Reisezeit ist auch die Zeit der bunten Postkarten, die einem ins Haus flattern. Jeder Urlauber, oder zumindest fast jeder, fühlt sich spätestens am dritten oder vierten Tag in der "Fremde" geradezu verpflichtet, seine Lieben daheim über die herrlichen Zustände am Urlaubsort zu unterrichten. Obwohl 84 Prozent der Deutschen nicht mehr ohne ihr Handy in den Urlaub gehen, halten die meisten die Ansichtskarte dennoch für die wichtigste Verbindung zur Heimat. Nur sieben Prozent der Handy- besitzer verzichten auf die Karte und rufen ihre Lieben daheim an. Gut so!

Wenn auch das Kartenschreiben an sich zu einer Qual ausarten kann - Wem schreibe ich? Was schreibe ich? Der Platz auf einer Karte ist doch viel zu klein! Was soll ich sonst noch alles schreiben; mir fällt nichts ein! -, so freut man sich später doch selbst, eine solche Karte zu erhalten. Wie schön ist es, an einem grauen Tag eine bunte Ansichtskarte im Briefkasten zu finden. Ferne Länder mit ihren Sehenswürdigkeiten sind auf einmal greifbar nahe. Sommer, Sonne, Wind und Meer oder schneebedeckte Gipfel vor azurblauem Himmel - die Karten vermitteln dem Betrachter die schöne heile Urlaubswelt.

Gewiß: Neid sollen sie erwecken bei den Daheimgebliebenen: Seht her, so schön ist's bei uns! Das kann man dann auch auf der Rückseite lesen - viel gebadet (gewandert), herrlich gegessen, die Unterkunft traumhaft, die Menschen freundlich. Keine Rede von überfüllten Stränden, unfreundlichen Kellnern, hohen Preisen. Baustellen neben dem Hotel, lärmende Diskos im ansonsten als ruhig gepriesenen Urlaubsdomizil finden keine Erwähnung auf der bunten Ansichtskarte. Das erfährt man dann später (vielleicht) im persönlichen Gespräch ... Neid? Phhh ... Urlaub hat einfach schön zu sein. Basta! SiS