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23.08.03 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 23. August 2003


Leserbriefe

Lichtblicke der Menschlichkeit in tiefer Nacht
Betr.: "Wieso wir in den Krieg zogen" (Folge 28)

Der Autor schildert, wie es sehr vielen seines Alters ergangen ist. Militaristen waren sie wohl alle nicht, die sich freiwillig gemeldet haben, weil sie glaubten, daß das Vaterland sie rufe und brauche: "Heilig Vaterland in Gefahren deine Söhne sich um dich scharen. Von Gefahr umringt, heilig Vaterland, alle stehen wir Hand in Hand."

Und so standen sie dann, kämpften und starben für ein Deutschland, das in ihren Herzen einen hohen Wert hatte, der heute keinem jungen Menschen mehr zu vermitteln ist (und das ist wohl auch gut so, denn was sie erlitten haben und an Diskriminierung im eigenen Land zu ertragen hatten, soll ihren Kindern und Enkeln erspart bleiben).

Keiner aus dieser Elite der Nation wurde Soldat, um Menschen umzubringen. Und wenn auch Deutsche den Holocaust und andere Verbrechen zu verantworten haben, diesen jungen Deutschen lagen diese Verbrechen ferner als fern, und sie haben darum auch Anspruch auf den Respekt und die Achtung der Heutigen.

Was an Fürchterlichem Deutsche von den Siegern zu erleiden hatten, wird in unserem Land weitgehend unterschlagen und drängt erst jetzt zaghaft ans Licht. Aber - auch das muß behalten werden - wie Komossa sich an die jüdische Russin Olga erinnert, so haben viele - auch ich - Erinnerungen an Lichtblicke der Menschlichkeit in tiefer Nacht. Sie zu bewahren ist wichtiger als das Erinnern an alle Schrecken.

Wolfgang Runge, Berlin

 

 

Noch eine verpasste Chance
Betr.: Schuldenerlaß an Drittländer

In einer kurzen Notiz war zu lesen, daß Deutschland einigen Ländern Schulden erlassen hat. Als normaler Bürger kommt man da etwas ins Grübeln. Rußland beispielsweise ist doch kein Entwicklungsland. Es gibt dort Öl, Gas und viele weitere Bodenschätze, die am Weltmarkt gefragt sind.

Nun mögen Schulden von Ländern nicht einzutreiben sein, aber sollte eine kluge Politik nicht in der Lage sein, Einfluß zu nehmen und eine gewisse Gegenleistung zu verlangen? St. Petersburg feierte jetzt mit großem Aufwand seine Gründung vor 300 Jahren. In zwei Jahren hat Königsberg seinen 750. Geburtstag. Konnte man unser Geld nicht zweckgebunden im nördlichen Teil von Ostpreußen, dem Armenhaus Rußlands, einsetzen? St. Petersburg blieb im letzten Krieg unzerstört, Königsberg wurde Ruine. Es gäbe viel an altem Kulturgut, was saniert oder aufgebaut werden könnte. Genauso wichtig wären Sozialeinrichtungen, die der Bevölkerung helfen würden.

Leider versickert unser Geld irgendwo für alle Zeit. Andere Wege würden da mit Sicherheit und konkret zur Aussöhnung und Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland beitragen, doch diese Chance hat unsere Regierung verpaßt. 

Erwin Zimmermann, Nettetal

300 Jahre St. Petersburg: Mit großem Pomp feierte die Zarenstadt ihr großes Jubiläum.

Auch hohe Staatsvertreter aus Deutschland waren zugegen. Ob der 750. Geburtstag des viel älteren Königsberg hingegen überhaupt begangen wird, steht noch in den Sternen. Gerade die Heimatvertriebenen

wünschen sich, daß die Bundesregierung sich mehr hierfür einsetzen würde. Foto: Archiv

 

 

Ein Skandal!
Betr.: "Hintze: Duckt euch!" (Folge 30)

Was so hinter dem Rücken läuft, erfährt man wohl nur durch Ihre Zeitung. Ich meine die Tatsache, daß die Krankenkassen den deutschen Versicherten immer mehr Leistungen streichen, während die Ausländer hier und ihre Angehörigen in ihrer Heimat besser als die Deutschen krankenkassenmäßig versorgt werden. Ein Skandal!

