28.03.2024

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09.08.03 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 09. August 2003


Leserbriefe

Sühne kann man nicht erzwingen

Betr.: Zentrum gegen Vertreibung (Folge 30)

Niemand hat begründete Sorge, daß in Deutschland die NS-Verbrechen "relativiert" werden, wie namhafte Politiker in Polen und Tschechien anmahnen.

Die Untaten der Nationalsozialisten sind in den deutschen Medien und Lehreinrichtungen omnipräsent. In der ewigen Vergegenwärtigung dieser Untaten, die einen Zug ins Nationalmasochistische trägt, ist Deutschland beispielhaft. Kein Russe wird an Stalin, kein Italiener an Mussolini gemessen. Den Bewältigungsritus der Bundesrepublikaner macht uns so leicht niemand nach. Vielleicht dürfen wir darauf auch ein wenig stolz sein; selbst wenn eigene Opfergruppen dabei immer etwas "unter den Teppich gekehrt", zumindest aber als "Opfer zweiter Klasse" behandelt werden.

Kein deutsches Leid wurde jemals wirklich gegen die Untaten unserer ehemaligen Gegner "aufgerechnet". Die Warnung davor entspringt dem Bedürfnis, Deutschland klein und büßend zu halten. Gefährlich, wenn auch von den meisten Medien nicht gern beachtet, wird es, wenn dieses Niedrighalten rassistische Züge in sich trägt.

Der polnische Außenminister Cimoszewicz fürchtet, daß das geplante "Zentrum gegen Vertreibungen" (was von Anfang an übrigens eine europäische Dimension hatte und nicht bloß das Vertreibungsunrecht gegenüber den Ostdeutschen thematisierte) den Nachbarn "Sühne aufzwingen" will. Sühne kann man nicht erzwingen. Sie kommt entweder freiwillig oder gar nicht. Im Fall der Bundesrepublik Deutschland kann man sagen, daß Reparationen, Entschädigungen und Wiedergutmachungen der vielfältigsten Art täglich aufs Neue den Willen zur Versöhnung bekunden. Die Charta der Heimatvertriebenen ist bestes Beispiel für den Verzicht auf revanchistische Gewalt und ein Fortsetzen des Unrechts. Dessen können sich unsere östlichen Nachbarn sicher sein!

Peter Hild, Potsdam

 

 

Zentrum gehört nach Berlin

Betr.: Zentrum gegen Vertreibung (Folge 30)

Mehr als 58 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges haben sich die verantwortlichen Politiker in Berlin nun dazu durchgerungen, den 15 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen (davon sind mehr als zwei Millionen Menschen umgekommen) eine zentrale Gedenkstätte zu errichten. Die Tatsache, daß man so viele Jahre für diesen Entschluß benötigte, spricht schon für sich.

Wer nun geglaubt hatte, daß wir Deutschen jetzt in Berlin eine würdige Gedenkstätte erhalten würden, hat sich geirrt. Der Gedanke, daß die Deutschen vielleicht nur Ihrer eigenen Opfer gedenken könnten, ist vielen Politikern immer noch suspekt. Und so kamen die Bedenkenträger auf die Idee, eine Einrichtung zu schaffen, in der man auf europäischer Ebene die Vertreibung in Europa erforschen solle. Da sie nun eine europäische Dimension habe, müsse der Sitz dieser Einrichtung dann auch in Breslau oder einer anderen polnischen Stadt sein.

Würde man diesen Forderungen nachgeben, so wäre vom Ursprungsanliegen, eine Gedenkstätte für die deutschen Opfer einzurichten, nicht mehr viel übrig. Manche unter uns scheinen vergessen zu haben, daß die Breslauer aus ihrer Stadt vertrieben wurden.

Da die Menschen hier im Westen Aufnahme fanden, gehört diese Gedenkstätte in unsere Hauptstadt Berlin. Wenn der politische Wille für diese Gedenkstätte nicht vorhanden ist, sollte man die Sache lieber auf sich beruhen lassen und warten, bis Politiker mit Mut und Rückrat die Verantwortung in Berlin tragen.

Christian Broschk, Rosdorf

 

 

Iraker werden sich nicht amerikanisieren lassen

Betr.: "US-Namen für Bagdads Straßen" (Folge 29)

Alle seit Menschengedenken geführten verheerenden Kriege waren entweder Glaubens- oder Wirtschaftskriege. Meistens unter dem Deckmantel "Befreiung", die oftmals in erneute Unterdrückung ausartete. Den "Befreiten" wurde ein fremdes Weltbild aufgezwungen, die bisherige Kultur, Sitten und Bräuche wurden ignoriert. Und das ist auch noch heute so! Der Besatzer zwingt den Unterlegenen sein Modell auf. Doch nicht alle sind dazu bereit.

