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22.11.03 / Die ostpreußische Familie

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. November 2003


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde

unserer Ostpreußischen Familie,

die Anrede macht's und wohl auch unser zwangloser Plauderton - sagen wir auf gut ostpreußisch "plachandern" -, daß uns viele Leserinnen und Leser schreiben, die vielleicht sonst nicht zur Feder greifen würden. Auch über das Internet gewinnen wir so neue Freunde, wie Carola Jestel aus Berlin. Sie schreibt: "Ich bin schon seit nunmehr zehn Jahren auf der Suche nach meinem Großvater. Mit dem Internet ergeben sich beinahe täglich neue Möglichkeiten, meine Suche endlich erfolgreich werden zu lassen. Zumindest gibt es neue Hoffnungen. Bei meiner Suche bin ich nämlich auf Ihre Seiten gestoßen. Die Warmherzigkeit und der fast liebevolle Umgangston lassen mich jetzt einfach mal den Versuch wagen, bei Ihnen Informationen erfragen zu dürfen." Aber gerne, liebe Frau Jestel, und ich hoffe, daß sich wenigstens einige Hinweise ergeben. Also zur Sache:

Die Familie Jestel stammt aus Niederschlesien. In den letzten Kriegstagen wurde der in Altweistritz, Kreis Habelschwerdt, geborene Großvater von Carola Jestel, der damals 44jährige Josef Jestel, noch zur Wehrmacht eingezogen und ist seitdem verschollen. Über verschiedene Institutionen konnte sie immerhin seine letzte Einheit und die möglichen letzten Aufenthalts-orte erfahren: Der Großvater wurde letztmalig am 28. April 1944 als Angehöriger der Einheit Nachschub Kompanie 85 erfaßt, Erkennungsmarke: - 4590 - St.Kp.Krf.Ers.Abt. 8. Im April 1945 hielt sich Josef Jestel im Raum Insterburg, Norkitten oder Nordenburg auf. Wenn er nicht in diesen letzten Kämpfen gefallen ist oder verwundet wurde, dürfte er in Gefangenschaft geraten sein. Wir wollen hier zuerst einmal die Frage stellen: Wer war damals auch dabei und weiß, in welche Lager die Gefangenen kamen? Vielleicht taucht in der Erinnerung eines Lesers auch der Name seines ehemaligen Kameraden Josef Jestel auf? Über jeden noch so kleinen Hinweis wäre die Enkelin wirklich dankbar, denn sie schreibt: "Damit könnte in ein 50jähriges Rätsel vielleicht ein wenig Licht gebracht werden, und ich und meine Familie hätten ein wenig mehr als ein einziges vergilbtes Foto. (Carola Jestel, Bänschstraße 4 in 10247 Berlin.)

Auch für Renate Brown aus dem US-Staat Georgia sind wir die letzte Hoffnung, denn ihre Frage hat bisher niemand beantworten können. Sie führt ebenfalls in jene furchtbare Zeit zurück. Ihre Mutter blieb in Königsberg, und als die Rote Armee die Festung einnahm, wurde sie mit anderen Zivilpersonen und Soldaten in ein Lager bei Preußisch Eylau gebracht und dort interniert. Immerhin wurde sie nicht nach Rußland verschleppt, sondern verblieb dort bis zum Herbst 1948. Sie kam mit einem Transport nach Graevenitz, Kreis Stendal, in der damaligen russischen Zone. Nun möchte Frau Brown etwas Klarheit in die für sie geheimnisvoll gebliebenen Vorgänge bringen. Wer war in jener Zeit ebenfalls in einem Lager bei Preußisch Eylau, kann und will darüber berichten? Auch über die Transporte hätte Frau Brown gerne nähere Informationen. (Renate Brown, 704 Dover Lane, Hinesville, GA 31313, USA.)

