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27.03.04 / Die ostpreußische Familie extra / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. März 2004


Die ostpreußische Familie extra
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie,

heute und hier nun die Extra-Familie mit den großen Suchwünschen. Warum mehr Platz für diese benötigt wird, beweist bereits das erste Schreiben, das mir selber viel Kopfzerbrechen bereitet, weil hinter fast allen Angaben Fragezeichen stehen. Der Grund: Die Schreiberin, Brunhilde Steinig aus Brandenburg, besitzt keine Familienpapiere mehr, da diese auf der Flucht verlorengingen. Sie weiß nicht einmal, wo ihr Vater August Schlaugat geboren wurde und woher die Großeltern kommen. Sie hatte es "irgendwie im Hinterkopf", daß es Skaisgirren war. Nun stellte sie fest, daß dieser große Ort - heute Kreuzingen - im Kreis Elchniederung liegt, ihre Vorfahren aber aus dem Kreis Gumbinnen stammen sollen. Da hat sie ein Skattegirren (Groschenweide) entdeckt und meint, es müßte wohl dieses Dorf sein.

Ich habe nun meine alten Ortsnamenbücher gewälzt und festgestellt, daß es noch drei Orte mit dem alten Namen Skaisgirren gab. Einen im Kreis Goldap und zwei im Kreis Tilsit-Ragnit. Jetzt wird die Sache interessant, denn in dem Kreis liegt auch Ruddecken, wo Frau Steinigs Großvater verstorben ist und ihr Vater mit seiner ersten Frau gewohnt haben muß, da dort zwei Kinder - Stiefgeschwister von Frau Steinig - geboren wurden. Es könnte also durchaus möglich sein, daß es sich entweder um Groß Skaisgirren (Groß Schirren) oder Klein Skaisgirren (Lichtenrode) im Kreis Tilsit-Ragnit, dem Nachbarkreis von Gumbinnen, handelt. Die Suche wird noch dadurch erschwert, daß der Vorname des Großvaters entweder August oder Friedrich lautet. Wenigstens steht der Nachname fest: Schlaugat. Seine Frau - Auguste oder Henriette - war eine geborene Goebel. Sie hatten fünf Kinder: Auguste, August, Franz, Otto und Berta. Der Sohn August heiratete, nachdem seine erste Frau Emma, geb. Kieselbach, verstorben war, Emma Bronnert aus Ostfelde, die Mutter von Frau Steinig. Wie können wir ihr nun bei der schwierigen Suche helfen? Frau Steinig hat schon mit mehreren Trägern des Namens Schlaugat in Verbindung gestanden, leider waren es keine Verwandten. Das könnten Nachfahren ihrer Tante Auguste, verheiratete Mauruschat, sein, wie deren Sohn Fritz, der kurz vor der Flucht die Eltern von Frau Steinig besuchte. Oder die Kinder von Tante Berta, die mit dem Schmied Franz Metschulat aus Krauleidzen verheiratet war. Dieser Tante ist Frau Steinigs Schwester in einem Flüchtlingszug bei Mehlsack/Wormditt begegnet, sie hatte einen Säugling auf dem Arm. Gesucht werden auch ehemalige Bewohner der genannten Orte, die sich an die Familie Schlaugat erinnern. So, ich hoffe, ich habe das alles verständlich auf die Reihe gebracht! Zuschriften bitte an Brunhilde Steinig, Prager Straße 40 in 14772 Brandenburg an der Havel, Telefon 0 38 81 / 70 93 92.

"Heute ringe ich mich durch und möchte eine Suchfrage nach meinem leiblichen Vater stellen", schreibt Fritz Mertineit, "wenn man älter wird, möchte man doch mehr über seine Wurzeln wissen." Zwar ist der Schreiber der eheliche Sohn von Emil Mertineit, * 19. Juli 1904, und seiner Frau Emilie Mertineit, geb. Engling, * 23. Oktober 1904 in Plichten, aber die Eltern lebten schon in Ostpreußen getrennt. Der Vater hat sich auch kaum um seine Familie gekümmert, da er viel unterwegs war. Deshalb hat die Mutter ihren Kindern Fritz, Irene und Helmut wohl wenig vom Vater erzählt. Frau Mertineit ging mit den Kindern von ihrem Wohnort Plichten, Kreis Osterode, auf die Flucht, auf der sie von den beiden Jungen getrennt wurde, die allein unter den Russen zurückblieben. Was sie erlebten, steht auf einem anderen Blatt. Erst im April 1946 war die Familie wieder vereint - allerdings ohne den Vater. Emil Mertineit dürfte wohl nicht mehr leben - obgleich es ja immer mehr Hundertjährige gibt! -, aber vielleicht gibt es Landsleute in unserm Familienkreis, die ihn kannten. Da er Brüder hatte, könnten auch deren Nachkommen vielleicht etwas über das Schicksal von Emil Mertineit wissen. Für jede Verbindung wäre Fritz Mertineit dankbar. (Anschrift: Fritz Mertineit, Am Kurpark 11 D, 15537 Erkner, Telefon 0 33 62 / 32 95.)

