20.04.2024

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08.11.03 / Keine Scherze mit dem König

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. November 2003


Keine Scherze mit dem König
von Robert Jung

Auf seinen alljährlichen Musterungsreisen suchte eines Tages Friedrich der Große einen gewissen Amtmann Hahn in einer kleinen Kreisstadt des ostelbischen Raumes auf. Diese Visitationen, wie man seine Besuche damals nannte, jagten so man- chem Beamten einen gehörigen Schrecken ein. Nicht dagegen dem Amtmann Hahn. Drei Tage und ebenso viele Nächte verbrachte der preußische König unter seinem Dach. Ehe er jedoch wieder abreiste, befahl er seinen Begleitern, man möge seinem Amtsdiener alles auf Heller und Kreuzer bezahlen, was in diesem Zeitraum von ihm und den Beamten verzehrt wurde.

Amtmann Hahn aber war anderer Ansicht: "Es war mir eine große Ehre, Euer Majestät zu bewirten!", erwiderte er. "Auf keinen Fall möchte ich dafür Geld annehmen." Doch der König gab nicht nach. Bevor er seine Kutsche bestieg, verlangte er von seinen Begleitern, den Amtmann noch einmal zu sehen. "Ich danke Ihm für seine Gastfreundschaft", sagte er gutgelaunt. "Ich will Ihm nichts anbieten. Man sagt mir aber, Er nehme nichts, weil Er reich sei. Ist das wahr oder nur ein Gerede der Leute, Hahn?" - "Es ist wahr, Euer Majestät!"

Der König stutzte für einen Augenblick. In Geldsachen war er für sein strenges Regiment bekannt, darin verstand er keinen Spaß. "Wie ist Er denn in dieser schweren Zeit überhaupt zu Geld gekommen?" forschte der Alte Fritz recht ungläubig. "Von einer Reihe anderer Beamten Euren Schlages höre ich im ganzen Lande immer nur Jammern und Wehklagen?"

"Euer Majestät!" erwiderte Hahn. "Ich habe immer und zu jeder Tageszeit um einen Groschen oder Taler teurer eingekauft und alles später um fünf Groschen billiger abgegeben als andere." Der König lief vor Ärger rot an: "Mache Er mit mir keine unziemlichen Scherze", drohte er. "Ich habe keine Zeit, mit Ihm zu spaßen, und verlange eine ehrliche Antwort und keine Narrenpossen zu hören!"

"Euer Majestät! Es ist die lautere Wahrheit. Wenn das Schlachtfleisch wohlfeil war, bezahlte ich es am Markt mit einigen Talern über den Preis. Wenn es mehr galt, verlangte ich für das gespeicherte Fleisch stets einige Taler weniger, als man sonst in schlechten Zeiten dafür forderte. So habe ich mir durch einen wohlfeilen Einkauf mein Geld ehrlich verdient. Jeder in meinem Bezirk wird dies gern bezeugen!"

"Er ist ein braver Mann", erwiderte der König. "Ich werde Ihn für sein kluges Verhalten in Kürze in den Adelsstand erheben." -"Euer Majestät!" schluckte der Amtmann Hahn. "Der Worte und Güte sind mir für alle Zeiten Dank genug." Aber der König blieb bei seinem Versprechen, ihn zu adeln.