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18.10.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Oktober 2003


Edle Visionen ... und braune Hunde
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Deutschland ist eine durch und durch zivile Gesellschaft geworden, das ist unsere Lehre aus der Geschichte. Deshalb ist es auch halb so wichtig, wer für welches System, auf das wir heute nicht mehr so gern zurückblicken, am Schreibtisch gesessen hat. Jedoch: Wer sich in die entsprechende Uniform hat stecken lassen, den machen wir platt. Wie den Leipziger Olympia-Manager Thärichen. Der hat fünf Monate lang bis Ende Januar 1990 beim DDR-Wachregiment "Feliks Dzierzynski" strammgestanden. Dafür mußten wir ihm einen sehr kurzen Prozeß machen. Schließlich haben wir wichtige Termine wie den mit dem ehemaligen SED-Vorsitzenden Gregor Gysi, der (als Thärichen gerade zum Schafott geführt wurde) bei Sabine Christiansen Wichtiges zur "Reformdebatte in Deutschland" verlauten ließ. Ist es nicht widerlich zu erleben, wie die häßlichen kleinen Thärichens dieser Welt unsere Freude an einem ebenso humorvollen wie eloquenten TV-Unterhalter wie Gysi immer wieder stören?

Wir mögen Gysi, schon weil uns die Medien seit 13 Jahren erzählt haben, daß er einer ist, den man mögen sollte. Arnold Schwarzenegger mögen wir nicht. Seine Wahl zum kalifornischen Gouverneur hat uns daher ziemlich ratlos zurückgelassen. Gern hätten wir ihm jetzt unter die Nase gehalten, daß Reagan auch Schauspieler gewesen sei und da hätte man schließlich gesehen, daß solche Leute nur Blödsinn machen. So hätten wir ihn gern entlarvt, würde unser Land nicht gerade von einer Armee hektischer Reform-Kommissionen überrannt, die in etwa genau dasselbe fordern, was Arnies Schauspieler-Urahn Reagan vor 20 Jahren schon gemacht hat. Da war nun schlecht mäkeln. Schade. Nicht mal die Behauptung, Schwarzenegger habe es zu sehr mit den Frauen und mit Hitler, half uns. Bei den Frauen hat er sich frech entschuldigt, und Hitler war als Zeuge nicht aufzufinden.

Schwarzenegger ist eben ein Populist, und das sind abgefeimte Leute, besonders die aus Österreich. Wir erinnern uns noch an Jörg Haider. Demokraten hatten herausgefunden, daß der Kerl bereits 1938 für den Anschluß seiner Heimat ans Deutsche Reich eingetreten ist. Dreist redete sich der Kärntner damals heraus, daß er erst seit 1950 auf der Welt sei und daher auf die Ereignisse von 1938 keinen wesentlichen Einfluß habe nehmen können. Mit solchen Methoden versuchen Populisten und andere Rattenfänger allenthalben, anhand an- geblicher "historischer Tatsachen" unsere politische Moral und Wachsamkeit zu untergraben. Doch wir lassen uns nicht irre machen: Haider hat Österreich angeschlossen, und Schwarzenegger hat Hitler betatscht. So war's.

Die Meinungsforscher haben mittlerweile herumgefragt, welcher unserer deutschen Unterhaltungshelden denn Chancen hätte in der Politik. Spitzenreiter: Günther Jauch. Jauch ist nämlich nicht bloß TV-Liebling, er ist auch politisch engagiert. Das wußten die wenigsten. Der Spiegel dieser Woche berichtet über die Geschichte eines Berliner Lehrers von derselben Schule, an der auch Jauchs Kinder leiden. Der Lehrer hatte Stalin mit Hitler verglichen und die Fälschungen in Reemtsmas fälschungsträchtiger Wehrmachtsschau öffentlich als Fälschungen verleumdet. Ein Nazi also. Eine Eltern-Initiative mit Jauch als Flaggschiff (dessen Kinder zwar gar nicht von dem Lehrer unterrichtet wurden, aber von ihm gehört hatten) betreibt seit drei Jahren die gesellschaftliche Ausmerzung des bedenklich denkenden Pädagogen - mit Erfolg. Der Mann wurde aus dem Dienst entfernt, beruflich und nervlich ist er am Ende. Jauch konnte, vom Spiegel befragt, eigentlich nichts Braunes an dem Lehrer finden, aber er könne sich heute auch gar nicht mehr richtig an den Fall erinnern. Das hat doch Klasse, nicht wahr? Heute befreien uns nicht mehr muffige, schlecht angezogene Geheimpolizisten von den auszutilgenden Elementen mit dem bösen Blick, heute liquidieren Quiz-Master solche Leute ganz lässig im Vorübergehen, zwischen Werbepause und Master-Frage.

Und es gibt noch viel zu tun für sie. Die braune Woge steigt nämlich immer höher. Am Dienstag meldete der Berliner Kurier, in der Hauptstadt stehe jetzt ein Mann vor Gericht, weil er seinen Hund Adolf genannt und ihm den Hitler-Gruß beigebracht hat. Der 54jährige Hundeverführer wird nun wegen der "Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" zur Rechenschaft gezogen, schreibt der Kurier.

Zum Schicksal des nationalsozialistischen Vierbeiners wurden bisher keine Angaben gemacht. Doch das Vieh hat es in sich, soviel ist bereits durchgesickert. Das Monster ist laut Zeitung schwarz (wie ein SS-Mann!), ein Schäferhund(!)-Mischling und verwandelt dem Vernehmen nach alles, was er frißt, in braune Masse. Das Urteil ist unabwendbar: Er muß erschossen werden. Schon wegen des Jugendschutzes - und aus Rücksicht auf zugewanderte Hunderassen natürlich. Welche seelischen Erschütterungen wird es bei dem netten Afghanen auslösen, wenn sich der Nazi-Köter zum abendlichen Gassi-Beschnuppern vor ihm aufbaut und die rechte Pfote reckt? Was soll das Ausland denken?

Dort, im Ausland, breitet sich das Gift der Fremdenfeindlichkeit immer schneller aus. Jetzt haben die Iraker den angekündigten Besuch ihrer türkischen Nachbarn mit einer Autobombe vor Ankaras Botschaft in Bagdad beantwortet. Besonders die Kurden im Nord-Irak wollen von türkischen Soldaten in ihrem Gebiet nichts wissen. Das verstehe nun wer will. Seit zahllosen Generationen leben die Kurden im bunten, multikulturellen Miteinander mit ihren türkischen Nachbarn und genießen deren behutsame Integrationspolitik. Und nun das. Sind diese Kurden denn mit gar nichts zufrieden? Saddam mochten sie nicht, mit den Amis haben sie sich überworfen, und dann bomben sie den Türken die Fenster kaputt. Es wird uns nichts übrigbleiben, als die gesamte Region in die EU aufzunehmen, um Frieden zu stiften.

Doch die gerät gerade in bedenkliche Schieflage. Deutschland macht zunehmend hemmungslos Schulden, der Stabilitätspakt verströmt schon Leichengeruch. Das ist ziemlich ernst. Über Jahrzehnte schuf die EU Frieden und Harmonie, denn selbst jahrhundertealte Erbfeinde wandelten sich zu echten Partnern, wenn es darum ging, wer wieviel von dem Geld aus Deutschland bekommt. Was geschieht, wenn die Deutschen nicht endlich zu sparen anfangen und irgendwann die Wünsche der Freunde nicht mehr erfüllen können? Europa läuft Gefahr, der edelsten Grundlage seiner gemeinsamen Vision beraubt zu werden. Und die Deutschen werden schuld daran sein.