24.04.2024

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01.11.03 / Warum Degussa für das Berliner Mahnmal nichts liefern darf 

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. November 2003


Geschäft mit dem Holocaust?
Warum Degussa für das Berliner Mahnmal nichts liefern darf 
von E. Schultz

Still war es geworden um das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Unspektakulär und fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurden die ersten von 2.751 Betonstelen errichtet. Für deren Lieferung hatte eine Firma Geithner in Wilhelmshaven den Zuschlag erhalten. Um die Betonpfeiler vor Schmierereien, aber auch vor natürlichen Umwelteinflüssen zu schützen, vereinbarte das Unternehmen eine Zusammenarbeit mit dem Chemiekonzern Degussa, der für 100.000 Euro alle Stelen mit dem Mittel "Protectosil" behandeln sollte. Dem hatte auch Denkmals-Architekt Peter Eisenman aus New York zugestimmt.

Doch dann beschloß das Mahnmalkuratorium, der Degussa diesen Auftrag wieder zu entziehen: Eine Tochtergesellschaft des Konzerns (Degesch/Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) habe im Dritten Reich jenes Zyklon B produziert, das in NS-Vernichtungslagern zum Einsatz kam. Mitinitiatorin Lea Rosh legte argumentativ nach: Selbst wenn die Degussa die geplanten Leistungen "umsonst" erbracht hätte, könne man deren "ausge-streckte Hand nicht ergreifen".

Dabei werden allerdings mehrere Faktoren ausgeblendet: Zum einen ist die heutige Firma Degussa nicht mehr mit dem Konsortium des Jahres 1941 vergleichbar, weder strukturell noch personell. Darüber hinaus wird damit kein gutes Zeichen Firmen gegenüber gesetzt, die - wie Degussa - bereit sind, die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit zu leisten. Ferner hat sich Degussa mit erheblichen Zahlungen an dem Fonds zur Entschädigung von jüdischen Zwangsarbeitern, der auch den Grundstock zur Finanzierung des Mahnmales darstellte, beteiligt. Zudem haben es Förderkreis und Stiftung häufig selbst an Fingerspitzengefühl mangeln lassen. So wurde vor gut zwei Jahren eine Plakataktion initiiert, die aufgrund ihres mißverständlichen Charakters bereits nach wenigen Wochen beendet werden mußte. Statt sich davon zu distanzieren, geben die damals Verantwortlichen unumwunden zu, zum Zweck der Ankurbelung der Spendenbereitschaft sei (fast) jedes Mittel recht gewesen: Durch die von dem Plakat ausgelöste "intensive Diskussion" innerhalb der Medien und der Bevölkerung sei "ein ungewöhnlich hohes Spendenaufkommen" zu verzeichnen gewesen. Denkbar also, daß jetzt weniger die Degussa-Beteiligung - im Rahmen der über 27 Millionen Euro Gesamtkosten ohnehin ein marginaler Posten - als vielmehr eine geschickte PR-Vermarktung steckt. Das Holocaust-Mahn- mal ist wieder ein Medienthema. Was könnten sich Stiftung und Förderkreis Besseres wünschen?