24.04.2024

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12.07.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Juli 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

oft erzähle ich Nichtlesern unserer Zeitung von den Erfolgen der Ostpreußischen Familie, vom Wiederfinden oder von der Klärung von Vermißtenschicksalen, und immer gibt es ein großes Staunen: "Was - jetzt noch nach so langen Jahren!" Ja, die Zeit schreitet leider weiter, rasch und unerbittlich, und deshalb bin ich froh und dankbar für jede Erfolgsmeldung. Wie für die von Ruth Henke, die ehemalige Schulkameradinnen aus dem dänischen Internierungslager Oxböl suchte. In ihrem Poesiealbum hatten sich 20 Mädchen eingetragen. Ich veröffentlichte alle Namen, und siehe da: Es meldeten sich zwei der damals etwa 14jährigen. "Ich hatte eigentlich mit nichts gerechnet", schreibt Frau Henke, "denn dort waren ja nicht nur Flüchtlinge aus Ostpreußen, sondern auch aus Westpreußen und Pommern interniert. Und die lesen ja nicht das Ostpreußenblatt." Liebe Leserinnen und Leser, verstehen Sie jetzt, warum wir den Haupttitel Preußische Allgemeine Zeitung gewählt haben? Auch diese Vertriebenen und ihre Nachkommen sollen sich unserm Leserkreis - und damit auch der Ostpreußischen Familie - zugehörig fühlen!

Als ich den Wunsch von Ingrid Haase veröffentlichte, hatte ich geschrieben, daß sie sich über jede Zuschrift freuen würde. Hat sie auch, denn sie bekam Briefe und Anrufe über die Heimat ihrer väterlichen Vorfahren, das westliche Samland. Nur: Es waren fast alles Leser, die ihr die Lage von Ihlnicken, Gemeinde Kl. Hubnicken - zwischen Palmnicken und Gr. Dirschkeim - aufzeigten, aber leider konnte ihr niemand etwas über die ehemaligen Bewohner sagen, noch meldete sich einer von ihnen. Nun zählte Kl. Hubnicken mal gerade 300 Einwohner und das ebenfalls gesuchte, an der Küste gelegene Kreislacken noch weniger - aber doch tauchen mit Sicherheit diese Namen in manchen Erinnerungen auf. So bekam ich erst jetzt den Brief von unserer Leserin Gertrud Engelhardt, in der sie mir mitteilte, daß ihre Mutter in Ihlnicken geboren sei - allerdings 1880 -, aber das dürfte Frau Haase doch interessieren. Frau Engelhardt, geb. Küchler, stammt aus Fischhausen. Und in ihrem Wohnzimmer hängt noch eine Maßstabkarte vom nordwestlichen Samland, die sie auf der Flucht von einem Soldaten geschenkt bekam! Vielleicht helfen diese Zeilen jetzt weiter, daß Frau Haase doch noch weitere Zuschriften bekommt von ehemaligen Landsleuten aus Ihlnicken, Kl. Hubnicken, Kreislacken - und vielleicht findet sich auch mal ein altes Foto von diesen Orten! (Ingrid Haase, Krauseplatz 2 in 07607 Eisenberg.)

Und da wir schon im Samland sind: Das "Eiserne Hochzeitspaar" Waltraud und Gerhard Kamm hat sich sehr über die Glückwünsche unserer "Ostpreußischen Familie" gefreut und fügt diese Zeitungsseite nun allen Dankesbriefen an die vielen Gratulanten bei. Bei Herrn Klemm, dem Ortsvertreter von Rauschen, und Herrn Balzer aus Georgenswalde brauchen sie das allerdings nicht - denn sie gehören zu den Gratulanten, die aus unserer Familien-Kolumne von dem Fest erfahren und sehr liebe Glückwünsche gesandt haben. Ja, wir sind eben eine richtige ostpreußische Familie!

Und demgemäß werde ich als "Familienoberhaupt" tituliert, was mich ehrt, oder als "Familienmutter" auch echt ostpreußisch "Muttchen" und neuerdings auch "Ohmchen" Immerhin setzt Manfred Ritter noch "fleißige Mitgestalterin der PAZ/Ostpreußenblatt" hinzu, fragt aber vorsichtshalber: "Ist diese Anrede richtig?" Na ja, als "Ohmchen" bin ich eben eher die Märchenerzählerin, aber in unserer Kolumne geht es um Realitäten. Wie auch in dem so launig begonnenen Schreiben von Herrn Ritter, der noch immer vergeblich nach Cousin und Cousine sucht, die in Königsberg geblieben sind. Diese, Ursula und Winfried Kloos, wurden nach dem Tod ihrer Mutter Ilse am 7. Juli 1947 der Russischen Kommandantur in Lauth übergeben. Sie sollen in das Waisenhaus in Rothenstein gekommen sein. Niemand weiß, wie ihr weiteres Schicksal war, alles Suchen blieb ohne Erfolg. Wurden die Kinder adoptiert, wuchsen sie in Waisenhäusern auf, kamen sie in die Bundesrepublik - niemand weiß es. "Habe immer noch ein Schimmerchen Hoffnung, daß sie noch leben!" schreibt Manfred Ritter. (An den Auewiesen 12 in 23714 Bad Malente.)