Mir ist außerdem zu Ohren gekommen, daß aus Polen und anderen östlichen Staaten Patienten nach Deutschland reisen und mit einer für 50 Euro erstandenen, geklauten Krankenkassen-Chipkarte sich hier ihre Zähne in Ordnung bringen lassen. Der Arzt schickt dann dem Inhaber der geklauten Karte die Rechnung zu, doch der weiß von nichts. Die erbrachte Leistung des Arztes muß dann die Kasse zahlen. Warum haben die Chipkarten nicht schon längst ein Foto wie die BahnCard?

Anna-Luise Lucke, Lüneburg

 

 

Miserable Gleichgültigkeit
Betr.: "Streit um Jubiläum von Königsberg" (Folge 19)

Auseinandersetzungen über die Gestaltung der 750-Jahr-Feier unserer Stadt Königsberg finde ich entwürdigend. Wir Ostpreußen, die wir unsere Hauptstadt liebten und in sehr wehmütiger Erinnerung halten, könnten doch auch innerhalb der Landsmannschaft Gedenkfeiern abhalten.

Warum müssen wir uns darum kümmern, wie und ob die Russen in unserer Stadt, die sie ohne Friedensvertrag einfach annektiert haben - wie das ganze schöne, liebliche Samland - das Jubiläum feiern?

Da unsere Bundesregierung absolut kein Interesse an den annektierten Gebieten hat, kann man aus dieser Richtung auch nichts erwarten. Diese miserable Gleichgültigkeit ist auf der ganzen Welt einmalig. Ich bin 87 Jahre alt, aber trotzdem noch in der Lage, mit der Geschichte unserer Heimatstadt und unserer Heimat vertraut zu sein. 2001 besuchte ich dank der Fürsorge von Schwester und Schwager unsere Heimat und war bitter, bitter traurig über den chaotischen Zustand dort.

Ich werde unser Land immer "in Gedanken umarmen", in Erinnerung an all das Schöne und Wertvolle, was ich in der Jugend durch mein Elternhaus, Freunde und Verwandte sowie in der Schule erleben durfte.

Elisabeth Uhse, Kassel

 

 

Rache und Vergeltung kann man nicht einfach schönreden
Betr.: "Ein fatales Signal" (Folge 31)

In der Süddeutschen Zeitung wurde ein Bericht des Schriftstellers Ernst Jünger von 1942 veröffentlicht. Ernst Jünger war während des Zweiten Weltkrieges in Paris Verwaltungsreferent beim Militärbefehlshaber in Frankreich, General von Stülpnagel. Aus dem Bericht, der vor kurzem gefunden worden ist, erfahren wir, daß am Vormittag des 20. Oktober 1941 in Nantes ein Oberstleutnant, Feldkommandant Karl Holz, hinterrücks ermordet worden ist. Daraufhin wurde Rache und Vergeltung angeordnet, falls nicht innerhalb von zwei Tagen die für den Mord Schuldigen gefunden würden oder sich stellen. Über Generalfeldmarschall Keitel ordnete Adolf Hitler Vergeltung an, 100 bis 150 Geiseln seien zu erschießen. So geschah es dann auch, es waren inhaftierte Gaullisten oder Kommunisten die Opfer. Faktum Nummer eins: es war ein Verbrechen, den Oberstleutnant der fremden Wehrmacht zu erschießen. Faktum Nummer zwei: es war ein Verbrechen, Rache und Vergeltung zu üben, aus eigener Machtvollkommenheit. Zweimal Verbrechen, das erste Verbrechen kann das folgende nicht entschuldigen, auch nicht erklären, mag das auch noch so wortreich versucht worden sein.

