19.04.2024

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17.01.04 / Die ostpreußische Familie

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Januar 2004

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

zuerst muß ich heute einen ganz großen Dank aussprechen an vier Getreue aus unserer Leserschaft. Vor dem Weihnachtsfest hatte ich gebeten, doch zu überlegen, ein Jahresabonnement der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt zu verschenken. Denn es gibt wirklich nicht wenige Landsleute, die jeden Cent umdrehen und damit schweren Herzens auf unsere Zeitung verzichten müssen. Und sie ist doch für viele Ostpreußen die letzte Brücke zur Heimat - in jeder Woche für unsere Gedanken und Erinnerungen begehbar. Wie froh bin ich, nun melden zu können, daß drei Leserinnen und ein Leser meinen Wunsch aufgegriffen haben und je ein Jahresabonnement verschenken wollen. Na, ist das nicht ein herzliches Dankeschön wert? Dies vorerst - denn es wird noch bekräftigt werden durch den Dank der Beschenkten. Es ist schön, wenn Wünsche nicht ins Leere gesprochen werden.

Aber das erleben wir ja ständig in unserer Ostpreußischen Familie, vor allem in den letzen Wochen konnte ich über viele Erfolge berichten. Besonders erfreut war ich über die Mitteilung von Herrn Professor Dr. med. Hartmut Talke aus Lörrach, der als Enkel von Professor Paul Adloff, dem ersten Leiter des 1923 errichteten Zahnmedizinischen Instituts der Universität Königsberg, dem Freiburger Doktoranden Markus Förster alle noch vorhandenen Unterlagen für dessen Dissertation zur Verfügung stellen wollte. Inzwischen hat der junge Zahnmediziner, der mir bei einer Lesung in Hamburg sein Anliegen vorgetragen hatte, Herrn Professor Talke in Lörrach besucht, und es wird, wie dieser meint, zusammen mit Herrn Försters Doktorvater eine interessante Arbeit entstehen. Ich halte solche geglückten Verbindungen auf wissenschaftlicher Ebene für sehr wichtig, weil sie die Bedeutung unserer Heimat dokumentieren. Übrigens: auch das Interesse des Professors wurde durch diesen Vorgang geweckt, denn er glaubt - nach Erinnerungen seiner Mutter - den in diesem Zusammenhang gefallenen Namen "Mattes" mit einem Königsberger Mediziner in Verbindung zu bringen. Die Adloffs sind ein alteingesessenes ostpreußisches Geschlecht - wie auch die Talkes. Der Großvater väterlicherseits von Prof. Talke war Domänenpächter in Nettienen - literarisch erscheint dieses Gut in dem Roman "Die Barrings" von William von Simpson als "Eichberg". Ein Band der Trilogie trägt den Titel "Der Enkel" - und Hartmut Talke fühlt sich auch als Enkel seiner ostpreußischen Großeltern unserm Land "unendlich verbunden".

In unserm ersten Suchwunsch ist es kein Enkel, sondern eine Tochter und Schwester, die etwas über das Schicksal ihrer Lieben erfahren will. Alle bisherigen Nachforschungen bei nationalen und internationalen Suchdiensten blieben ohne Ergebnis. Wird es nun über unsere Ostpreußische Familie gelingen, wenigstens eine Spur zu finden? Unsere mitunter ja wirklich erstaunlichen Erfolge ermutigten Gerda Raabe aus Leipzig, uns ihren Suchwunsch vorzutragen. Sie ist die Tochter von Friedrich Wilhelm Raabe, genannt "Fritz", * 26. März 1894 in Adlig Bärwalde, Kreis Labiau. Die Familie wohnte in Parschwitz bei Elchdorf/Drugehnen, bis sie Ende Januar 1945 vor der Roten Armee flüchtete. Die holte sie aber am 15. April in Dorbnicken bei Palmnicken ein. Eltern und Tochter wurden nach kurzen Verhören und erfolgter Registrierung mit anderen Schicksalsgefährten zuerst über Pobethen nach Cranz und wieder zurück nach Pobethen transportiert. Nach zermürbenden Verhören wurden Mutter und Tochter am 21. April entlassen, der Vater blieb in Gewahrsam. Seitdem fehlt jede Nachricht von Fritz Raabe, es gibt auch nicht die geringsten Informationen über seinen Verbleib. Mit ihm zusammen war auch ein Landwirt aus der Nachbarschaft, Herr Schmelz aus Seefeld bei Drugehnen. Vielleicht weiß dessen Familie, wohin die Gefangenen gebracht wurden und was mit ihnen geschah?

Der gesuchte Bruder Bruno Raabe, * 6. Januar 1920 in Pokirben, Kreis Fischhausen, war damals schon Berufssoldat, ausgebildet bei der leichten Flak Abt. 71 in Königsberg. Sein letzter Brief erreichte die Eltern im Januar 1945 in Parschwitz. Er kam aus dem Großraum Wien, wo Bruno Raabe in jenem Abschnitt der Ostfront mit einer schweren Flakeinheit im Bodenkampf im Einsatz war. Letzte bekannte Feldpost-Nr. ist A 51021, Luftgaupostamt Breslau. Seit diesem Brief gab es kein Lebenszeichen, auch keine Nachricht über seinen Verbleib seitens der Deutschen Wehrmacht. Das sind die beiden Suchfragen, die Gerda Raabe noch immer beschäftigen. (Gerda Raabe, Dölziger Weg 04/312 in 04205 Leipzig, Telefon: 03 41 /4 11 36 94.)

Eure Ruth Geede