29.03.2024

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11.10.03 / Auf Fährtensuche / Wissenschaftler forschen nach den Sammlungen im Königsberger Schloß

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 11. Oktober 2003


Auf Fährtensuche
Wissenschaftler forschen nach den Sammlungen im Königsberger Schloß

Die Suche nach verschwundenen Kulturgütern aus Königsberg führte den Leiter des "Museums Stadt Königsberg", Lorenz Grimoni, sowie den Archäologen und Althistoriker Dr. Heinrich Lange nach Allenstein, Heilsberg, Mohrungen, Thorn und Warschau. Das Ergebnis der von einer Stiftung ermöglichten Studienfahrt soll in ein Buch über das Königsberger Schloß und den Verbleib seiner vielen Sammlungen, die große Kant-Ausstellung vom 12. Februar bis 31. Ok-tober 2004 in Duisburg sowie eine weitere für Duisburg geplante Ausstellung anläßlich des 750. Stadtjubiläums von Königsberg 2005 fließen.

In Allenstein fanden Grimoni und sein Begleiter Fotomaterial (Glas-platten), Unterlagen der Königsberger Regierung, der Universität und der Denkmalpflege sowie Keramik aus der Königsberger Sammlung im Schloß. In Heilsberg sahen sie Epitaphien, Apostel- und Evangelistenfiguren sowie weitere kirchliche Kunstgegenstände aus mittelalterlichen Königsberger Werkstätten. In Mohrungen erwartete sie außer einer informativen Ausstellung zu Johann Gottfried Herder das Bild Martin Luthers von Lukas Cranach sowie das Epitaph mit der ältesten Darstellung des Königsberger Schlosses von 1557 aus dem Königsberger Dom. In Warschau konnten sie Bilder von über 60 Jahre alten Glasnegativen vom Schloß, vom Dom, von der Altstadt und von der berühmten Prussia-Sammlung, die inzwischen per Computer inventarisiert und wie-dergegeben sind, einsehen und für das Duisburger Museum bestellen.

In Thorn schließlich konnte der Leiter des Duisburger Museums eine "Sternstunde" erleben, als er sämtliche Eintragungen der Königsberger Universität aus den Jahren 1676 bis 1810 studieren konnte, darunter auch jene des Studenten und jene des Rektors Immanuel Kant. Unter den Studenten, die in diesem wertvollen Werk eingetragen waren, fanden sich diverse klangvolle Namen aus dem Adel, Namen von vielen Königsbergern oder Ostpreußen, die später berühmt wurden. Zwischen den Eintragungen befanden sich gemalte Darstellungen jener Rektoren, die in Personalunion Kronprinzen von Preußen waren.

Dieses zeit- und geistesgeschichtliche Dokument sowie viele andere Bücher und Schriften der "Albertina" sollten in den Kriegsjahren von Ostpreußen in den Westen gebracht werden, doch die Züge blieben in Posen stehen, und das Material verblieb in Polen. Dr. Lange konnte ausführliche Studien zum Verbleib der einst 20 Bände der "Silberbibliothek Herzog Albrechts" betreiben, und den beiden Besuchern wurden Bildmaterial zu den Bänden sowie Monographien polnischer Verfasser über dieses kostbare Gesamtwerk aus dem 16. Jahrhundert geschenkt. In dem Buch über das Königsberger Schloß und über den Verbleib seiner Sammlungen nach der Zerstörung, das Dr. Lange zusammen mit Wulf Wagner im Auftrag der Stadtgemeinschaft Königsberg für 2004 vorbereitet, wird festgehalten werden, welche Kulturgüter den Zweiten Weltkrieg wohlbehalten überstanden haben.

In einer Übersicht der Thorner Universitätsbibliothek schließlich fanden Grimoni und Dr. Lange Hinweise, daß dort auch Bestände aus dem Königsberger Schloß, aus der Königsberger Stadtbibliothek, von der Königlichen Deutschen Gesellschaft, von Schul- sowie anderen Bibliotheken aus Elbing untergebracht sind. Das gleiche gilt für Teilbestände von Bibliotheken aus Kulm, Greifswald, Köslin, Stettin, Stargard, Danzig und Berlin. Doch auch Bibliotheken von adligen Familien sind dort aufbewahrt, wie beispielsweise der Familie von Dönhoff, von Kunheim (Juditten) und von Lehndorff.

Überall wurden die beiden Deutschen von den polnischen Wissenschaftlern freundlichst aufgenommen und in ihren Bemühungen bestens unterstützt. Sie erhielten Bildmaterial und Bücher sowie die Zusage, Compact Discs zugeschickt zu bekommen. Im Gegenzug nahmen sie eine CD mit Bildern aus Königsberg mit, welche die polnischen Wissenschaftler nicht identifizieren konnten. Ein weiterer Höhepunkt für die beiden Wissenschaftler war die Übernachtung in Gästezimmern des Thorner Rathauses. Bei einem Blick aus dem Fenster sahen sie unter sich auf das 150 Jahre alte Denkmal für Nikolaus Kopernikus, der in Thorn geboren wurde und der mit seinem heliozentrischen Weltbild das neuzeitliche Denken entscheidend beeinflußt hat. Weitere Höhepunkte in dieser ersten vom Deutschen Ritterorden begründeten Stadt waren ein Besuch im Kopernikus-Museum sowie in den Ruinen der ersten Ordensburg. In kleinen Schritten versucht man in Thorn, weitere Kellergewölbe freizulegen und den Besuchern zu öffnen. L. G.