In der Gegenwart aber geschieht dies. Aus der Rede, die der Publizist Ralph Giordano in Frankfurt am Main am 29. Juni als Laudator des nach dem Schriftsteller Franz Werfel benannten "Menschenrechtspreises" gehalten hat, sei zitiert: "Die Humanitas ist unteilbar! Die Vorgeschichte der Vertreibung rechtfertigt kein einziges Verbrechen an Vertriebenen! Wer die Vorgeschichte der Vertreibung verdrängt, verstößt gegen die Unteilbarkeit der Humanitas, wie der, der die Nachkriegsgeschichte ausblendet." In einem ganzseitigen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat besagtes Jury-Mitglied Giordano es so formuliert: "Ohne die Vorgeschichte der Vertreibung hätte es kein einziges Verbrechen an den Vertriebenen, keine einzige Menschenrechtsverletzung, keine Geschichte der Vertreibung gegeben."

Das ist nichts anderes als eine Rechtfertigung von Rache und Vergeltung. Wir sollen zwar Verbrechen Verbrechen nennen dürfen, aber das Verbrechen Nummer zwei, die Vertreibung der Deutschen, erklärt und entschuldigt sich aus Verbrechen Nummer eins, aus den Verbrechen unter dem Nationalsozialismus. Mit den Worten von Giordano ausgedrückt: "Ich entlasse Hitler und seine Anhänger nicht aus der Erstverantwortung für jeden Zivil- und Militärtoten des von ihnen angezettelten Zweiten Weltkrieges, also auch nicht für die vom Luftkrieg, Flucht und Vertreibung." Hitler wird also zum Maß aller Dinge erklärt, seine Verbrechen erklären alles, entschuldigen alles, sei es die Vertreibung, sei es der Luftkrieg, man denke nur an Dresden, 12. Februar 1945!

Diese Kausalität geht nicht auf, darf auch gar nicht aufgehen. Jedes Verbrechen steht für sich. Niemand ist bereit und willens, die Verbrechen unter dem Nationalsozialismus zu rechtfertigen, aber es darf in demselben Atemzug nicht für das folgende Verbrechen um Verständnis geworben werden.

Wer waren und sind zunächst die Vertriebenen? Das sind die Mütter, die Kinder, die alten Leute in der Heimat gewesen. Das ist nichts anderes als die Fortsetzung der Rache und Vergeltung, wie sie der Diktator Hitler ausgeübt hat. Nicht über die tatsächlichen Schuldigen wird geurteilt und gerichtet, sondern über diejenigen, die einem vor den Gewehrlauf kommen. Das ist Selbstjustiz, das ist eine durch nichts zu begründende Selbstanmaßung.

Viele, nicht nur Giordano, machen es sich leicht, eine Kausalkette zu benutzen, indem sie das zweite Unrecht, wenn es überhaupt so genannt wird, aus dem vorangegangenen Unrecht verständlich machen wollen. Vor allem unsere östlichen Nachbarn, nicht geschlossen, wohl aber mehrheitlich immer noch, wollen es nicht wahr haben, daß nicht nur unter Hitler Verbrechen begangen worden sind, sondern, Gott sei's geklagt, auch danach. Hier auch gleich die fragende Anmerkung: hat etwa Hitler Maßstäbe gesetzt, wie man mit Menschen umgeht, und das heißt unmenschlich?

Folgte man der skizzierten Logik, daß sich das zweite Verbrechen aus dem ersten erklärt, müßte jeder Vertriebene der Schilderung seines Lebensweges und Schicksals hinzufügen: ich bin grausam vertrieben worden, aber schuld haben nicht die nationalistisch hochgeputschten Vertreiber und die kommunistischen Regime, sondern, pardon, schuldig allein ist Adolf Hitler. Niemand wird Hitler exkulpieren wollen, aber für die Vertreibung ist er nicht der Schuldige.

