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24.01.04 / Preußens Schätze kehren zurück / Schlösser in Berlin und Brandenburg füllen sich mit altem Glanz

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Januar 2004

Preußens Schätze kehren zurück
Schlösser in Berlin und Brandenburg füllen sich mit altem Glanz
von Silke Osman 

Kaum eine andere Museumslandschaft hat durch den Zweiten Weltkrieg derart große Verluste erlitten wie die Berlins und Brandenburgs. Um so mehr ist man dort noch heute bemüht, die Lücken in den Sammlungen zu schließen. Mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin konnte auch im vergangenen Jahr eine Reihe von Kostbarkeiten aus dem Kunsthandel und auf Auktionen erworben werden, etwa Teile des silbernen Tafelservice Friedrichs des Großen, das Christian Lieberkühn d. J. 1747 schuf. Zu der Neuerwerbung, die nun in der Hoftafel- und Silberkammer des Schlosses Charlottenburg zu finden ist, gehören zwei runde und drei ovale Wärmeglocken, 30 Teller und Besteck-teile. Seltene Silberarbeiten aus der Zeit Friedrich Wilhelms II. konnten ebenfalls für Deutschland gesichert werden. Ebenso eine kunsthandwerklich besonders wertvolle Terrine mit Réchaud aus der Zeit um 1830, deren Form eng an Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel anknüpft, so daß Fachleute den Baumeister durchaus als Gestalter dieser Kostbarkeit anerkennen. Für das Neue Palais von Sanssouci wurde ein silberner Toilettenspiegel mit dem Allianzwappen Preußen/Schleswig-Holstein erworben, der vermutlich 1881 anläßlich der Hochzeit des Prinzen Wilhelm mit der Prinzessin Auguste Victoria geschaffen wurde und als wichtiges Ausstattungsstück der Kaiserzeit gilt. 

Neben den Silberarbeiten konnten wichtige Beispiele der Porzellankunst erstanden werden, so Teile des Japanischen Services für Sanssouci, das Friedrich der Große während des Siebenjährigen Krieges in Meißen anfertigen ließ, außerdem einer der drei nachweisbaren Dessertteller aus dem Japanischen Service der Berliner Manufaktur (1769). Auch die einst wohl bedeutendste Sammlung an geschnittenen brandenburgischen Gläsern des 17. und 18. Jahrhunderts in den preußischen Schlössern kann eine Reihe von Neuzugängen verzeichnen. Trichter- und Deckelpokale sind zu nennen, aber vor allem ein Becherglas, das Gottfried Spiller um 1700 schuf und das die vier Jahreszeiten zeigt. "Nimmt man noch die Gläser der Dohnas aus dem Schloß Schlobitten hinzu, können Besucher in den preußischen Schlössern wieder eine gute Vorstellung von der überragenden Qualität der brandenburgischen Gläser gewinnen", so Schlösserdirektor Burkhardt Göres zuversichtlich. Mit den Neuerwerbungen der jüngsten Zeit habe die Hoftafel- und Silberkammer im Schloß Charlottenburg ein neues, reicheres Profil gewonnen. "Entsprechende Räume im westlichen Ehrenhofflügel, der in Zukunft diese Schätze als Teil des Hohenzollernmuseums beherbergen wird, sollen im Rahmen des Masterplans für das Schloß hergerichtet werden", so Göres. 

Selbst bei den Gemälden gelang es, eine Reihe von bedeutenden Kunstwerken zu sichern. In das Schloß Paretz kehrte ein Pastell-Bildnis der Königin Luise zurück, für Rheinsberg wurde ein Entwurf des Gemäldes "Geburt der Venus" (ursprünglich von Van Loo gemalt) für den Festsaal im Berliner Palais des Prinzen erworben, für Schloß Babelsberg ein Porträt der Prinzessin Charlotte von Preußen von Heinrich v. Angeli. In die Grafische Sammlung/Plan-kammer kehrten diverse Blätter zurück, darunter Aquarelle - wie ein Blick über Schloß Babelsberg auf die Glienicker Brücke von Theodor Hennicke oder eine Ansicht des Rittersaales im Berliner Schloß von Eduard Gaertner. Ohne das Engagement privater Mäzene und ohne die Unterstützung verschiedener Stiftungen sind derartige Neuerwerbungen in Zeiten leerer Kassen nicht denkbar. Kultur fordert gerade in diesen Zeiten den einzelnen.