In dem Schreiben von Brigitta Bode aus Solingen klingt viel Hoffnung auf, weil unsere Ostpreußische Familie "das unmöglich Erscheinende schon so oft möglich gemacht hat". Ihren Schwiegereltern und ihrem Mann war es nie gelungen, das Vermißtenschicksal der Geschwister ihres Mannes, Günter Bode und Herta Bode, zu klären. Auch die letzte Suche über das DRK 1990 blieb erfolglos. Zwar würden, wenn sich die Angelegenheit klären ließe, Eltern und Bruder nichts mehr über das Schick-

sal der Genannten erfahren, aber auch für Brigitta Bode wäre es von großer Wichtigkeit zu wissen, was mit ihnen geschehen ist. Die Familie Bode aus Otterwangen, Kreis Insterburg, wurde auf der Flucht auseinandergerissen. Die Eltern Fritz und Magdalena Bode kamen mit ihrem Sohn Gerhard in den Westen, ihre Tochter Herta, * 16. August 1927 in Uderballen (Otterwangen), und der jüngere Sohn Günter Bode, * 3. November 1938 in Otterwangen, blieben zurück. Günter wurde noch einmal in der Nachkriegszeit in Königsberg gesehen. Hier traf ihn eine Frau, die von dieser Begegnung folgendes berichtete: Günter Bode klopfte an die Tür des Kellers, in dem die Frau hauste, und bat, sich aufwärmen und waschen zu dürfen. Er erzählte dabei, daß er auf Besuch bei seinem Onkel in Langenheim, Kreis Labiau, gewesen sei und dort für diesen in einer Gastwirtschaft Bier gekauft habe. Die Frau fragte nach, denn die Gastwirtschaft gehörte zufällig ihren Eltern. So konnte sie feststellen, ob es stimmte, was der Junge sagte. Er berichtete, daß seine Schwester verstorben sei und daß er jetzt bei den Russen die Stube fegen müsse, um Brot zu bekommen. Eine Russin habe ihm gesagt, sie fahre jetzt in ihre Heimat, aber wenn sie nach Königsberg zurückkäme, würde sie ihn später nach Rußland mitnehmen. Er glaubte, daß seine Eltern und der Bruder nicht mehr lebten. Soweit der Bericht dieser Frau, die Bodes hier im Westen trafen und deren Aussage ihnen glaubhaft erschien. Ob der damals etwa achtjährige Günter tatsächlich nach Rußland ging, wo er dann zweifellos einen anderen Namen bekam - niemand weiß es. Daß die noch nicht einmal 20jährige Herta Bode damals umgekommen ist, dürfte wohl seine Richtigkeit haben. Wie auch immer: Brigitta Bode wäre dankbar, wenn sie irgend etwas über die Geschwister ihres verstorbenen Mannes erfahren würde. (Brigitta Bode, Uteweg 8 in 42653 Solingen, Telefon 02 12 / 5 45 82.)