Ebenfalls aus den USA meldet sich Detlev Lothar Werk, und ein Satz in seinem Schreiben hat mich besonders berührt: "Meine Mutti kann sich leider nicht mehr an viel erinnern, aber sie wird noch einmal aufleben, wenn sie von ihrer Vergangenheit in Ponarth hört!" Ja, da kann unsere Familie sicherlich etwas Lebenselixier beisteuern, denn zuerst einmal will die Ostpreußin soviel wie möglich über ihre Kinderheimat Königsberg-Ponarth erfahren, besonders aber über die Bäckerei Hoellger in der Brandenburgerstraße 37. Die Besitzer waren ihre Eltern Ernst und Emma Hoellger. Sie hatten sechs Kinder: Bruno, Waldemar, Kaethe, Albert, Hildegard und Edeltraut - letztere ist die Mutter von Detlev Werk. Die Mittachtzigerin lebt noch als einzige von den Geschwistern. Vielleicht erinnern sich ehemalige Spielgefährten oder Schulkameraden an die Hoellger-Kinder, vor allem an Edeltraut. Es wäre schön, wenn man der Seniorin mit gemeinsamen Erinnerungen, vielleicht sogar mit Fotos aus der Heimat, ein Stück Kindheit und Jugendzeit zurückbringen könnte. Zuschriften bitte an Detlev Lothar Werk, Sr. San Pedro, CA 90732, USA.

Immer wieder bekomme ich Briefe, die auch in meine eigene Königsberger Zeit zurückführen - und da dachte ich natürlich, als ich das Schreiben eines ehemaligen Mitgliedes der Rundfunkspielschar des Reichssenders Königsberg erhielt, für den ich ja einmal - lang, lang ist's her - viele Kindersendungen schrieb, daß der darin geäußerte Wunsch mit dieser Vergangenheit zu tun hätte. Aber die gemeinsame Erinnerung war nur der Aufhänger für eine sehr schwierige Frage, für die ich selber keine Hinweise geben kann, obgleich ich mich kundig gemacht habe. Aber vielleicht gibt es ja Leserinnen und Leser, die ein ähnliches Problem haben oder hatten, denn es handelt sich um eine aktuelle Angelegenheit, so daß ein Erfahrungsaustausch zustande kommen könnte und daraus resultierend Ratschläge für eine - wenn überhaupt mögliche - Lösung.

Die Wurzeln liegen aber doch in der Vergangenheit, nämlich bei der Rundfunkspielschar und dem Heinrich-Albert-Chor, als die beiden Königsberger Kinder dort gemeinsam sangen. Sie und er erlebten auch zusammen das Kriegsende im Bayerischen Wald, wohin die damalige Chorleiterin Lilo Grube die Spielschar geführt und damit die Kinder gerettet hatte. Auch später blieben die beiden in Briefwechsel, obgleich sich ihre Wege trennten. Sie wurde Lehrerin in Westdeutschland, er wanderte später als gelernter Betriebswirt nach Kanada aus. Als er nach dem Tod seiner Frau die alten Freunde in Deutschland besuchte, gab es auch ein Wiedersehen mit seiner Freundin, die schon 30 Jahre allein lebte. Es wurde eine späte Liebe, die nun mit einer Heirat besiegelt werden soll. Gemeinsam will das Paar die letzten Lebensjahre in Deutschland verbringen.

Und jetzt kommt das Problem: Er erhält Rente aus Deutschland, USA und Kanada, aber er erfüllt nicht die Voraussetzungen, um in Deutschland krankenversichert werden zu können. Die gesetzlichen wie die privaten Versicherungen nehmen ihn nicht mehr auf. Und ohne Krankenversicherung hier zu leben ist in dem hohen Alter indis-kutabel. Die kanadische Provinz British Columbia fordert von den Menschen sechs Monate Residenzpflicht, wenn sie die dortige Krankenversicherung nicht verlieren wollen. Sie schreibt: "So fliegen wir beide zwischen Deutschland und Kanada hin und her. Aber wir werden älter, das Fliegen wird immer beschwerlicher. Und wenn wir einander wirklich brauchen würden, ist das Problem unlösbar. Ich bin verzweifelt, daß es für uns alte Leute nicht möglich sein soll, hier ständig zusammenzubleiben. Es kommen viele Menschen nach Deutschland, die erhalten Hilfe jeglicher Art, egal, wie alt sie sind. Wir wollen für die Versicherung bezahlen und werden ausgeschlossen. Das ist schon ein bitteres Gefühl ..." Die letzten Zeilen geben ihrer Hoffnung Ausdruck: "Vielleicht haben Sie, liebe Ruth Geede, in der großen Gemeinde der Ostpreußischen Familie oder in Ihrem Umfeld von einem ähnlichen Fall gehört, und es hat dort eine Lösung gegeben?" Ich selber muß leider passen, aber vielleicht kann doch unsere immer hilfsbereite Familie zu einer möglichen Lösung beitragen! Bitte an mich schreiben (Kennwort: Kanada).

