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13.03.04 / Die ostpreußische Familie

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. März 2004

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

In jeder Familie werden gerne Feste gefeiert. Das können wir zwar nicht gemeinsam, dazu ist unsere Ostpreußische Familie doch zu groß, aber gratulieren können wir, und das tun wir gerne. So geht unser Glückwunsch heute nach Heiligendamm zu unserem Landsmann Helmut Mattke, der am 15. März seinen 80. Geburtstag feiern kann. Unsern Lesern ist der Forstmeister i. R. durch seine Beiträge in unserer Zeitung und durch seine Bücher, vor allem die "Ostpreußischen Forst- und Jagdgeschichten" und "Duell im Tann", bekannt. In seinen Geschichten mit dokumentarischem Bezug verknüpft der Autor fundiertes Hintergrundwissen mit forst- und jagdlichen Begebenheiten, die bis in seine Kindheit und Jugendzeit zurückgehen. Denn der im Forsthaus Plauen, Kreis Wehlau, geborene Helmut Mattke hatte das Glück, als Anwärter für den gehobenen Forstdienst bei dem bekannten Oberforst- und Elchjägermeister Hans Kramer im Forstamt Pfeil in die Lehre zu gehen. Seine forstliche Laufbahn wurde durch den Krieg unterbrochen - Kriegseinsatz, Verwundung, Flucht der Familie und Wiederfinden in der damals sowjetisch besetzten Zone. Ab 1949 konnte Helmut Mattke in den geliebten Forstberuf zurückkehren, in dem er durch seine hervorragenden Leistungen hohe Anerkennung genoß. Nach der politischen Wende engagierte er sich für die Bewirtschaftung des Privatwaldes. So wurde auf seine Initiative die Forstgemeinschaft Bad Doberan gegründet. Noch heute gehört der unermüdliche Ostpreuße dem Vorstand an, seine späte Lebensaufgabe aber sieht er in der schriftstellerischen Arbeit: Helmut Mattke pflegt alle zwei Jahre ein neues Buchmanuskript seinem Tessiner Verlag vorzulegen. Sein Fachwissen, seine schöpferischen Leistungen, sein großes Einfühlungsvermögen, seine Liebe zu Wald, Wild und Jagd lassen ihn zu einem viel-gelesenen Autor werden. Der Ostpreuße setzt mit seinen Büchern der geliebten, unvergessenen Heimat ein unvergängliches Denkmal. Wir wünschen ihm auch weiterhin ein fruchtbares Schaffen in einem erfüllten Lebensabend, den er hoffentlich noch lange mit seiner Frau, der ostpreußischen Bauerntochter Ilse, geb. Schwenzfeger, genießen kann.

Manchmal denke ich an den Spruch, der in meiner Jugendzeit in wohl jedem Poesiealbum stand: "Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück. Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück." Und das könnte auch der Wahlspruch für unsere Ostpreußische Familie sein, denn wie oft steht in einem Schreiben: "Ich bin so froh, daß ich helfen konnte!" Und wie unsere Familie hilft, das ist schon wunderbar. Das bekam auch Ingrid Haase zu spüren, die auf der Suche nach ihren Wurzeln etwas über das samländische Ihlnicken erfahren wollte. Sie schreibt: "Ich möchte mich heute bei Ihnen und allen, die mir geschrieben und mich angerufen haben, recht herzlich bedanken. Meine Kenntnisse über den Ort und seine Bewohner haben mir einiges gebracht, auch darüber, daß meine Vorfahren dort gelebt haben." Ihre Ahnentafel konnte sie aber bisher nicht vervollständigen, da fehlen die betreffenden Namen und Daten, zumal die väterlichen Verwandten in den furchtbaren Jahren umgekommen sind. Sie hat unter ihrem Doppelnamen Ingrid Haase-Pucks ein reizendes kleines Buch geschrieben, das liebevolle Erinnerungen an ihre Kindheit in Königsberg-Rosenau enthält, aber auch Flucht und Neubeginn im Vogtland schildert. Es ist betitelt "Lebe wohl, mein Königsberg" und trägt den Untertitel "Sehnsucht nach einer versunkenen Stadt". Vielen Dank, liebe Frau Haase, ich habe das kleine Buch gerne gelesen, weil es so viele Erinnerungen an die eigene Kindheit heraufbeschwört.

