29.03.2024

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16.08.03 / Die unmögliche Frau Schmoll

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. August 2003


Die unmögliche Frau Schmoll
von Robert Jung

Mit suchenden Blicken geht die betagte Frau Schmoll durch das Warenhaus in der City, erfahren in allen Kniffen des Einkaufs. Geschäftig eilen Käufer und Verkäufer einher, und die alte Frau hat Zeit genug, alles in Ruhe zu betrachten. - Schließlich bleibt sie vor einem Stand mit Haushaltsgeräten stehen. "Sie wünschen, meine Dame?" fragt die Verkäuferin beflissen.

"Ich möchte eine Thermosflasche, Fräulein!" erwidert Frau Schmoll. Im Geiste überschlägt sie schon die Einwände, die man einem etwas ungünstigen Preis entgegenbringen könnte. "Dies sind unsere Thermosflaschen, meine Dame!" Die Verkäuferin deutet mit freundlichem Gesicht auf eine gut sortierte Auswahl von Flaschen: die funkeln und blitzen, und ihr Aussehen verlockt wirklich zum Kauf. Doch Frau Schmoll überblickt alles recht prüfend und meint: "Ich möchte aber eine unzerbrechliche Flasche, mein Fräulein!"

"Aber meine Dame! Alle unsere Thermosflaschen sind unzerbrechlich, sobald sie mit Flüssigkeit gefüllt sind!" Danach preist sie Flaschen in allen Farben, Größen und nach Inhalt an, ein Liter, einundeinhalb Liter, zwei Liter und so fort. Langsam steht ihr der Schweiß auf der Stirn, als die Kundin immer noch zögert. Aber diese ist zäh und bedrängt die Verkäuferin immer wieder mit der Frage, ob alle diese Flaschen garantiert unzerbrechlich sind? Erschöpft ruft die Verkäuferin mit schluchzender Stimme nach dem Geschäftsführer. "Sie wünschen, meine Dame?" fragt er höflich. "Ich möchte eine garantiert unzerbrechliche Thermosflasche!" - "Aber meine Dame! Alle unsere Flaschen sind, vom Kunden gefüllt, unzerbrechlich." Und er hebt an - ebenso wie die inzwischen in Ohnmacht gefallene Verkäuferin -, alle Vorzüge seiner Thermosflaschen anzupreisen.

Aber das macht auf Frau Schmoll, immer noch schmollend, nicht den geringsten Eindruck. "Ich will eine unzerbrechliche!" beharrt sie renitent. "Aber, meine Dame!" entrüstet sich der Geschäftsführer. "Sie können doch nicht von uns verlangen, daß wir Ihretwegen eine dieser Flaschen auf die Erde werfen!" Kaum gesagt, als ihm durch eine ungeschickte Bewegung die letzte Flasche entgleitet und klirrend zerschellt.

"Sehen Sie!" triumphiert Frau Schmoll. "Das ist mir heute bereits in fünf Geschäften vorgekommen!"