Zum Thema Ahnenforschung eine kurz und knapp gehaltene Bitte von Thomas Stahnke über Internet: "Ich suche Kontakte zu Überlebenden, Bekannten, Freunden sowie Hinweise und Tipps zur Vervollständigung der Ahnengalerie des Stammbaums der ostpreußischen Familie Wichert aus Pilgramsdorf/Tolksdorf/Braunsberg. Jeder kann helfen. Bitte schreiben Sie mir kurz. Ich danke Ihnen sehr!" (Die - von uns angeforderte - Anschrift: Thomas Stahnke, c/o Christopher Knight, Postfach 040146 in 10061 Berlin.)

In diesem Zusammenhang wieder einmal der Hinweis: Bitte auch bei Internet-Anfragen immer die Postanschrift angeben! Leider ist diese, vor allem in handgeschriebenen Briefen, auch nicht immer leserlich. Und oft sind die Adressenaufkleber so winzig, daß man schon eine Lupe benötigt, um sie zu entziffern. Wenn sie dann nur noch auf den Umschlag geklebt sind und auf dem Briefbogen fehlen, wird es schon schwierig. Eine falsche Postleitzahl war vielleicht auch ein Grund, weshalb Ernst Kahlfeld, der nach Namensträgern fragte, nur zwei Zuschriften erhielt - oder war der Name "Kahlfeld" in Ostpreußen so selten? Herr Kahlfeld möchte doch gerne wissen, woher die Kahlfelds kommen. Daß sie im nördlichen Ostpreußen - wahrscheinlich nach der Pest - angesiedelt wurden, ist anzunehmen, da auch eine Zuschrift auf diesen Raum hinweist. Also hier noch einmal die Anschrift von Ernst Kahlfeld mit der richtigen Postleitzahl: Jahnstraße 14 in 70597 Stuttgart, Telefon: 07 11/60 88 24.

Diesen ostpreußischen Ortsnamen konnte ich in keinem meiner voluminösen Verzeichnisse finden: Wottrich. Renate Großmann sucht ihn, denn sie ist eine geborene Wottrich. Vor Jahren fand sie in einem Buch von Werner Buxa vermerkt, daß dieser Name von einer Ortschaft bei (?) herkomme. Leider hat sie das Buch nicht mehr und bittet nun - nach jahrelangem Suchen - unsere Familie. Also: Wer kann sagen, wo die Ortschaft Wottrich zu finden ist? (Renate Großmann, Turnstraße 8 in 75173 Pforzheim, Telefon 0 72 31/2 27 95.)

Unsere letzte Frage hat nichts mit unserer Heimat zu tun, aber sie wird von einer Ostpreußin gestellt. Frau Dr. Christel Mathes steckte sie mir bei meiner kürzlichen Lesung in Itzehoe zu, und da solche Briefe und Zettelchen leicht verlorengehen, erledige ich ihren Wunsch ganz schnell. Sie sucht ein heiteres Lied über Sokrates und Xanthippe, das sie früher oft gesungen hat und von dem sie nur einige Fragmente weiß, wie die Anfangszeilen: "Im Land der Griechen kann man seh'n an einem Fluß die Stadt Athen. Dort lebt' zur Zeit des Perikles - Sokrates!" Wer kennt dieses Lied, das vielleicht in einem alten Kommersbuch zu finden ist? (Dr. Christel Matthes, Suder Allee 41 in 25524 Itzehoe.)

Eure

Ruth Geede