25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.08.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. August 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

immer wieder erinnere ich mich gerne an die schönsten Erfolge in der Geschichte unserer Ostpreußischen Familie, wie auch jetzt auf dem Geschichtsseminar "Flucht und Vertreibung" im Ostheim in Bad Pyrmont. Und so erzählte ich auch von "Hansi", von jenem kleinen ostpreußischen Jungen, dessen Schicksal wir vor elf Jahren aufklären konnten. Hans Heinrich, so seine Vornamen, wurde von seiner in Süddeutschland lebenden Mutter gesucht, die in den letzten Kriegsmonaten von ihm getrennt worden war. Der damals sechs Jahre alte Junge lebte im Sommer 1945 bei seiner Großmutter und zwei Tanten im Kreis Gerdauen. Nachdem seine Oma verstorben und die Tanten nach Rußland verschleppt worden waren, soll der Junge nach Litauen gegangen sein. Mehr wußten wir nicht, als der Suchwunsch in unserer Kolumne erschien. Unerwartet schnell kam die Lösung: Hans Heinrich lebte tatsächlich in Litauen unter einem neuen Namen. Er hatte geglaubt, daß die verstorbene Großmutter seine Mutter gewesen sei, deshalb hatte er nie nach ihr gesucht. Nun gab es ein Wiederfinden, wenn auch nur schriftlich, denn die letzte Mitteilung, die ich erhielt, verhieß nichts Gutes: Hans Heinrich war bei seinem ersten Aufsuchen der deutschen Botschaft in Vilnius nicht einmal vorgelassen worden! Nie wieder hatte ich etwas von ihm gehört.

Bis jetzt. Denn an dem Seminar nahm auch die jetzige Vorsitzende des Vereins "Edelweiß" teil, in dem sich die "Wolfskinder" in Litauen zusammengefunden haben. Luise Kazukauskiene, geb. Quitsch, berichtete über deren heutige Situation, und so fragte ich dann auch nach dem Schicksal von "Hansi". Sie nickte und erklärte, daß dieser schon längst in der Bundesrepublik Deutschland lebe, aber noch öfters seine Freunde in Litauen besuche. Also hat es doch mit der Übersiedlung geklappt! Nach langer Zeit kann ich nun dieses Kapitel unserer "Ostpreußischen Familie" glücklich abschließen. Ich hatte diese Suchgeschichte übrigens in meinem ersten Familienbuch "Einfach wundervoll" geschildert. Da ich noch immer Anfragen nach dem Buch bekomme, muß ich leider sagen, daß es vergriffen ist.

Aber das Suchen geht weiter, denn noch immer gibt es Erfolge - wenn auch nicht ein Wiederfinden, aber Klärung eines Vermißtenschicksals. Das wünsche ich auch Liselotte Mau, die trotz jahrelangen Suchens nie etwas über die seit 1945 verschollene Mutter erfahren hat. Frida Dziedo, geb. Kankeleit, stammte aus Schützenort (Petrikatschen) bei Ebenrode (Stallupönen). Ihr Ehemann, der dort die einklassige Volksschule leitete, starb am 19. Mai 1941. Nach seinem Tode zog Frau Dziedo zuerst nach Ebenrode, dann nach Gumbinnen. Die letzte Nachricht kam Anfang April 1945 aus Königsberg, wo sie mit offener Lungentuberkulose in der Privatklinik Lavendelstraße 8 lag. Wahrscheinlich ist Frau Dziedo bald verstorben. Aber vielleicht gibt es noch Mitpatienten, die über ihr Schick-sal berichten können, oder ehemalige Freunde und Nachbarn sind ihr noch einmal begegnet. So hofft jedenfalls ihre Tochter Liselotte Mau, Dorfstraße 62 in 73087 Boll-Eck-walden.

