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06.03.04 / KPM vor dem Aus? / Finanznot: Das "weiße Gold" Preußens landet auf der Ramsch-Theke

© Preußische Allgemeine Zeitung / 06. März 2004

KPM vor dem Aus?
Finanznot: Das "weiße Gold" Preußens landet auf der Ramsch-Theke
von Silke Osman

Der älteste Berliner Gewerbebetrieb steht vor dem Aus. Mit der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) würde bei einer endgültigen Pleite auch ein weiteres Stück Preußen aus der Hauptstadt verschwinden. Drei Millionen Euro aus der öffentlichen Hand sind erforderlich, um die 178 Arbeitsplätze zu sichern. Die Landesbank, die über ihre Tochter Investitionsbank Berlin (IBB) Eigentümerin der KPM ist, weigert sich jedoch, eine solche Summe aufzubringen.

Die Steinbacher Treuhand, eine in Berlin bereits anderweitig beschäftigte Beraterfirma, soll nun die KPM wieder fit machen, um sie für mindestens einen Euro an den Mann zu bringen. Mit sogenannten "Weißen Wochen" wird das kostbare "weiße Gold" nun verramscht, um die Lager zu leeren und die Kasse zu füllen. Dennoch sind die Verantwortlichen darauf bedacht, das Image der Marke mit dem blauen Zepter nicht noch weiter zu schädigen. Eine Marke, die weltweit geschätzt wird und die in den großen Kunstgewerbemuseen des In- und Auslands mit prachtvollen Stücken vertreten ist.

Man schrieb das Jahr 1760, als der in Konitz geborene Johann Ernst Gotzkowsky (1710-1775) auf dem Gelände des späteren Herrenhauses in der Prinz-Albrecht-Straße die Berliner staatliche Porzellan Manufaktur gründete. Ein Jahr später schon waren dort 150 Personen beschäftigt. Der Siebenjährige Krieg jedoch trieb auch Gotzkowsky durch geleistete Bürgschaften in die Schuldenfalle, und so erwarb 1763 kein Geringerer als der König von Preußen die heruntergekommene Manufaktur mit allem Inventar und übernahm auch die dort arbeitenden Künstler.

Friedrich der Große gilt als ein ausgesprochener Liebhaber des Porzellans, von dem Preußen schon früh eine stattliche Sammlung sein eigen nennen konnte, so die Sammlung der Kurfürstin Luise Henriette im Schloß Oranienburg oder die der zweiten Gemahlin des Kurfürsten, Dorothea, im Schloß Caputh. Entscheidende Prägung aber wird Friedrich durch die Sammlung seiner Mutter Sophie Dorothea im Schloß Monbijou empfangen haben. Während des Zweiten Schlesischen und des Siebenjährigen Krieges war der Preußenkönig dann zeitweilig auch Besitzer der berühmten Meißner Manufaktur. Schon da erstaunten seine Neugier hinsichtlich technischer Details und seine genau formulierten künstlerischen Wünsche.

Ermutigt durch sein Gastspiel in Meißen erwarb Friedrich II. am 24. August 1763 die verschuldete Manufaktur an der Prinz-Albrecht-Straße. Er führte das Zepter des kurbrandenburgischen Wappens als Markenzeichen ein - als Gegenpol zu den Meißner Kurschwertern - und bestimmte fortan die Geschicke der Manufaktur, indem er nicht zuletzt auch die künstlerische Qualität streng überwachte und das Erscheinungsbild entscheidend mitbestimmte. So lobte die Kurfürstin Witwe von Sachsen bei einem Besuch 1769: "... sie mögen wohl manches von uns gelernt haben; aber mir kömt vor, als die Schülerin damit umginge wie sie ihre Lehrmeisterin übertreffen wolle."

Neben der künstlerischen Faszination, die Porzellan auf den König ausübte, war es auch die Möglichkeit, mit dem "weißen Gold" Gewinn zu erzielen, die Friedrich II. antrieb. So investierte er gleich zu Anfang in umfangreiche Neubauten. 1771 hatte sich die Zahl der Angestellten auf 400 erhöht; allein zehn Brennöfen arbeiteten auf Hochtouren. 1776 wurden neue Mühlen und Brennöfen installiert und das Hauptwarenlager vergrößert. 300.000 Porzellane waren ständig vorrätig und konnten interessierter Kundschaft vorgeführt werden. Die Monopolstellung der KPM und Zollerleichterungen sorgten für einen regelmäßigen Absatz. Dennoch blieb der König Hauptabnehmer seiner Manufaktur, ein Kunde, der peinlich genau bezahlte - zwischen 1763 und 1786 waren es zwei Millionen Taler. Solche Kunden wünscht man sich heute bei der KPM.


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