19.04.2024

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30.08.03 / Brandenburg präsentiert große Architekturausstellung im Schloß Babelsberg

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. August 2003


"Klassizismus in Preussen"
Brandenburg präsentiert große Architekturausstellung im Schloß Babelsberg 
von Ekkardt Schultz

Zu den bedeutendsten Baumeistern der klassizistischen Ära zählt der preußische Architekt Ludwig Persius, dem bis zum 19. Oktober eine Sonderausstellung im Schloß Babelsberg, einer seiner zentralen Wirkungsstätten, gewidmet ist. Während der Dauer der Ausstellung besteht an den Wochenenden zwischen 12 und 17 Uhr für Besucher die Möglichkeit, die ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Maschinenhäuser am Schloß Babelsberg sowie das Dampfmaschinenhaus an der Neustädter Havelbucht zu besichtigen. Zur Ausstellung erschien auch ein Begleitband im Verlag Schnell & Steiner, Regensburg (272 Seiten, 70 farbige und 130 sw Abb., Leinen mit Schutzumschlag, 39,90 Euro). Der 1842 von Friedrich Wilhelm IV. zum "Architekten des Königs" ernannte Persius hatte von 1821 bis 1840 unter seinem Lehrmeister Karl Friedrich Schinkel an der Erstellung von Entwürfen und der Bauüberwachung zahlreicher Potsdamer Auftragsprojekte von Friedrich Wilhelm III. und von Mitgliedern der Königlichen Familie mitgewirkt. Nach dem Tode Schinkels, der das Talent von Persius bereits früh erkannt und daher zahlreiche Empfehlungen ausgespro- chen hatte, rückte er als Generalbevollmächtigter des Königs für die Potsdamer Objekte in seine höchste Lebensstellung auf.

Friedrich Ludwig Persius wurde am 15. Februar 1803 in Potsdam geboren. Nach dem Besuch von Bürgerschule und Gymnasium wurde er 1817 Mitarbeiter des Bauinspektors Gotthilf Hecker. 1819 bis 1821 absolvierte er ein Feldmesserstudium an der Berliner Bauakademie, wo er erstmals in Kontakt mit seinem langjährigen Lehrer Schinkel kam. Unter dessen Leitung war Persius bis 1840 an der Anfertigung von Zeichnungen, der Entwurfsbearbeitung und der Bauleitung der Prinzenschlösser in Glienicke, Charlottenhof, Babelsberg und Petzow beteiligt. Von 1821 bis 1826 war er als Baukondukteur bei der Potsdamer Regierung tätig. Im April 1826 legte er seine Baumeisterprüfung an der Bauakademie ab.

Das erste größere Projekt, in welches Schinkel den jungen Kondukteur einbezog, war die Neugestaltung des Gutshauses Glienicke. Der Auftrag ging von Prinz Carl von Preußen aus, dem Bruder Friedrich Wilhelms IV., der das Gut am 1. Mai 1824 erworben hatte. Nach den Vorgaben von Schinkel entwickelte Persius eine Entwurfsserie mit sämtlichen projektierten Arbeiten. Im Zuge des Umbaus des Gutshofes Charlottenhof zum Schloß und der Ausgestaltung des Geländes mit Gärtnervilla, Gewächs- und Maschi- nenhaus, kam er erstmals direkt mit Friedrich Wilhelm IV. in Kontakt. Besonders imponierte dem späteren König, daß es Persius gelang, den Bau der Charlottenhofer Gärtnervilla trotz eines äußerst knapp bemessenen Zeitrahmens termingerecht zu vollenden. Bereits am 22. April 1830 wurde Persius daher zum "Bauinspektor Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen" ernannt.