Das Schicksal eines jener verlorenen Kinder taucht auch in dem Suchwunsch einer litauischen Familie auf - niedergeschrieben von Ruth Goriene, geb. Deske, aus Siauliai und übersandt an Brigitta Kasten, die ihn an uns weiterleitet. Damals zog auch der etwa 14jährige Horst Altenburg mit seinem Bruder zum Betteln nach Litauen, als Eltern und Schwester umgekommen waren. Weil der Bruder noch sehr klein war, ließ der Ältere ihn bei einer litauischen oder polnischen Familie zurück. 1950 kam Horst zu der litauischen Bauernfamilie, bei der er sich wahrscheinlich wohl gefühlt hat, denn er blieb dort als Kuhhirt bis 1954. Dann ging er fort, um seinen Bruder zu suchen, kam ein Jahr später wieder, brachte Geschenke mit und erzählte viel von seiner Kindheit in der ostpreußischen Heimat. Er verabschiedete sich mit der Ankündigung, daß er nach dem westlich der Oder-Neiße-Linie liegenden Teil Deutschlands gehen wolle. Aber 1956 bekam die Familie einen Brief von Horst Altenburg aus einem russischen Gefängnis, in dem er um Speck und Zigaretten bat, denn das Leben dort sei sehr hart. Die Bäuerin packte auch gleich ein Paket und sandte es ab, bekam aber nie eine Bestätigung des Erhalts. 1998 wandte sich die litauische Familie an die deutsche Botschaft in Vilnius, um etwas über Horst Altenburg zu erfahren, hat aber nie eine Antwort bekommen! Zwar sind die Eltern verstorben, aber sie haben alles aufgeschrieben. Nun möchten ihre Kinder wissen, ob Horst Altenburg in Rußland verblieben oder - was sie hoffen - doch nach Deutschland gekommen ist. Zuschriften bitte an Brigitta Kasten, Bachstraße 10 in 30989 Gehrden.

In jene Nachkriegsjahre in der zerstörten Heimat führen auch die Erinnerungen von Alfred Mikuteit zurück, allerdings sind sie nicht so sehr von schlimmen Erlebnissen geprägt. Die hatte der 17jährige bereits hinter sich, als er nach Heidewaldburg kam, wo er mit anderen Deutschen in der Landwirtschaft arbeiten mußte. Dort lernte er nämlich ein liebes Mädchen kennen, und es knüpften sich wohl die ersten zarten Bande, die dann ein Jahr später zerrissen, als Alfred Mikuteit wieder in seinen Heimatort Wiepenheide, Kreis Labiau, zurückging. Auch Eltern und Bruder waren nach mißlungener Flucht, die an der Samlandküste endete, in ihren Heimatort zurückgekehrt. Am 29. August 1948 wurde die Familie Mikuteit aus Ostpreußen ausgewiesen. Was aber geschah mit dem jungen Mädchen, das in Heidewaldburg zurück-

blieb? Liane Klaasen kam aus Westpreußen, wo der Vater eine Schmiede mit Landhandel besaß. In Heidewaldburg lebte sie mit ihrer Mutter, Bruder Alfred und Schwester Maria-Magdalena. Da Herr Mikuteit den Nachnamen nie gelesen hat, ist es möglich, daß er anders geschrieben wurde (Claasen, Klasen?). In diesem Falle habe ich Hoffnung, daß der Schreiber ein paar Hinweise erhält, was aus der Gesuchten wurde, da ja noch andere Deutsche dort im südlichen Samland in der Landwirtschaft arbeiteten. (Alfred Mikuteit, Schöltweg 3 in 32425 Minden.)

So wie die Familie Mikuteit wurde auch Helmut Klauser mit seiner Mutter 1948 aus dem Kreis Labiau ausgewiesen, wo sie nach russischer Gefangennahme in Damm gelebt hatten. Seine Kindheit hatte Helmut in Königsberg, Zeppelinstraße 76, verbracht. Im Haus gegenüber, Nr. 67, wohnte sein Spielkamerad Jürgen Sacknuss mit Mutter und Bruder Manfred (oder Karl). Die Mutter war Luftwaffenhelferin - "Blitzmädchen", wie man damals sagte. Helmut Klauser und seine Mutter verließen am 28. Januar 1945 die Wohnung, Freund Jürgen blieb zurück. Bisher hat Herr Klauser vergeblich versucht, ehemalige Nachbarn aus der Zeppelinstraße zu finden, die über den Verbleib von Frau Sacknuss und ihren beiden Söhnen etwas mitteilen konnten. Auch über das Schicksal der Hausbewohner von Nr. 76, der Familien Schwermer und Urgien sowie Fräulein Neunzigers, würde Herr Klauser gerne etwas erfahren. (Helmut Klauser, Hermann-Josef-Schmitt-Straße 23 in 50827 Köln.)

