28.03.2024

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20.09.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 20. September 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

für mich ist es immer eine Freude, wenn ich einen Erfolg melden kann. Auch wenn es sich nicht um eine große Suchfrage handelte, aber wichtig sind alle positiven Ergebnisse. Im Fall von Jutta Seifert ging es um ein gerahmtes Hundebild, das aus dem Besitz ihrer Großmutter stammt. Das mit W. Prieß signierte Gemälde ist sicher hundert Jahre alt. Dieser Name - das wußte Frau Seifert - war in Willenberg bekannt, wo ihre Großeltern gelebt hatten. Wir suchten also Nachkommen des Malers, weil Frau Seifert ihnen gerne das Bild überlassen wollte. Das war im März 2002, und es geschah nichts - bis vor kurzem. Es meldete sich Herr Prieß aus Löhne, der dort die gleichnamige Buchhandlung besitzt. Er ist tatsächlich ein Nachfahre des Malers und freut sich natürlich sehr über das Bild, das nun in den richtigen Händen ist. Als Dankeschön übergab er Frau Seifert eine Chronik der Stadt Willenberg aus dem Jahre 1935, die für sie hochinteressant ist, weil ihre Mutter Ella Birkner, geb. Kuszewski, dort geboren wurde. Eine nette, kleine Familiengeschichte, nicht wahr?

Viel gravierender war da der Erfolg, den Rosemarie Grosche aus Belgien zu verzeichnen hatte. Sie suchte ihren Halbbruder, aber alle beschrittenen Wege erwiesen sich als Sackgasse. Bis sie bei einem Besuch bei ihrer Tante Asta Kuppe in Süddeutschland das Ostpreußenblatt fand, das sie bis dahin noch nicht gekannt hatte. Ihre Tante veranlaßte sie, an uns zu schreiben. Eine große Erwartung hegte Frau Grosche nach all den Mißerfolgen nicht, und sie schien auch recht zu behalten. Doch einige Monate nach der Veröffentlichung ihres Suchwunsches in unserer Zeitung meldete sich bei ihr - der gesuchte Halbbruder! Für Frau Grosche war ein Wunder geschehen!

Nun ist ihre geliebte Tante gestorben. In ihrem Nachlaß fand Frau Grosche einen Umschlag mit alten Kinderfotos. Es handelt sich um keine Familienbilder, sondern um Aufnahmen, die 1948 im Kinderheim Eggebek in Schleswig-Holstein gemacht wurden. Frau Kuppe - damals war sie noch unverheiratet und hieß Asta Grosche - betreute als junge Erzieherin in den letzten Kriegstagen und den Jahren danach eine Gruppe von Kindern, deren Eltern oder Angehörige vermißt oder verstorben waren. Die Kinder, oder jedenfalls die meisten von ihnen, stammten mit großer Sicherheit aus Ostpreußen, da Frau Kuppe sie auf der Flucht begleitete und mit ihnen in Eggebek landete. Es gibt ein Gruppenfoto, auf dem etwa 40 kleine und große Kinder mit den Erzieherinnen abgebildet sind. Des weiteren gibt es gut erhaltene Fotos von den Brüdern Joachim und Fritz Lerche, dem damals etwa vier Jahre alten Waldemar Spieß und der am 1. Januar 1944 geborenen Karla Kundler, die noch einen Bruder hatte und deren Vater ein höherer Offizier war. Einen guten Anhaltspunkt bietet die Aufnahme von einem Kinderfest mit der Aufführung von "Rumpelstilzchen" im September 1948. Vielleicht erinnern sich noch einige der ehemaligen Insassen des Lagers an die Holzbaracken in Eggebek und an die 26jährige "Tante Asta". Frau Grosche hat uns die Fotos überlassen, so daß die Antworten an unsere Ostpreußische Familie zu richten sind.

Das Wort "zufällig" kommt auch in dem Brief vor, den Olga Weimer an mich richtet: "Zufällig habe ich erfahren, daß Sie für die Preußische Allgemeine Zeitung in Hamburg schreiben und große Erfolge in der Suche nach Vermißten in der Vergangenheit hatten. Vielleicht können Sie mir auch helfen ..." Liebe Frau Weimer, Ihre Suchfrage dürfte wohl eine der schwierigsten sein, die ich bislang auf den Schreibtisch bekommen habe, aber ich will sie gerne veröffentlichen, weil ich Ihnen, der Wolgadeutschen, diesen Wunsch erfüllen möchte. Und weil wir ja viele Leser in den USA und Kanada haben, hoffe ich, daß sich wenigstens Hinweise auf ein gezielte Suche ergeben könnten, denn unsere enthält ja nur we-nig Festpunkte, die wohl kaum zu einem konkreten Ergebnis führen dürften. Es handelt sich um Verwandte von Olga Weimer, geb. Schenk, die nach dem Ersten Weltkrieg aus Pallasowka im Wolgagebiet nach Amerika auswanderten. Von diesen weiß Frau Weimer nur, daß es zwei Schwestern ihres Großvaters mütterlicherseits mit Namen "Fischer" waren. An irgendwelche Daten kann sie sich nicht erinnern, nur daran, daß ihre Mutter noch in Rußland Briefe und Fotos von den Tanten erhielt, die sie aber bei Kriegsbeginn vernichtete - aus Angst, daß die Russen erfahren könnten, daß sie Verwandte in Amerika habe. So brach der Kontakt ab und konnte auch nicht wieder aufgenommen werden, als Frau Weimer mit ihrer Familie 1993 in die Bundesrepublik übersiedelte. Ihre Mutter wollte dies so gerne, aber sie konnte sich an keine Anschriften und andere Angaben erinnern. Die jungen Frauen dürften in Amerika geheiratet haben und einen anderen Namen tragen, da aber nicht einmal ihre Geburtsdaten noch Vornamen bekannt sind, bleiben nur der Nachname "Fischer" und der Heimatort "Pallasowka" als einzige konkrete Anhaltspunkte. Auch der genaue Zeitpunkt der Auswanderung ist nicht fixierbar "irgendwann zwischen 1920 und 1940". Vielleicht helfen hier die Familien anderer Rußlanddeutscher weiter - es könnte ja sein, daß die Frauen Landsleute geheiratet haben. Lassen wir also diesen Suchwunsch zuerst einmal so stehen. Vielleicht gibt es doch brauchbare Spuren, die man dann weiter verfolgen kann. (Olga Weimer, Anton-Günther-Weg 16 in 84478 Waldkraiburg.)