Seit Jahren versucht Michael Bluhmki Informationen über das Heimatdorf seines Großvaters zu bekommen - bisher vergeblich, aber vielleicht könnte es jetzt über unsere Familie klappen. Großvater Eduard Bluhmki wurde in Sonnwalde, Kreis Braunsberg, geboren, wo sein Vater eine Tischlerei hatte, einen alten Familienbetrieb. Die Familie muß also schon sehr lange in Sonnwalde ansässig gewesen sein. Deshalb hofft Michael Bluhmki, daß ehemalige Sonnwalder etwas über seine Vorfahren aussagen können. Vielleicht gibt es sogar noch Fotos aus jener Zeit? Verwandte seines Großvaters hatten in Allenstein in der Roonstraße 27 eine Tischlerei unter dem Namen "Bau- und Möbeltischlerei Gebrüder Blumki". Vielleicht kann auch hier jemand weiterhelfen? Verwandte seines Großvaters sollen außerdem in Kurau bei Groß Rautenberg, Kreis Braunsberg, gelebt haben. Sie sollen Bluhm oder Blum geheißen haben. Der Name ändert sich anscheinend oft in dieser Familie, so wird er auch Blumky geschrieben. Wie auch immer: Unser Leser würde sich freuen, etwas über seine Vorfahren und das alte Heimatdorf Sonnwalde zu erfahren (Michael Bluhmki, Friedensplatz 13 in 46045 Oberhausen, Telefon 02 08 / 2 79 61).

Eine ungewöhnliche Frage kommt aus Österreich, aus Graz. Dort studiert Meinhard Wessiak, der auch Sprecher der Akademischen Fliegerschaft Wieland-Staufen ist. Es handelt sich dabei um die letzte deutsche Fliegerschaft, denn die anderen elf Fliegerschaften des Akademischen Fliegerringes konnten nach dem Zweiten Weltkrieg leider keinen Aktivbetrieb mehr aufnehmen. Es sind studentische Korporationen, die aktiv Flugsport betreiben und versuchen, den fliegerischen Gedanken in der Hochschuljugend zu verbreiten.

Eine dieser Korporationen war auch die Akademie Fliegerschaft Preußen zu Königsberg, damals beheimatet in der Fließstraße 3. Sie wurde am 21. April 1927 - dem Todestag des Rittmeisters Manfred Freiherr von Richthofen - gegründet und hatte als Bandfarben Schwarz-Weiß-Blau beziehungsweise Schwarz-Weiß. Außerdem wurde eine schwarze Samtmütze getragen. Der Wahlspruch lautete: "Nec soli cedit!" Die Namen einiger Mitglieder sind noch bekannt: Wilhelm Gramsch (Celle), Chefarzt Dr. Hans-Werner Lübke (Bad Orb), Hellmut Kijewski, Friedrich Müller, W. Schulz und Fritz-Georg Schrewe. Herr Wessiak schreibt: "Leider ist unbekannt, ob und wer von den ehemaligen Preußen lebt. Da aber bei uns ihre Fahne hängt und wir die letzte deutsche Fliegerschaft sind, versuche ich, mehr über die anderen Fliegerschaften und vor allem über die Preußen zu erfahren." Und so hofft er also auf die Zeitung, die auch diesen Namen trägt (Preußische Allgemeine Zeitung), und auf unsere Familie. Für Herrn Wessiak ist es die letzte Möglichkeit, eventuell etwas von Zeitzeugen zu erfahren. "Doch wir Jungen wollen das Andenken an die alten Fliegerschaften und hier vor allem an die mit uns eng verbundenen Preußen hochhalten. Doch dazu benötigen wir noch viele Informationen." Auf die hofft nun Herr Wessiak, und wir schließen uns dieser Hoffnung an (Zuschriften bitte an Meinhard Wessiak, Körblergasse 7/8 in A-8010 Graz, Telefon (0043) 676/65 001 30).