Also, hier wird sich bestimmt eine Spur finden lassen. Ernst Rottke aus Seevetal sucht die Familie Fege aus einem Dorf bei Königsberg, die auf der Flucht in Havelberg landete. Schon 1944 war die Tochter Hildegard Fege in die märkische Stadt gekommen. Das junge Mädchen befand sich in der Ausbildung als LBA-Junglehrerin. Hildegard Fege wohnte damals bei dem Direktor der Volksbank, Kelb oder Kelp, in der Horst-Wessel-Straße - jetzt Langestraße - in Havelberg. Die Eltern kamen mit Hans Fege und zwei Geschwistern 1945 nach und wohnten bei einem Bauern oberhalb der Stadt. Die Familie wollte 1946 in den Westen gehen, ist dann aber im damaligen Zonengrenzgebiet der späteren DDR geblieben. Soweit die bei uns in der Parkstraße persönlich abgegebenen Angaben von Herrn Rottke, der hofft, vor allem Hildegard und Hans Fege zu finden. (Ernst Rottke, Zum Suhrfeld 25 in 21200 Seevetal / Ohlendorf, Telefon 0 41 85 / 26 14.)

Nach unserem ostpreußischen "Kissehl", dem sättigenden Haferbrei, wird immer wieder gefragt, so auch von Margarete Malchow, der ich das Rezept zugesandt habe und die ihrem Dankeschön dann gleich eine Suchfrage anfügte. Im Mai 1945 war die zehnjährige Margarete Walterkewitz aus Hochmühlen (Szeskehmen) nach mißglückter Flucht in das Kinderheim Pr. Eylau gekommen. Im Oktober 1947 wurde sie zusammen mit den anderen Kindern in die Sowjetische Besatzungszone gebracht und kam in das Kinderheim Klein-Welka in Sachsen. Dort war sie mit den Geschwistern Rosemarie und Eberhard aus Friedland in einer Gruppe. Nun sucht Frau Malchow diese Mitgefährten aus schwerer Zeit. Ich wandte mich bereits an Christa Pfeiler-Iwohn, die ja in der Suche nach ehemaligen Kinderheiminsassen unermüdlich ist, schon viele Schicksale aufklären und Verbindungen herstellen konnte. Sie selber war in Klein-Welka, Margarete Walterkewitz war damals ihre Stubengenossin - sie haben sich über unsere Ostpreußische Familie zusammengefunden -, aber über das Schicksal der Geschwister aus Friedland konnte sie nichts sagen. Immerhin hatte sie in ihrer Liste die Namen mit Geburtsdaten: Rosemarie,* 7. März 1933, und Eberhard Schwagemeier, * 21. August 1934. Wo sind sie geblieben? Frau Malchow würde sich sehr freuen, von ihnen zu hören. (Margarete Malchow, Neustrelitzer Straße 14 in 18109 Rostock, Telefon 03 81 / 71 79 10.)

Ebenso unermüdlich wie Frau Pfeiler-Iwohn und immer um Aufklärung von Schicksalen der deutschen Waisen, vor allem der sogenannten "Wolfskinder", bemüht ist Brigitta Kasten. Gerne räume ich ihr wieder Platz für einen ihrer neuesten Fälle ein, der allerdings nur wenige Zeilen benötigt. Kurz und knapp: Eine Litauerin sucht ihren deutschen Vater. Der Unteroffizier Klaus Meyer lag mit seiner Einheit 1944 in ihrem Geburtsort an der litauisch-lettischen Grenze. Zehn Jahre lang stand die litauische Mutter des Kindes mit ihm brieflich in Verbindung, dann teilte sie ihm mit, daß die Tochter gestorben sei. Das entsprach aber nicht der Wahrheit: Sie hatte das Kind mit gefälschten Papieren nach Memel in ein Waisenheim gegeben. Die Tochter wurde Dolmetscherin, beherrscht also die deutsche Sprache. Nun sucht sie ihren Vater, der glaubt, daß sein Kind längst tot sei. Frau Kasten wird versuchen, über das Militärarchiv in Freiburg weiterzukommen, bittet aber auch unsere Ostpreußische Familie um Mithilfe. (Brigitta Kasten, Bachstraße 10 in 30989 Gehrden.)

