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26.07.03 / Von wegen hohe Kante!

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Juli 2003


Von wegen hohe Kante!
von Hildegard Rauschenbach

Wer hat nur den Unsinn in die Welt gesetzt, daß wir anstatt zu konsumieren, den guten Euro in den Sparstrumpf stecken!? Und einmal in Gang gesetzt, plappern dieses alle nach, ob es Politiker und Journalisten, die Herren vom Handel sind oder geladene "Experten" in Gesprächsrunden mit namhaften Diskussionsleitern. Mehrfach schon habe ich es bedauert, daß ich - ganz altmodisch - ohne Internet bin, sonst hätte ich ganz gewiß schon mit den eben genannten Runden "gechattet" und gefragt: "Begreift denn niemand von Ihnen, daß mit der Einführung des Euro die Waren dermaßen überteuert sind, daß gegen Monatsende die Geldbörse des Normalverdieners einfach leer ist? Da bleibt nichts mehr übrig, um es auf die hohe Kante zu legen."

Und ich sage es ganz offen: ich, die ich mich als durchaus preisbewußt einkaufende Hausfrau einschätze, mußte feststellen, daß wir seit fast zwei Jahren - und das ist etwa der Zeitpunkt der Umstellung - nichts mehr beiseite gelegt haben. Und wenn wir immer wieder gedrängt werden, den Einzelhandel zu unterstützen und nicht in Supermärkten und Ladenketten einzukaufen, dann frage ich mich: Wo gibt es denn noch sogenannte "Tante-Emma-Läden"? Gewiß, es gibt noch Bäcker-, Schlachterläden und Gemüsehändler, letztere in Städten wie Berlin, fest in türkischer Hand, diese haben aber alle ihre Stammkundschaft. Bei allen anderen Lebensmitteln bleiben uns für den Einkauf nur die Supermärkte und Ladenketten. Und das muß fairerweise gesagt werden: Diese haben zwar ihre Preise - meist vor der Euro-Umstellung - etwas erhöht, nähern sich jetzt aber meistens dem Euro-DM-Verhältnis 1:2 an. Außerdem kann man des öfteren Preissenkungen feststellen, und Sonderangebote gibt es außerdem.

Um uns dort vom Einkauf abzuhalten, wird auch argumentiert, daß die Ware minderwertig und nicht frisch sei. Diese Leute müssen dort wohl noch nie eingekauft haben, sonst hätten sie feststellen können, daß durch den großen Zulauf der Kundschaft die Ware gar nicht alt werden kann und sie auch von guter Qualität ist.

Viele Preisvergleiche könnte ich hier anführen, aber einen besonders gravierenden will ich mal herausgreifen: Ich wollte meinen Kindern zwei Kopfkissen für ihre Gästebetten schenken, ging in ein Kaufhaus, wo ich früher mehrfach ein Kissen für 25 Mark gekauft hatte. Jetzt meinte ich, vielleicht dafür zwanzig Euro bezahlen zu müssen. Ich traute meinen Augen nicht - es gab kein Kopfkissen unter 55 Euro! Das mußte ich erst verdauen und verzichtete auf den Kauf. Ein paar Tage später tätigte ich meinen Einkauf in einer sehr bekannten Ladenkette, und was sehe ich? Wochenangebot: Kopfkissen, osteuropäische Halbdaune, 11 Euro. Ein abgestepptes Oberbett in gleicher Qualität 25 Euro. Natürlich kaufte ich beides, Kissen sogar vier Stück, zwei auf Vorrat. - Und glauben Sie, liebe Leser, ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt? Nein, hatte ich nicht.

Ich habe schon lange den Verdacht, daß viele Hochbegüterte in ihrer Raffgier möglichst schnell das gleiche Zahlenbild, das sie auf ihrem Konto in DM hatten, jetzt in Euro sehen wollen. Und so etwas unterstütze ich nicht. In diesem Falle schließe ich mich dem blöden Satz an: "Geiz ist geil"!

Große Liebe: Großmutter und Enkelkind verstehen sich prächtig Foto: Archiv