In meinem jetzigen Wohnort am Stadtrand von Hamburg gibt es eine wunderschöne, achteckige Barock-kirche noch aus der Zeit der Personalunion zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein, die einen schwebenden Taufengel hat, der in den Händen das Becken hält und bei der Taufe heruntergelassen wird. Das ist schon ein feierlicher Augenblick, und ich durfte ihn bei der Taufe meines Sohnes und der Enkel erleben. Solch einen Taufengel sah ich auch bei einem Besuch der wunderschönen Kirche von Sorquitten. Dieser von Isaac Riga aus Königsberg gefertigte und von den Söhnen des Hofgerichtsrats Georg Dietrich von der Groeben gestiftete Taufengel hat wie ein Wunder die Kriegswirren überlebt, wie auch der Taufengel von Liebemühl, über den unsere Zeitung kürzlich berichtete. Nun benötigen Brigitte Becker-Carus und Dr. Wolfgang Fiedler Unterlagen über die ostpreußischen Taufengel. Sie weisen darauf hin, daß in Zusammenhang mit Untersuchungen zum Vorkommen von Taufengeln in Schleswig-Holstein und Niedersachsen erwähnt wird, daß es in Ostpreußen 70 Taufengel gegeben haben soll. Unsere Heimat soll neben Brandenburg ein wichtiges Ausgangsgebiet für eine weitere Verbreitung dieses in der Barock-zeit eingeführten Taufgerätes gewesen sein. Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden viele Taufengel, die es vor allem in kleineren evangelischen Dorfkirchen gab, aus theologischen und kunstkritischen Gründen aus den Kirchen, wurden zerstört oder auf Dachböden abgestellt. Herr Dr. Fiedler und Frau Becker-Carus erarbeiten eine Dokumentation über die Verbreitung der Taufengel in Pommern und Ostpreußen. Wer erinnert sich an Taufengel in ostpreußischen Kirchen und weiß möglicherweise etwas über deren Geschichte? In welchen Kirchen sind vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und danach noch Taufengel vorhanden gewesen? Wer besitzt Fotoaufnahmen von diesen Kirchen und ihrer Ausstattung, chronikalische beziehungsweise kirchengeschichtliche Aufzeichnungen, Literaturangaben oder ähnliche Unterlagen? (Zuschriften an Brigitte Becker-Carus, Kolpingstraße 3 i, 48341 Altenberge, oder Dr. Wolfgang Fiedler, Küstertstraße 7 a in 18461 Richtenberg.)

Dazu paßt auch unsere nächste Frage, denn sie hängt mit Glocken zusammen. Allerdings so ganz auch wieder nicht, denn es handelt sich nicht um Kirchenglocken, sondern um die Glocke, die auf dem Gutshof Lauck zur Arbeit rief. Ursula Lübge besitzt ein Bild vom "Klingerhaus", das zwar noch steht, aber bei der Neudeckung des Daches wurde der Glockenturm entfernt. In diesem Zusammenhang erinnert sich Frau Lübge an ein Gedicht "über die Glocke, die zur Arbeit rief". Ihre Freundin, die es kannte, lebt leider nicht mehr. Aber vielleicht hilft auch hier unsere Familie? (Ursula Lübge, Hauptstraße 24 in 39524 Fischbeck.)

Unser Landsmann Günther Montkowski, der sich um die Erfassung und Dokumentation der Massengräber in Preußisch Eylau bemüht, hat einen schönen Erfolg zu vermelden: Er bekam interessante Zuschriften, darunter eine sehr wichtige von einem der damals Internierten, der entsprechendes, aussagekräftiges Material besitzt. Beide haben nun beschlossen, die Nachforschungen der Sache wegen gemeinsam weiter zu betreiben. Herr Montkowski ist im Besitz von Feldpostbriefen, die bei Dacharbeiten in der ehemaligen Erich-Koch-Siedlung in Preußisch Eylau entdeckt wurden. Da diese in Sütterlinschrift gehalten sind, konnte niemand sie dort lesen. Deshalb forscht Herr Montkowski weiter. Die Briefe sind an Frau Anna Schröder gerichtet. In ihnen spricht der Schreiber auch von einem Töchterchen. Beim Recherchieren in der Kreiskartei fand Herr Montkowski heraus, daß dort eine Familie Schröder gewohnt hat, 1944 wurde ein Töchterchen geboren. Nun suchen wir also diese Tochter, denn Herr Montkowski möchte ihr die Kopie der Feldpostbriefe ihres Vaters zukommen lassen (Günther Montkowski, Neustrelitzer Straße 53/1005 in 17033 Neubrandenburg).

Wenn nicht immer gleich eine Antwort kommt, soll man noch nicht die Hoffnung aufgeben. Ich bekam ein bedripstes Schreiben, in dem die Schreiberin klagte, sie hätte drei (!) Wochen nach der Veröffentlichung noch keine Zuschrift erhalten. So schnell "schießen" die Preußen nicht. Erstens sind jetzt viele Leser verreist, zweitens leben viele Landsleute im Ausland, drittens wird unsere Zeitung oft erst später an andere Interessierte weitergereicht - also, Geduld muß man schon haben! Aber die haben wir Ostpreußen ja eigentlich von Natur aus mitbekommen. Ohne sie würde unsere Ostpreußische Familie nicht so viele Erfolge verzeichnen.

Eure Ruth Geede