Kaum ist der umstrittene Krieg im Irak papiermäßig beendet (in der Tat fängt er dort in Form eines Guerillakrieges erst richtig an), schon werden die "Befreier" größenwahnsinnig. Den Irakern, die durch den "Befreiungsfeldzug" relativ hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung hinnehmen mußten, soll nun durch die Straßennamenumbenennung Bagdads plausibel gemacht werden, wer hier Herr im Lande ist. Vielleicht wird Bagdad demnächst in "New Free Town" umbenannt? Die Amerikaner in ihrer bekannten Großspurigkeit machen es sich zu leicht. Der Irak scheint militärisch noch lange nicht besiegt zu sein. Die Bevölkerung wehrt sich offensichtlich schon jetzt gegen den "American Way of Life", dem wir blind frönen.

Bagdads Straßen amerikanische Namen zu geben, ist eine Provokation. Der Irak wird sich wahrscheinlich nicht so leicht amerikanisieren lassen und aufgrund seiner traditionellen Kultur, der Globalisierung und Subkultur entgegen wirken.

Kurt Baltinowitz, Hamburg

 

 

Leiden unter den Teppich gekehrt

Betr.: "Ende der Meinungsvielfalt" (Folge 30)

Mit der Meinungsvielfalt ist es in ganz Deutschland schlecht bestellt. Über Jahrzehnte hinweg sind fast ausnahmslos in allen Medien die Leiden deutscher Kriegs- und Nachkriegsopfer unter den Teppich gekehrt worden, so daß kaum noch ein nachgeborener Deutscher weiß, was beim Einmarsch der Sieger oder bei den Vertreibungen an Grauenhaftem geschehen ist. Gerade erleben wir, wie sich der SPD-Abgeordnete Meckel und andere Gegner des "Zentrums gegen Vertreibung" in Deutschland bemühen, daß es auch so bleibt.

Georg Melcher, Wilmersdorf

 

 

Minna war nicht Wagners Muse

Betr.: "Sie war das Salz seines Lebens" (Folge 27)

Bei Ihrem Beitrag über Minna Wagner fehlt etwas Wesentliches. Minna ging nicht nur fremd, sie ist zwischenzeitlich sogar mit einem anderen durchgebrannt. Als sie reumütig zurückkehrte, hat ihr Wagner diese wie auch ähnliche Eskapaden verziehen. Minna hat an ihn als Komponisten nie geglaubt und meinte, er sei nur ein guter Dirigent.

Seine wichtigsten Werke komponierte er sicher nicht in der Zeit ihres Zusammenlebens. Zum Beispiel die Götterdämmerung und Parsifal stammen aus der Zeit mit Cosima. Zu Tristan wurde er auch nicht durch Minna, sondern durch Mathilde Wesendonk angeregt.

Wagner hat Minna nie vergessen, daß sie ihm während der Hungerjahre in Paris beigestanden hat. Ansonsten war diese Verbindung für Wagner eher ein Hemmschuh und negativ. Sie hat das Genie Richard Wagners nie erkannt.

All dies sind nicht meine Erfindungen, sondern ist der umfangreichen bereits vorhandenen Literatur zu entnehmen.

Michael Windhauer, Köln

Minna Wagner: Die Ehefrau des legendären Komponisten Richard Wagner führte mit ihrem Gatten eine sehr offene Beziehung. Zahlreiche Liebschaften von beiden Ehepartnernzeugen davon, daß das Ideal von der ehelichen Treue im Hause Wagner nicht viel galt.
Foto: Archiv

 

 

Bombenexplosionen zählen zum Alltag

Betr.: "Der schmutzige Krieg in Aceh" (Folge 26)

Erst kürzlich bin ich von einem längeren dienstlichen Aufenthalt aus Indonesien zurückgekehrt. Ihr Artikel "Der schmutzige Krieg in Aceh" fand deshalb mein besonderes Interesse. Die geschichtlichen Fakten entsprechen bis zu den jüngsten Tagen vollkommen den dortigen Gegebenheiten. Die Invasion in der Provinz Aceh ist natürlich im Zusammenhang mit den in diesem Jahr anstehenden Präsidentenwahlen zu sehen. Megawati wird wohl nicht mehr an der Macht bleiben und wenn, dann als Marionette von Militär oder Polizei, die wieder einmal in blutigen Kämpfen um die Macht in Indonesien kämpfen. Dies ist aber seit jeher in Indonesien an der Tagesordnung und nichts, was mit einer beginnenden Auflösung des Inselreiches zusammenhängt.

