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21.02.04 / Auf Hindenburgs Spuren / Bundeswehrreservisten suchten die Stätten der Tannenbergschlacht auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Februar 2004

Auf Hindenburgs Spuren
Bundeswehrreservisten suchten die Stätten der Tannenbergschlacht auf

Eine Führerweiterbildung führte eine Gruppe von 25 Reserveoffizieren aus Munster nach Ostpreußen. Thema war die zweite Schlacht bei Tannenberg. Für die Themenauswahl waren drei Kriterien von entscheidender Bedeutung: der Kampf um Informationsüberlegenheit, der ein wesentliches Kriterium auch der aktuellen Kriegsführung ist, das außergewöhnlich hohe Maß an Flexibilität der Führung auf allen Ebenen und der grandiose Erfolg zahlenmäßig unterlegener Kräfte, trotz Bedrohung in Flanke und Rücken nach einer vollständigen Einkreisung annähernd 100.000 Gefangene zu machen.

Planung, Vorbereitung und Durchführung der Weiterbildung lagen in der Hand des Führers Kaderpersonal Panzerbrigade 8 (na) "Lüneburg", Oberstleutnant Claus Mahler. Auftakt für die Reserveoffiziere war eine Kurzwehrübung letzten März. Mit einer Reihe von Vorträgen des Führers Kaderpersonal zu Vorgeschichte und Ablauf der Schlacht sowie zu den Führungsgrundgebieten wurden die Teilnehmer auf die Geländebesprechung vorbereitet. Der rein militärische Rahmen wurde verlassen und um einen umfassenden Exkurs durch die Geschichte Ostpreußens sowie des davon nicht zu trennenden Deutschen Ordens erweitert.

Die Reise begann mit einem Einweisungsvortrag beim Multinationalen Korps Nordost in Stettin zu Gliederung und Aufgaben des Korps. Nach der Weiterreise stand am selben Tag ein Besuch in Danzig auf dem Programm. Die sehr aufwendig wiederhergestellte Innenstadt konnte zum Leidwesen ihrer Besucher wegen heftigen Regens ihre Schönheit nicht voll entfalten.

Nach Übernachtung in Elbing ging es am nächsten Tag in den Raum Hohenstein-Neidenburg zur Geländebesprechung. Zunächst wurde der Platz des Tannenberg-Denkmals (Reichsehrenmal) aufgesucht. Zu besichtigen sind nur noch wenige Trümmerreste und viel Buschwerk. Danach ging es weiter zum polnischen sogenannten Grunwald-Denkmal, das an die Tannenbergschlacht des Deutschen Ordens gegen Polen-Litauen am 15. Juni 1410 erinnert.

Erster Besprechungspunkt der zweiten Schlacht bei Tannenberg war das Auftaktgefecht bei Lahna und Orlau. Nachdem das Gelände von Übersichtspunkt zu Übersichtspunkt erkundet worden war, wurde in einer würdigen Zeremonie ein Kranz auf dem Kriegerfriedhof Orlau niedergelegt. Nach einem kurzen Abstecher durch den Kessel der Schlacht ging es über Neidenburg zur Unterkunft, einem Freizeitheim der polnischen Streitkräfte direkt an einem schönen See.

Am nächsten Tag wurde die Geländebesprechung im Raum Usdau fortgesetzt. Hier wurde an mehreren Übersichtspunkten der Kampf gegen das südwestliche Flügelkorps der Narew-Armee nachvollzogen. Im Anschluß ging es nach Waplitz, um den durch unglückliche Umstände gescheiterten Angriff der 41. Infanteriedivision vom 28. August 1914 zu besprechen. Zur Besprechung des Kampfes der an jenem 28. August direkt vom Ausladebahnhof ins Gefecht tretenden Landwehrdivision von der Goltz aus Schleswig-Holstein ging es in den Raum Hohenstein.

Sehr eindrucksvoll war die anhand von Augenzeugenberichten plastische Darstellung des Chaos bei den ausweichenden beziehungsweise flüchtenden russischen Truppen durch die Enge von Schlaga-Mühle. Den Abschluß der historischen Geländebesprechung bildete eine Fahrt durch das dichtbewaldete Gebiet des Kessels der Schlacht bei Tannenberg. Um die Orientierung zu erleichtern und Geländeveränderungen aus den vergangenen 90 Jahren erkennen zu können, standen den Teilnehmern an allen Übersichtspunkten neu erstellte Handkarten des Deutschen Reiches zur Verfügung.

Nach Abschluß der Geländebesprechung ging es in die Unterkunft, um die "qualmenden Socken" zu wechseln und sich vorzubereiten auf den Kameradschaftsabend in der Burg des Deutschen Ordens in Neidenburg. Dieser herrliche Sommerabend in einer ausgesprochen stilvollen Umgebung hat bei allen Teilnehmern einen besonders tiefen Eindruck hinterlassen.

Am nächsten Tag führte die Reise weiter zu einem Besuch im Führerhauptquartier "Wolfsschanze". Trotz einer Verzögerung durch mehrere Prozessionen auf der Marschstraße konnte auch noch die eindrucksvolle Wallfahrtskirche Heiligelinde besichtigt werden, bevor das Etappenziel Elbing erreicht wurde.

Der nächste Tag begann mit einer Besichtigung und Fahrt auf dem Oberländischen Kanal. Den Abschluß dieses Tages und gleichzeitig auch der Fahrt bildete eine Besichtigung des größten mittelalterlichen Festungsbauwerkes Europas, der Marienburg. Am nächsten Tag ging es mit einer Etappe in der Uckermark-Kaserne in Prenzlau zurück nach Munster.

Das Fazit der Reserveoffiziere am Ende dieser breit angelegten Weiterbildungsreise war einhellig, daß weitere militärhistorische Themen aufgegriffen werden sollten. Die Geschichte Europas bietet eine große Auswahl. EB

Die Teilnehmer der Führerweiterbildung:Die Veranstaltung stand unter der Leitung von Oberstleutnant Claus Mahler, der sich eine solche Fahrt auch gut mit Zivilisten vorstellen könnte. Gerne steht er auch für Vorträge über militärgeschichtliche Themen und die Geschichte Ostpreußens zur Verfügung. Von ihm stammt der Bericht über die Tannenbergschlacht auf der Seite 21 dieser Ausgabe.Foto: Mahler


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