Bei dem nach Plänen von Schinkel entworfenen Schloß Babelsberg, welches als Sommerresidenz für Prinz Wilhelm konzipiert wurde, überwachte Persius in einem ersten Bauabschnitt von 1834/35 die Bauausführung. Dadurch war er, als wenige Jahre nach der Fertigstellung Wilhelm den Anbau eines Festsaales wünschte, mit den örtlichen und räumlichen Gegebenheiten bereits vollkommen vertraut. Persius entwarf für den Anbau einen mächtigen Achteck-turm, der den Gesellschafts- und Tanzsaal als zweigeschossige Halle aufnahm und das neue Kernstück des Schlosses darstellte. Ebenfalls nach Persius' Plänen wurde das nur wenige Meter unterhalb des Schlosses Babelsberg befindliche Maschinenhaus in den Jahren 1843 und 1844 errichtet. Schon einige Jahre zuvor war ihm mit dem Maschinen- und Gärtnerhaus in Glienicke sowie dem Dampfmaschinenhaus für Sanssouci an der Neustädter Havelbucht eine herausragende Verbindung von moderner Technik und architektonischer Schönheit gelungen: Einerseits erfüllten diese Bauten den konkreten Zweck, die Parkanlagen kontinuierlich mit Wasser zu versorgen. Andererseits tragen sie bis heute den Charakter von Kunstwerken, die sorgsam in die Potsdamer Gartenlandschaft integriert wurden. Mit seinem maurischen Stil stellt gerade das Dampfmaschinenhaus bis heute einen klassischen Blickfang dar. Zu den bekanntesten von Persius geplanten und erbauten Objekten zählen ferner die Heilandskirche in Sacrow, die Friedenskirche in Potsdam und der Kuppelbau der Nikolaikirche sowie private Repräsentationsbauten wie die Villen Tieck, Illaire, Tiedke, Jacobs und Schöningen, die er im italienischen Stil unter Verwendung von Flachdächern ausführte. Das bekannte Ballokal "Krolls Etablissement" am Berliner Tiergarten basierte ebenso auf seinen Vorstellungen wie der Umbau von Heckers Kalkofen in der Teltower Vorstadt und der Zuckersiederei Jacobs.

Persius entwickelte eine Landschaftsarchitektur, die sich an den natürlichen Bedingungen des Baustandortes orientierte. Er wählte dort, wo er düsteren Fichtenwald vorfand, einen stärker mittelalterlich geprägten Stil mit Zinnen und Erkern. An hellen, mit Birken und Laubhölzern gesäumten Bauplätzen orientierte er sich dagegen an den italienischen Landbauten des 15. und 16. Jahrhunderts. Ein besonders gutes Beispiel bietet hierfür die Gestaltung der drei Förster-Etablissements im Potsdamer Wildpark. Zum Zwecke einer möglichst engen Verbindung von Gebäuden und Gärten arbeitete er eng mit dem Gartenarchitekten und -gestalter Peter Joseph Lenné zusammen. Eine besonders enge Beziehung entwickelte sich von Anfang der dreißiger Jahre bis zum Tode Persius' zwischen ihm und Friedrich Wilhelm IV., vor allem da beide die Begeisterung für romantische Stimmungen teilten. Ein Zeugnis der vertrauensvollen und gleichzeitig kritischen Zusammenarbeit stellt das in der Ausstellung präsentierte Tagebuch von Persius dar, in dem er zwischen dem 12. Oktober 1840 und dem 12. Mai 1845 insgesamt 156 Gespräche mit dem König festhielt und die besprochenen Bauvorhaben auflistete. 1842 wurde ihm der Titel "Architekt des Königs" verliehen - ein Titel, den sein ehemaliger Lehrmeister unter Friedrich Wilhelm III. angestrebt, jedoch nicht erhalten hatte; am 7. Februar 1845, wenige Monate vor seinem Tod am 15. Juli 1845, erhielt Persius schließlich auch den Titel "Königlicher Oberbaurat".

Persius war mit Schinkel der grösste Baumeister in Preussen

In der Folge 32 wurde in dem Artikel "Schloß in Posen wird Museum" ein Betrag in Reichsmark angegeben. Geltende Währung war 1910 jedoch die Mark. Die Reichsmark wurde erst 1924 eingeführt. Die Redaktion

Persius-Bau: Einem Tempelbau ähnlich errichtet ist die Heilandskirche in Sacrow Foto: Hillert Ibbeken