Gravierend ist in Indonesien die überall vorhandene Korruption. Nichts, aber auch gar nichts geht ohne "under table money". Jeder Stempel, jede Verwaltungsarbeit muß zusätzlich bezahlt werden. Zum Beispiel ist die Nutzung der Post ein Vabanquespiel. Ein Auslandsbrief dauert zwei Wochen bis zu neun Monaten, wenn er überhaupt bearbeitet wird.

Zum Vorfall "Engel on tour", bei dem ein deutscher Abenteurer erschossen und seine Ehefrau verletzt wurde, muß ich allerdings dem indonesischen General recht geben, wenn er die Personen als Naivlinge bezeichnet. Dort weiß jedes Kind um die Gefährlichkeit der Kämpfe, und daß in dieser Region (und nicht nur dort) auf alles Verdächtige geschossen wird, was sich bewegt. Es gibt in ganz Indonesien ständig Bombenexplosionen, die aber da nur in die Schlagzeilen kommen, wenn wie in Bali Weiße verletzt oder getötet werden.

Die Weltradler Engel zelteten am Strand. Alle Indonesier und besonders auf Sumatra glauben an die Macht der bösen Geister. Und diese kommen aus dem Meer, was einen Aufenthalt in der Nachtzeit am Strand sehr gefährlich macht. Auch das hätten die Engels wissen müssen, wenn sie sich auf den Aufenthalt vorbereitet haben.

Indonesien ist ein Land mit einer vergewaltigten und dennoch geduldigen und sehr fruchtbaren Natur. Ein Land, in dem der Islam eine Renaissance erlebt, in dem geschossen, geraubt, gebombt wird. Ein Land, in dem eben andere Gesetze herrschen. Vielleicht sollte der deutsche Botschafter in Jakarta sich doch mal dazu entschließen, eindeutige Warnhinweise an deutsche Reisende und Geschäftsleute herauszugeben. Die Zeiten, in denen Goethe mit seinem kattunen Schlafrock romantisch vom Inselreich schwärmte, sind eben vorbei.

Übrigens soll es in Jakarta einen Saddam Hussein Square und eine Adolf Hitler Street geben und Saddam Hussein ist nach wie vor als Präsident des Irak anerkannt. Wenn das nicht zum Nachdenken Anlaß gibt?

Jürgen Grab, Berlin

 

 

Offene Wunden

Betr.: "Bestialisch ermordet" (Folge 30)

Herzlichen Dank für diese Erinnerung an eine der vielen offenen Wunden, die von den beteiligten Völkern endlich geschlossen werden sollten. Der Jesuitenpater Wendelin Gruber hat in seinem Tagebuch "In den Fängen des Roten Drachen" eindrucksvoll und erschütternd beschrieben, welch unsägliche Verbrechen Titos Partisanen anzulasten sind. Solche Erinnerungen werden aber in unserer Zeit nicht als passend empfunden und stoßen meist auf verschlossene Ohren.

Möge die redaktionelle Arbeit der Preußischen Allgemeinen Zeitung dazu beitragen, daß nicht totgeschwiegen wird, was zur europäischen Geschichte gehört, die keine beliebige ist.

Johann Kügler, Kühnsdorf

 

 

Notwendig und gut gelungen

Betr.: Titelwechsel

Die Erweiterung des Titels mit der Unterzeile Das Ostpreußenblatt ist eindeutig zu begrüßen. Denn so wichtig die Zeitung als Organ der Landsmannschaft Ostpreußen auch ist und bleiben wird, so nötig war es, schon im Titel auf das erweiterte allgemein-politische Themenspektrum und die Aufsätze zum Preußentum hinzuweisen. Denn eben diese Beiträge über die unterschiedlichsten aktuellen Politikfelder bis hin zu anspruchsvollen Erörterungen über Werte und Tugenden waren es, die dem bisherigen Ostpreußenblatt in letzter Zeit weitere, auch jüngere Leser zuführten. Desweiteren ist die blaue Hauptzeile mit dem Brandenburger Tor und den Hinweisen auf den Inhalt graphisch gut gelungen, so daß man den Verantwortlichen nur wünschen kann, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen, zumal das Thema Ostpreußen darunter nicht leidet: Da die Verbandsnachrichten und ostpreußischen Spezifika weiterhin einen festen Bestandteil der Zeitung bilden, ist die landsmännische Stammleserschaft nach wie vor aus erster Hand ausführlich informiert.

Stefan Winckler, Schöllkrippen