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17.01.04 / Konsumtempel geplant / In Königsberg soll ein Geschäfts- und Freizeitzentrum entstehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Januar 2004

Konsumtempel geplant
In Königsberg soll ein Geschäfts- und Freizeitzentrum entstehen

Nach den Plänen des Generaldirektors der "Baltischen Investitions-Korporation", Sergej Koslow, soll dieses Jahr mit dem Bau eines Geschäfts- und Freizeitzentrums am Hansaplatz in Königsberg, unweit des Nordbahnhofs, begonnen werden. Es handelt sich um ein gewaltiges Bauvorhaben, das die Bezeichnung "Kaliningrad 750" trägt, eine Mischung aus Einkaufszentrum und Vergnügungspark. Auf drei Etagen, von denen jede sich über 5.000 Quadratmeter erstrecken soll, werden Läden, Kultureinrichtungen und Sportstätten entstehen.

In der Mitte des Einkaufszentrums soll nach den Vorstellungen der Bauherren ein Atrium in der Art eines Wintergartens entstehen, in dem ein Modell des alten Königsberg ausgestellt sein wird. Zur Zeit werden Verhandlungen über die Realisierung des Baus mit Spezialisten aus der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Polen und St. Petersburg geführt. Von den St. Petersburgern will man Informationen über deren Erfahrungen mit dem 300. Stadtjubiläum, aus der Bundesrepublik erhofft man sich Rat und Tat beim Bau des Modells. Immerhin existiert im Museum Duisburg bereits ein zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großes Modell der Stadt. Dieser Umfang reicht den Russen jedoch nicht aus. Ihnen schwebt eine Größe zwischen 35 und 40 Quadratmetern vor. Unklar und noch in der Diskussion ist die historische Zeit, die das Modell widerspiegeln soll.

Auf den beiden unteren Etagen sollen vorwiegend Dienstleistungsunternehmen angesiedelt werden. Internationale Ladenketten sollen ihr Interesse bereits bekundet haben. Erklärtes Ziel der Planer ist es, auch den Ansprüchen von Müttern und Kindern gerecht zu werden. Auch hierbei will man Erfahrungen aus dem Ausland nutzen. Geplant ist neben Geschäften mit Spielzeug und Kindersachen ein Kindertrakt, der ebenso den spielerischen wie den entwicklungsfördernden Bedürfnissen von Kindern gerecht werden soll.

Die dritte Etage schließlich soll der Entspannung und Erholung dienen. Geplant ist ein modernes Fitneß-Center, ein Internet-Klub auf höchstem Niveau und vieles andere, was der aktiven Freizeitgestaltung dient. Ein besonderes Augenmerk soll der "gesunden" Erholung gelten. Die bisherigen Vorschläge bedürfen jetzt noch der Zustimmung des Präsidenten der das Projekt finanzierenden Bank Schichanow und des Bürgermeisters Sawenko.

Weil das Zentrum in unmittelbarer Nähe der ebenfalls im Bau befindlichen orthodoxen Kirche entstehen soll, mußten die Bauherren ihre Pläne zunächst dem zuständigen Kirchenoberhaupt, dem Metropoliten von Smolensk und Königsberg, Kirill, vorlegen und segnen lassen. Aus Rücksicht auf die Kirche wurde von vornherein bei der Planung darauf verzichtet, ein Spielcasino oder dergleichen vorzusehen. Dieser Verzicht erleichterte es dem Metropoliten, sich mit den aktuellen Plänen einverstanden zu erklären.

Für die Phase der Bauausführung werden noch Bauunternehmen gesucht, die sich in der Lage sehen, das Gebäude in ein bis eineinviertel Jahren schlüsselfertig zu übergeben. Bislang liegen Angebote aus der Republik Polen, der Republik Li-

tauen, der Bundesrepublik Deutschland, der Türkei, Weißrußland sowie den russischen Metropolen Mos-

kau und St. Petersburg vor. Der geschätzte Finanzierungsrahmen von 30 Millionen US-Dollar muß von den Bauherren eingehalten werden. Außerdem muß sichergestellt sein, daß der Bau spätestens im Juli 2005 fertiggestellt ist.

Neben dem Zentrum soll eine zweiflügelige Tiefgarage entstehen, doch müssen hierfür zunächst geologische Untersuchungen durchgeführt werden.

Ob das geplante Zentrum das Königsberger Stadtbild verbessern wird und es nicht noch weiter zerstört, bleibt abzuwarten. Es gibt auch kritische Stimmen, die den Stadtarchitekten die Zerstörung schöner historischer Bauten vorwerfen und Neu- bauten neben alten Gebäuden ablehnen. Manuela Rosenthal-Kappi