Aber nun zu Ihrer neuen Bitte. Kurz nach der Wende, als Sie endlich ihre Suchwünsche offen sagen konnten, haben wir schon einmal nach Ihrer Kusine Lieselotte Schwarz geforscht, leider vergeblich. Und die Hoffnung auf einen Erfolg dürfte auch heute gering sein, weil ihr Schicksal seit 1948 im dunkeln liegt. Damals wurde die 20jährige von zwei Russen aus einem Zug herausgeholt, der die letzten Deutschen aus Ostpreußen nach Mitteldeutschland bringen sollte! Kam sie in ein Lager, wurde sie nach Rußland verschleppt, ist sie bald verstorben? Niemand weiß es. Lieselotte Schwarz wurde am 29. August 1927 in Königsberg geboren. Ihre Eltern Karl Schwarz und Bertha, geb. Riemann, waren geschieden, deshalb wohnte die Tochter bei ihrer Großmutter Riemann in der Artilleriestraße 38. Wo sie nach dem Tod der Großmutter, die wahrscheinlich im Bombenhagel umgekommen ist, lebte, ist unbekannt, jedenfalls blieb Lieselotte Schwarz bis zur mißglückten Ausreise 1948 in Königsberg. War jemand danach noch mit Lieselotte Schwarz zusammen, in einem Gefängnis oder in einem russischen Lager? Vielleicht gibt es nun einen Hinweis, der auf eine Klärung dieses Schicksals hoffen läßt. (Ingrid Haase, Krauseplatz 2 in 07607 Eisenberg.)

Zu früh darf man die Hoffnung nicht aufgeben, das hat auch unser Landsmann Karlheinz Kuhn feststellen müssen. Anfang Januar schrieb er mir, daß er keine brauchbaren Informationen über den Königsberger Vorort "Adlig Neuendorf" erhalten hätte und die Angelegenheit damit für ihn erledigt sei. Dabei war sein Wunsch erst in der letzten Weihnachtsausgabe veröffentlicht worden, für unsere Verhältnisse also noch taufrisch! So wunderte ich mich überhaupt nicht, als jetzt ein zweites Schreiben kam, in dem mir Herr Kuhn mitteilte, daß doch alles geklappt hätte. Einen Tag nach seinem negativen Bescheid rief bei ihm eine Leserin aus Marl an, die sich anbot, Herrn Kuhn zu helfen. Ein in der Nähe von Düsseldorf wohnender Landsmann sei bereit, in dieser Angelegenheit zu vermitteln. Dieser nun teilte Herrn Kuhn telefonisch allerlei Wissenswertes über die Familie Klabun aus Adlig Neuendorf mit und gab ihm die Anschrift der in Düsseldorf wohnenden Tochter des damaligen Schmiedemeisters, Inge Hedwig geb. Klabun. Nach einem ausgiebigen Telefongespräch mit Herrn Kuhn war Frau Hedwig bereit, ihm noch vorhandene Unterlagen über ihren Heimatort zu übermitteln. Und dann kam der Brief mit Fotos, Karte und Lageskizze der Häuser und Gehöfte von Adlig Neuendorf. Damit waren Herrn Kuhns Wünsche erfüllt. Er dankt allen, die ihm geholfen habe, vor allem aber Frau Hedwig, die sich sehr viel Mühe gegeben hat. Für mich ist aber dies wieder einmal ein Musterbeispiel für dieses einmalige Netz, das unsere Ostpreußische Familie verbindet!

Eure Ruth Geede

Helmut Mattke: Der Autor und Forstmeister i. R. kann am kommenden Montag seinen 80. Geburtstag feiern Foto: Wage-Verlag


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