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05.07.03 / Für Jung und Alt / Märchen und andere Texte von Agnes Miegel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. Juli 2003


Für Jung und Alt
Märchen und andere Texte von Agnes Miegel

Wie "ein Lächeln unter Tränen", so Marianne Kopp, Vorsitzende der Agnes-Miegel-Gesellschaft, wirken die beiden Märchen, die von der Gesellschaft 2003 als Jahresgabe für ihre Mitglieder herausgegeben wurden: Die Märchen von Ali dem Dichter und von der Prinzessin Lale (56 Seiten, brosch., 5 Euro). Agnes Miegel schrieb sie in einer für sie und ihre Landsleute schweren Zeit, 1946, als sie sich im dänischen Internierungslager in Oxböl befand. "Je enger und abgeschlossener die Welt der Internierten im Lager ist, um so weiter schweift die dichterische Phantasie um die ganze Erde", so Anni Piorreck in ihrer Miegel-Biographie. Und: "... je eintöniger das Leben, um so farbiger und bunter werden die Schauplätze ihrer Geschichten."

Ali, der Träumer und Dichter wunderschöner Verse, zieht in die Ferne, um seine Dichtungen einem großen Meister vorzutragen, seine Meinung zu hören. Was er dort erlebt, seine Träume von Leila, der bezaubernden Frau, aber auch seinen tragischen Tod beschreibt Agnes Miegel in der ihr eigenen, machtvollen Sprache. Ebenso geheimnisvoll und dramatisch geht es zu in dem Märchen von Lale und dem Gelehrten, der fortzieht, um seine Sammlung von Kräutern, Pflanzen und Gestein zu vergrößern. Viele Jahre bleibt er in der Fremde und wird ein anerkannter Doktor. Auch Prinzessin Lale kann er helfen. Das Heimweh ist es, unter dem sie leidet ...

Zwei Märchen für Erwachsene, die ihre Freude an den bunten Bildern finden werden, gezeichnet von Agnes Miegel mit Meisterhand. "Beide erfahren die Vergänglichkeit des Ruhmes, als ob Agnes Miegel bereits in Oxböl geahnt hätte, daß ihr Werk in der Nachkriegszeit zunächst totgeschwiegen werden sollte. Nicht der Ruhm zählte mehr, sondern nur die Integrität der eigenen Persönlichkeit und daß sie ihr Werk im Einklang mit ihrer Seele und ihrem künstlerischen Gewissen schuf", so Marianne Kopp in ihrem Nachwort zu den Märchen. "Eben dies geschieht auch Ali und dem Gelehrten: Sie müssen sich selbst finden oder erkennen, bis ihnen aus ihrer inneren Ganzheit ihr Werk zuwächst."

Sind diese Märchen vor allem ein Lesevergnügen für Erwachsene, ist eine kleine, aber feine Sammlung von Erzählungen, Balladen und Gedichten aus der Feder Agnes Miegels als "Einstieg" in das umfangreiche Werk der Dichterin für junge Menschen gedacht: Ostpreußische Heimat (mit einem Nachwort von Marianne Kopp, 32 Seiten, 1,50 Euro; beide Broschüren sind zu beziehen bei der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Agnes-Miegel-Platz 3, 31542 Bad Nenndorf). Neben den Versdichtungen "Die Frauen von Nidden", "Wagen an Wagen" und "Heimweh" finden sich in dieser Broschüre Prosatexte wie "Frühsommer", eine besonders stimmungsvolle Schilderung der Kindheit ihrer Mutter, oder die Erinnerung an die Schulzeit, als die spätere Dichterin ihre Liebe zur Heimat entdeckte. Eine Landkarte war's, die solche Gefühle auslöste: "O Heimat, Heimat! So sah ich zuerst dein Antlitz, unvergessen in meine Seele sinkend ..." os