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22.11.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. November 2003


Gehackte Hoffnung / Die Zukunft heißt Scholz 
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Schlechtes Wetter verursacht schlechte Laune, ja es kann sogar krank machen, sagen die Wissenschaftler. Wenn dazu noch ein schlechter Generalsekretär kommt, sind wirklich gute Ärzte gefragt. Oder wenigstens ein überzeugender Gesundbeter. Den hatte die SPD in Bochum glücklicherweise zur Hand. Einundachtzig Minuten lang sprudelte Parteichef Schröder vor seinen Genossen heraus, wie schön die Welt wirklich ist. Sogar der Sozialismus lebt noch, hat er ihnen versichert. Das hatten wir von einem deutschen Regierungschef zuletzt vor 14 Jahren gehört. Dem ist danach eine Mauer auf den Kopf gefallen. Einige Jahre später verstarb der Arme an den Folgen der Verletzungen.

Doch diesmal wird alles besser, hat Schröder versprochen und als Grund für seinen Optimismus die "wirklich große Nachwuchshoffnung" der SPD aus dem Zylinder gezaubert: Olaf Scholz. Das war eine Überraschung, denn kurz zuvor hatten die SPD-Parteitagsgänger jene "Hoffnung" noch eigenhändig durch den Wolf gedreht.

Ist das ein gutes Omen für die SPD? Gehacktes hat bekanntlich kein Rückgrat. Kann aber trotzdem tapfer sein: "Ich fühle mich von der Partei ganz gut verstanden", erkannte Scholz nach seiner Hinrichtung. Wie er das meint? Ist doch klar: Wer Olaf Scholz wirklich verstanden hat, der wählt was anderes.

Die CDU böte sich an, wären da nicht überall diese düsteren Geister der Vergangenheit. Zweieinhalb Dutzend Unionsabgeordnete verweigerten ihre demokratische Pflicht, als sie Hohmann über die Reling schubsen sollten. Schade nur, daß die Abstimmung in der Unionsfraktion geheim ablief. Sonst könnten wir jetzt einen nach dem anderen Abgeordneten "aufarbeiten" und würden dabei gewiß allerhand Belastungsmaterial zutage fördern: War bei den Pfadfindern, macht Urlaub in "Südtirol", kennt das Deutschlandlied beinahe auswendig oder war schon vor 1989 für die "Wiedervereinigung" - wir kennen die Zeichen, die aus dem braunen Sumpf aufsteigen. Sachgerecht miteinander verknüpft und medial mit dem richtigen Zungenschlag gewürzt, bräunen wir noch jeden ein. Geheime Abstimmung! Welcher Teufel hat Merkel nur geritten, uns derart im Regen stehenzulassen?

Ohne Scham raunen die Unverbesserlichen ungestraft dahin, sie hätten die Rede "gelesen" (!) und im "Zusammenhang" der dort genannten "Fakten" betrachtet sei sie gar nicht antisemitisch. Ja, ja: "Fakten". Es ist stets dieselbe Finte: Auch vor dem Golfkrieg wollte man uns irre machen damit, daß die "Fakten" dagegen sprächen, daß Saddam auf einem babylonischen Turm von Massenvernichtungswaffen sitzt und faselte, daß es keine "Zusammenhänge" gebe zwischen El Kaida und Bagdad. George Bush hat der Welt jetzt im Interview mit dem renommierten britischen Pornoblatt The Sun erklärt, wie alles kam: Vor Ground Zero habe er gestanden und sich geschüttelt ob des grausigen Anblicks, da kam ihm die Idee: Wir haben doch noch diesen uralten Plan, den Irak abzuwickeln! Das wäre doch jetzt die Gelegenheit.

Bush hat in dem bunten Presseorgan auch seine tiefen Gefühle offenbart, wenn er die Mütter und Väter der Gefallenen umarmt. Er wollte natürlich sagen: "Umarmen würde". Denn theoretisch täte er das gerne, hat aber bislang keine Zeit gefunden, an einer Totenehrung teilzunehmen. Leider, leider. Schandmäuler sticheln, der Präsident scheue die deprimierenden Bilder mit sich und den Särgen drauf. Na und? Müssen wir dafür nicht Verständnis haben? Wie sähe denn das aus? Nach dem Sun-Interview wissen wir wenigstens, was der Präsident fühlen würde, wenn er dabei wäre. Das ist doch auch bewegend.

Die kühlen Briten haben für solche Rührung keine Ader und empfingen den US-Präsidenten diese Woche nicht unbedingt herzlich. Im Vorfeld des Bush-Besuchs gab's nichts als Zank. So haben die stieseligen Inselmenschen den 250 mitgebrachten amerikanischen Scharfschützen tatsächlich die diplo- matische Immunität verweigert, falls sie zwischendurch diesen oder jenen Passanten abknallen sollten. Die kernigen Boys müssen sich gräßlich gelangweilt haben. Was sollten die denn bitte schön die ganze Zeit über machen? So geht man mit Gästen nicht um. Nicht einmal der Wa-shingtoner Forderung, die Londoner U-Bahn stillzulegen während der Bush-Visite, wollten die Briten nachkommen. Weitere Wünsche, wie etwa die Evakuierung Londons für die paar Tage, wagten die rücksichtsvollen Amerikaner nach diesen Enttäuschungen erst gar nicht mehr vorzubringen.

Statt die Stadt zu räumen, pferchte man die Besucher an einem Ort zusammen, der als der ungemütlichste des ganzen Königreichs verrufen ist: in dem berüchtigten Buckingham-Palast. Dort wurde die Delegation auf typisch britische, also ebenso brutale wie perfide Weise der Folter unterzogen: Es gab das gefürchtete "Dinner". Die Briten essen doch selber, was sie kochen? Sicher, aber nur, um der Welt ihre Unerschütterlichkeit vor Augen zu führen. Sie wissen genau, daß man mit dem Zeug jeden Feind im Handumdrehen hinter den Horizont scheuchen kann. Nach seinem Londonbesuch ist George Bush so wenigstens hinter das Geheimnis gekommen, warum die Lage im britischen Sektor des Irak so viel ruhiger ist als im amerikanischen. Die Menschen wissen: Wenn uns die eigenen Lebensmittel wegen des Chaos ausgehen, dann ...

Beflügelt von dem Durcheinander im Zweistromland wittert Saddam Morgenluft und kündigt keck seine Wiederkehr an. In Bagdad fiel nach Eingang der entsprechenden Tonbandnachricht prompt der Strom aus. Bald wird er wohl zum Generalstreik aufrufen, der Saddam. Wäre allerdings wenig hilfreich in einem Land, wo sowieso keiner mehr Arbeit hat.

Da wirkt so etwas in Österreich schon anders. Selbst so ein läppischer Eisenbahnerstreik sorgt dort bereits für heillose Aufregung. Hier sieht man's wieder: Können halt nichts ab, die Alpengermanen. Bei uns streikt die Bahn schon seit Jahren - und beschwert sich einer? Nein. Wir gehen statt dessen einen heben. Angedüdelt hält man alles aus, sogar einen SPD-Parteitag. Wolfgang Thierse gefiel das nicht. Der Langweiler maulte, daß die lausigen Wahlergebnisse der Vorständler nicht "nüchtern" zustande gekommen seien. Soll er doch froh sein! Was hätte eine "nüchterne" Parteibasis wohl mit so einer Führung angestellt?

Briten haben sich an Bush gerächt: Er mußte im Buckingham-Palast wohnen und - essen!