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24.01.04 / Edles Maß, klare Form / Vor 125 Jahren starb der Komponist Adolf Jensen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Januar 2004

Edles Maß, klare Form
Vor 125 Jahren starb der Komponist Adolf Jensen 

Erst vor wenigen Jahren erschien eine CD mit Klavierkompositionen aus seiner Feder. Und in einschlägigen Musiklexika ist sein Name noch heute zu finden. Auch Franz Liszt erkannte schon früh sein Talent und seine Sicherheit im Komponieren. Und doch gehört er zu den Komponisten, deren Werk meist nur passionierten Musikkennern ein Begriff sein dürfte: Adolf Jensen. Das Licht der Welt erblickte Jensen am 12. Januar 1837 in Königsberg am Altstädtischen Markt als Sohn des aus dem pommerschen Stolp stammenden Organisten und Vokalkomponisten Wilhelm Gottlieb Jensen. Viel hat der aus einer musikalischen Familie stammende Junge sich selbst beibringen müssen; als einer seiner wenigen Lehrer aber gilt Louis Köhler. 

1848 gab Jensen sein erstes Konzert in Pillau, dem viele, vor allem in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts folgen sollten. 1856 ging Jensen als Musiklehrer nach Rußland, ein Jahr später als Kapellmeister ans Stadttheater nach Posen. Zwei Jahre lang lebte er in Kopenhagen, bis er schließlich nach Königsberg zurückkehrte. Dort heiratete er Friederike Bornträger, eine Kusine der Gattin Louis Köhlers. Dr. Erwin Kroll schildert in seinem Buch "Musikstadt Königsberg" (Freiburg, 1966) Leben und Werk des Königsberger Komponisten und Klaviervirtuosen Jensen: "Vom musikpolitischen Tageslärm hielt Jensen sich fern. Seiner Natur eignete vornehme Zurückhaltung, und schon früh breitete seine Krankheit" (Tuberkulose, d. Red.), "die ihn ruhelos von Ort zu Ort trieb, einen milden Ernst über sein Wesen. 

Seine glücklichsten Jahre hat der Komponist in seiner Heimat Königsberg verlebt. Hier und am Ostseestrande schuf er einen Hauptteil seiner Werke und vollendete seine Oper ,Die Erbin von Montfort'. ... Hier fand er verstehende, gleichgestimmte Freunde, hier verkehrte er viel mit Louis Köhler, einem seiner wenigen Lehrer, und mit Louis Ehlert verband ihn ein reger Briefwechsel ..." Und doch kehrte Adolf Jensen seiner Vaterstadt 1866 den Rücken, da ihn die "Misere der Königsberger Musikverhältnisse" bedrückte. Er ging als Klavierlehrer nach Berlin, hielt sich in Dresden und Graz auf und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Baden-Baden. Dort starb er am 23. Januar 1879. Adolf Jensen hinterließ über 170 Lieder, einige davon in Zyklen zusammengefaßt - "Dolorosa", "Gaudeamus" und andere - , zwei Chöre mit zwei Hörnern und Harfe, eine Serie Chorlieder und Sonaten. Von Kritikern oft als zu überschwenglich und gefühlsbetont verurteilt, gehören diese Kompositionen dennoch zum deutschen Musikerbe. "Ein Erbe", so Dr. Erwin Kroll, "das zu verachten heute, im Zeitalter der ,Zwölftönerei', zwar Mode ist, das aber, wie Hans Pfitzner, der Erz- romantiker, immer wieder betonte, diese Verachtung keineswegs verdient. 

In der Tat, wie feurig singt Jensen die Weise Schumanns weiter, wie erfüllt er sie mit dem Glut-hauche Wagnerscher Farbigkeit, wie weiß er dem Klavier zarteste Reize abzugewinnen und wahrt bei allem schwärmerischen Überschwang doch überall edles Maß und klare Form! Die Besten seiner Zeit, Wagner, Liszt, Bülow, Cornelius, Gade, Brahms und Berlioz, haben ihn als Berufenen anerkannt." Os