"Ich kann niemanden in der Familie danach befragen!" Das ist ein Satz, der in vielen Leserbriefen zu finden ist, geschrieben mit der Hoffnung, daß unsere Großfamilie hilft. So zu lesen auch in dem Schreiben von Herrn Kunkel, der weitere Namensträger sucht. Fritz Kunkel, geboren 1930 in Königsberg, wuchs seit seinem sechsten Lebensjahr in Preußisch Eylau auf, wohin sein Vater als Kreisschulrat versetzt worden war. Die Familie stammte aus dem Kreis Mohrungen. Der Schreiber kann seine väterliche Linie bis auf den Urururgroßvater Jakob Kunkel zurückführen, sein Sohn Johann wurde 1811 in Reichau geboren. Wie viele Nachkömmlinge Johann Kunkel außer seinem Sohn Fried-rich, geboren 1835 in Langguth, hatte, ist unbekannt. Von diesem weiß man, daß er die Söhne Hermann Rudolf und Friedrich sowie zwei Töchter hatte. Hermann Rudolf, geboren 1878 in Himmelforth, ist der Großvater von Fritz Kunkel. So, nun haben wir die Linie genau aufgelistet und kommen zu der Frage: Gibt es noch weitere Nachkommen der Genannten? Möglicherweise bestand eine Verwandtschaft zu Paul Kunckel, um 1910 zweiter Bürgermeister in Königsberg. Natürlich würde den Schreiber auch die ursprüngliche Herkunft seiner Familie interessieren. Familienforscher sind der Ansicht, daß diese aus dem Odenwald stammt. (Fritz Kunkel, Erlenkamp 5b in 23568 Lübeck.)

Auch Andreas Gruner bittet uns, ihm bei der Suche nach Informationen über seine ostpreußischen Vorfahren und ihre Lebensverhältnisse zu helfen. Es geht Herrn Gruner um die Familie seiner Mutter Brunhild Vollmer aus Königsberg, vor allem um deren Mutter Martha Pudellek, geboren 1902 in Lötzen. Ihre Eltern waren Martin Pudellek, geboren 1861 in Mosdzehnen, Postillion in Lötzen und 1911 gestorben an den Folgen eines Pferdetritts, sowie Justine Kasper, geboren 1863 in Sucholasken und gestorben 1945 in Walsrode. Herr Gruner vermutet, daß noch Aufzeichnungen über den Vater von Justine, den Besitzersohn Rudolf Danehl aus Sucholasken, und das Anwesen existieren, auf dem ihre Mutter Christine Kasper "Mamsell" war. Auch auf Bilder hofft Herr Gruner, der für jede Angabe über seine Vorfahren und deren Wohnorte dankbar wäre. Er bietet an, interessierten Lesern mit Angaben und Bildern zu helfen, die er auf seiner Internetseite http://www.gruner.oofamily.com/VoFaGe2.html  und FamList.html (hier unter "Meine Mutter und ihre Vorfahren") veröffentlicht hat. Anschrift von Andreas Gruner: Küdinghovener Straße 149 in 53225 Bonn.

Namensforschung ist für uns Ostpreußen ja ein ebenso wichtiges wie hochinteressantes Thema, bedingt durch die prussische Urbevölkerung und die so völkerreiche Besiedlung unserer Heimat. Immer wieder werden diese Fragen an mich herangetragen, ich versuche sie auch zu beantworten, aber lieber überlasse ich das den Kennern und Könnern, und die finden sich immer in unserer Ostpreußischen Familie. So möchte ich auch die Frage von Hannelore Sommerer weitergeben, die nach der Herkunft des Familiennamens "Wannags - Wannagat" fragt. Sie bringt die alten minoischen Herrscher ins Gespräch, die sich "Wanax" nannten, und meint, daß ein Teil der Minoer nach der großen Umweltkatastrophe um 1300 v. Chr. nach Norden gewandert sein könnten. Ich hatte ihr geantwortet, daß ich den Namen "Wannags" mit dem prußischen Wort "wangus" = Eichenwald in Verbindung bringe. Ich denke da an meine Eltern, die auf dem Standesamt "Klein-Wannagupchen" getauft wurden - da, wo einmal die "Große Wildnis" war. Der Name "Wannags" ist auch im Litauischen zu finden, also baltischen Ursprungs. Wenn jemand etwas zu dieser Namenserklärung beisteuern will - Frau Sommerer würde sich freuen, und ich auch. (Hannelore Sommerer, Schönbühlweg 22 in 72348 Rosenfeld.)

Bei unserm Landsmann Jürgen Druske vermute ich, daß sein Name von dem prussischen "drugis" = Rohr herkommen könnte. Seine Vorfahren wohnten wahrscheinlich in einem Bruch. Dieser Wortstamm ist beispielsweise auch in "Drugehnen" enthalten. Der Name könnte aber auch mit dem litauischen Wort "druska" = Salz in Verbindung gebracht werden. Wer hilft da weiter? (Jürgen Druske, Muschelweg 15 in 30455 Hannover.)

Also: Viel Arbeit für unsere Ostpreußische Familie!

Eure Ruth Geede