"Was ist aus meinem Vater Erich Pfeffer geworden?" fragt immer wieder sein Sohn Karl-Heinz Pfeffer aus Stendal. Obwohl er glaubt, alle Suchmöglichkeiten ausgeschöpft zu haben, hofft er jetzt doch auf unsere Ostpreußische Familie. Als Sechsjähriger hat er seinen Vater zum letzten Mal gesehen, als dieser am 24. Januar 1945 in Königsberg die Familie auf das Schiff brachte, mit dem Frau Pfeffer und ihre Kinder sicher Swinemünde erreichten. Sie fanden zunächst eine Bleibe in Miesterhorst, Kreis Klötze, im damaligen Bezirk Magdeburg. Bereits 1947 starteten die Pfeffers den ersten Versuch, den Ehemann und Vater zu finden. Sie stellten beim Suchdienst für vermißte Deutsche in der sowjetischen Besatzungszone einen Suchantrag, der keinen Erfolg brachte. Nach der Wende nutzte Karl-Heinz Pfeffer die neuen Möglichkeiten, die sich nun für die Suche boten, aber auch sie zeitigten kein Ergebnis. Deshalb nun die Suchfrage nach dem am 9. Februar 1911 in Königsberg geborenen Erich Pfeffer, verheiratet mit Charlotte, geb. Strauß. Die Familie wohnte in Ponarth, Schifferdeckerstraße 25. Erich Pfeffer arbeitete als technischer Angestellter auf der Schichauwerft, in seiner Freizeit war er aktiver Ringer in einem Sportverein. Während des Krieges muß er bei der Marine gewesen sein, denn es gibt ein Foto von ihm in Marineuniform. Auf der Mütze ist die Schrift "... fsstammabteilung" zu erkennen. Sein Sohn hat bereits beim Deutschen Marinebund nachgeforscht, auch hier kam er nicht weiter. Vielleicht helfen ihm ja jetzt unsere Leser! (Karl Heinz Pfeffer, Preußenstraße 42 in 39576 Stendal, Telefon 0 39 31 / 21 03 36.)

Seine ostpreußischen Verwandten, mit denen seine Familie zum letzten Mal im Jahr 1946 in Kontakt stand, sucht Hans-Joachim Heller aus Berlin. Er ist jetzt im Ruhestand dabei, die Familiengeschichte aufzuarbeiten - mit guten Ergebnissen. Herr Heller kann seine Linie bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie stammt ursprünglich aus der Schweiz. Ein Urahn wurde dann vom Großen Kurfürsten angeworben, so kam die Familie nach Brandenburg. Im 19. Jahrhundert gelangten die Hellers mit dem Bau der Ostbahn nach Ostpreußen. Hans-Joachims Vater ging schon als junger Mann nach Berlin, während die übrige Verwandtschaft in Ostpreußen blieb. So auch sein Onkel Wilhelm Heller, Bruder seines Vaters Rudolf, mit Frau, Tochter und Sohn. Diese Familie wird nun gesucht. Wilhelm Heller, * 4. Juli 1887, war Eisenbahner und verstarb noch 1945 in Ostpreußen. Letzter Wohnort der Familie war Herrndorf, Kreis Preußisch Holland. Seine Frau Elise mußte die Heimat verlassen, sie meldete sich 1946 aus Unteraltertheim Nr. 19 bei Würzburg, wo sie zusammen mit ihrer Tochter Gerda und deren Kind lebte. Der Sohn kam Anfang 1946 aus russischer Gefangenschaft und fand nach langer Suche Frau und Kinder in Holstein wieder. Hans-Joachim Heller möchte nun so gerne mit diesen Verwandten in Verbindung treten, er bedauert sehr, daß der Kontakt in den Wirren der Nachkriegszeit abriß. Vielleicht erinnern sich ja auch ehemalige Herrndorfer an die Famillie Heller? (Hans-Joachim Heller, Streckfußstraße 16 in 13125 Berlin-Karow, Telefon 0 30 / 9 43 04 99.)
Eure Ruth Geede

Rumpelstilzchen: Auf einem Kinderfest in Eggebeck Foto: Grosche

Gruppenbild mit Damen: Kinderheim Eggebek im September 1948