Aus der eigenen Lebenserfahrung weiß man, daß sich Schuldige gern darauf hinausreden, nicht schuldig zu sein. In der selbst erlebten und erlittenen Zeitgeschichte ist es nicht anders. Selbstverständlich gibt es keine Kollektivschuld, aber es gibt Schuldige. Um auf Ernst Jüngers Bericht über die Ereignisse im Ok- tober 1941 in Frankreich zurückzukommen, beides war Unrecht, die Ermordung des deutschen Oberstleutnants in Nantes und die Erschießung der französischen Geiseln. Da gab und gibt es keine Erklärung und Entschuldigung. Darum muß nach wie vor, was bis 1945 geschehen ist, ein Verbrechen genannt werden, aber auch, was nach 1945 gefolgt ist. Unrecht darf man nicht relativieren. Geschähe das, wie dies Ralph Giordano soeben wieder getan hat, hörte die scharfe Trennung von Recht und Unrecht auf, gäbe es trotz allem, was geschehen ist und geschieht, den leichten Ausflug in ein zu beruhigendes, in ein ruhiges Gewissen. Die Vertreibung von 15 Millionen Deutschen war und ist ein Verbrechen. Schönrederei macht aus Schuldigen nicht Unschuldige. Rache und Vergeltung dürfen nicht gerechtfertigt werden, weder verbal noch im politischen Alltag, auch nicht mit einem trügerischen Scheinargument aus der Geschichte. 

Herbert Hupka, Bonn

 

 

Bekannte Courage
Betr.: "Die Annexion des Memellandes" (Folge 25, 27 und 29)

Ich habe mit Interesse Ihren dreiteiligen Abdruck aus dem hervorragenden Werk "Der Krieg, der viele Väter hatte. Der lange Anlauf zum Zweiten Weltkrieg" von Gerd Schultze-Rhonhof gelesen. Der Autor ist ja bekannt für seine Courage, die nicht erst nach der Pensionierung von der Bundeswehr einsetzte. Vielen Lesern der Preußischen Allgemeinen Zeitung wird auch sein ebenfalls revolutionäres Erstlingswerk "Wozu noch tapfer sein" bekannt sein. Auch darin legt Schultze-Rhonhof den Finger in die Wunde und spricht Dinge aus, die der "political correctness" nicht ins Programm passen, aber die Gedanken jener Mehrheit unseres Volkes sind, die noch klar zu denken gewillt ist.

Ich bitte aber doch, den Dienst-rang von General Schultze-Rhonhof richtig anzugeben. Er schied als Generalmajor aus der Bundeswehr aus, nicht bloß als Brigadegeneral, wie Sie ihn durch drei Folgen der PAZ falsch titulieren. Ehre, wem Ehre gebührt. 

Peter Hild, Potsdam

 

 

Das Jahrhundert der Lüge
Betr.: "Ein fatales Signal" (Folge 31)

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen und mich mit meiner Tochter, Jahrgang 1946, zu dem Thema unterhalten. Beides hat mich entsetzt. Die Umerziehung unser Nachfolge-Generation ist gelungen. Nun ist es jedoch noch etwas anderes, ob jemand politisch fast uninteressiert ist oder wie Herr v. Beust die Politik zum Tagesgeschäft hat.
Wie kann dieser Mann nur so unbedarft sein? Das ist mir vollkommen unverständlich. Wenn Orden für Naivität verteilt würden, er bekäme einen.

Das Buch "Das Jahrhundert der Lüge" von Hugo Wellems sollte Herr v. Beust dringend lesen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Nicht immer nur die anglo-amerikanischen Geschichtsauslegungen wiederkäuen.

Würde doch endlich mit der Wahrheit regiert. Es ginge uns allen besser. 

Margarete Haentjes, Bergisch Gladbach