Wie viele ungeklärte Schicksale ha-ben wir schon im Laufe der Jahre behandeln müssen. Ich glaube, es gibt keine vergleichbare Kolumne im deutschen Blätterwald, die immer wieder diese heute unfaßbar erscheinende Tragik so an das Licht bringt wie unsere Ostpreußische Familie. Und es gibt ständig neue Fälle, die einen ratlos machen. So meint auch der Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Allenstein-Land, Herr Leo Michalski, daß der ihm geschilderte Fall aussichtslos sei. Sonderbar ist er schon, aber ich helfe Herrn Mi-chalski gerne zuerst einmal bei der Publizierung. Falls sich doch brauchbare Fäden ergeben, können wir sie vielleicht aufspulen. Gemeinsam mit Leo Michalski und Eberhard Baumann aus Salmbach, der auch wieder nur Mittelsmann ist. Denn der eigentliche Fragesteller ist ein ehemaliger Soldat, der als noch nicht 18jähriger in russische Kriegsgefangenschaft geriet und in das Lager Anscherka-Sudschensk in Sibirien kam. Dorthin war auch eine junge Ostpreußin aus der Allensteiner Gegend verschleppt worden, die auf ihrem Hof, als sie im Kuhstall beim Melken war, von den Russen ergriffen und mitgenommen wurde. Die 28jährige Mutter konnte sich nicht einmal um ihre damals ein und drei Jahre alten Kinder kümmern, die allein zurückblieben, da der Mann als Soldat an der Westfront war. Ihr Name lautete Pudewell oder ähnlich. Die Frau gebar im November 1946 im Lager einen Sohn. Der Vater war ein deutscher Kriegsgefangener. Der 18jährige fungierte als Geburtshelfer - deshalb ist ihm dieses Geschehen noch in Erinnerung geblieben. Zumal er mit dieser Frau und dem Säugling im Februar 1947 gemeinsam aus dem Lager entlassen und nach Deutschland gebracht wurde. Sie waren zusammen in einem Zug, aber nicht in demselben Wagen. Die Frau stieg in Berlin aus, sie wollte dort ihre Schwester aufsuchen. Dann haben sich ihre Wege endgültig getrennt. Das Schicksal der Frau und des Jungen hat den damals blutjungen "Geburtshelfer" nie losgelassen, im Gespräch mit Herrn Baumann konnte er das Geschehen aber erst jetzt manifestieren. Vielleicht ist der Fall doch nicht so ganz aussichtslos, immerhin konnten recht konkrete Angaben gemacht werden. Zuschriften bitte an Herrn Leo Michalski, Adolf-Westen-Straße 12 in 42844 Remscheid, Telefon 0 21 91 / 3 45 50, oder an Herrn Eberhard Baumann, Herdweg 4 in 75331 Salmbach, Telefon 0 72 35 / 98 06 79.)

Auch bei Hilda Siebert, geb. Basmer, ist die Erinnerung an jene schwere Zeit noch nicht gelöscht, im Gegenteil, sie wird immer stärker. Damals, im Januar 1945, hatte die 20jährige einen festen Freund, er stammte aus Königsberg, sie aus Mikuhnen / Wolittnick, Kreis Heiligenbeil. Am 4. Januar 1945 wurde ihr Freund, der Feldwebel Horst Fellert, schwer verwundet und kam in das Lazarett Sackheimer Mittelschule in Königsberg. Bis zum 23. Januar war Hilda bei seinen Eltern Karl und Emma Fellert, die in der Vorstädtischen Langgasse 144 wohnten. Dann mußte sie nach Hause zu ihrer Mutter, versprach den Fellerts aber wiederzukommen. Leider fuhren keine Züge mehr, und bei Brandenburg war der Russe durchgebrochen. Über das Rote Kreuz erhielt Hilda Siebert Gewißheit über den Tod ihres Freundes, aber sie konnte nie etwas über das Schicksal seiner Eltern erfahren. Da Horst das einzige Kind war, gibt es auch keine Nachkommen dieser Familie. Deshalb wird es schwer sein zu erfahren, ob das Ehepaar Fellert aus Königsberg herausgekommen ist, und wenn, wo es dann gelebt hat. Aber vielleicht können entfernte Verwandte, Nachbarn oder Freunde Auskunft geben. "Falls es zu keinem Ergebnis kommt, muß ich auch die Zeit, die mir noch bleibt, mit der Frage leben", schreibt die 78jährige, die im letzten Jahr in Königsberg war, um "mein Versprechen wenigstens auf diese Art einzulösen". Es wäre schön, wenn auch die Frage eine Lösung bekäme. (Hilda Siebert, Grüner Steg 16 in 24784 Westerrönfeld.)

Eure Ruth Geede


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