Vergessenheit geraten sind und plötzlich wieder wie Strandgut an Land gespült werden. Ich habe mit Absicht diesen Vergleich gewählt, denn ich bekam von Heinz Schlagenhauf ein Lied über die Frische Nehrung zugesandt, und das ist schon eine Rarität. Denn ihre nördliche Schwester, die Kurische Nehrung, wurde und wird viel besungen, die Frische Nehrung aber kaum. Herr Schlagenhauf erhielt das Lied von einer Ostpreußin, die dort gewohnt hat. Der Verfasser Ernst Froese war Pfarrer auf der Nehrung. Vertont wurde es von Else Froese. Ein schlichtes Lied, wie das Nehrungsland, das es besingt: "Gott schuf ein schmales Stückchen Land, wohl zwischen Haff und See. Armselig ist's und unbekannt, trägt wenig Korn und Klee ..." Dieser Liederfund zwingt zu weiteren Fragen: Wo und wann lebte Pastor Froese, und war die Komponistin seine Frau, Schwester oder Tochter? Und das ist wohl eine noch größere Kostbarkeit: Eine Teilnehmerin an der Agnes-Miegel-Tagung in Bad Nenndorf sagte mir, daß sie einen bemalten Rauschen-Teller besäße, der eine Ansicht vom Lobjeiter Weg zeigt. Falls sich jemand, der dort gewohnt hat, für diesen Teller interessiert, wäre sie bereit, ihn abzugeben. (Ilse Meier, Bergstraße 82 in 32108 Bad Salzuflen.)

Eure Ruth  Geede

Foto: Dönnigsche Kochschule in Königsberg