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10.04.04 / Endlich Entschädigung / USA erkennen Leid der im Zweiten Weltkrieg internierten Deutschen an

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. April 2004


Endlich Entschädigung
USA erkennen Leid der im Zweiten Weltkrieg internierten Deutschen an

Es war ein Sonntag mit schwerwiegenden Folgen. Schwerwiegend für Amerika und für circa 11.000 in den Vereinigten Staaten von Amerika lebende Deutsche. Für sie sollte dieser Tag zum Schicksalstag werden. Um 14.22 Uhr ging aus New York eine unglaubliche Nachricht um die Welt: Amerika war zutiefst gedemütigt worden. Scheinbar mitten im Frieden hatte ein Großteil der japanischen Flotte den US-Militärstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii überraschend angegriffen und ein Chaos aus Dutzenden brennender Schiffe und über 2.400 toten Soldaten sowie Zivilisten hinterlassen. Es war der schlimmste Angriff auf die USA in der Geschichte und hatte die Kriegserklärung gegen Japan zur Folge.

Soweit zur bekannten Vorgeschichte. Viel ist über diesen Tag geschrieben worden, auch darüber, wie grundlegend dieses psychologisch einschneidende Ereignis Amerikas weitere Politik im Zweiten Weltkrieg bestimmte. Um so mehr verwundert es, daß die Konsequenzen für Hunderttausende amerikanischer Neubürger dieser Zeit, unter ihnen auch viele Deutsche und länger seßhafte Deutschstämmige, nach wie vor recht unbekannt sind. Dankenswerterweise hat das Repräsentantenhaus des US-Kongresses nun einen Beitrag zur Aufklärung dieser Folgen geleistet.

Im Februar 1942, also nur zwei Monate nach dem Angriff, erließ der damalige US-Präsident Frank-lin Delano Roosevelt auf Drängen des Chefs der Bundespolizei (FBI), Edgar J. Hoover, eine Verordnung, die den Weg zur Internierung von "Staatsfeinden" ebnete. 120.000 Japaner wurden zusammen mit rund 11.000 Deutschen und einigen tausend Italienern interniert. Dazu kamen ungefähr 4.000 Deutsche, die aus Süd- und Mittelamerika in die USA in Lager verschleppt wurden. Wer sich weigerte, aus welchen Gründen auch immer, gegen seine "alte" Heimat zu kämpfen, dem war die Internierung so gut wie sicher. Aber auch Frauen und Kinder wurden verhaftet, Eigentum beschlagnahmt sowie die Bewegungsfreiheit eingeschränkt und spezielle Ausweise erstellt.

Die Angst vor Agenten und Saboteuren trieb die abenteuerlichsten Blüten, sogar Flüchtlinge vor dem NS-Regime wurden in die Lager verbracht. Diese wurden oft kurzfristig in den Bundesstaaten eingerichtet - die meisten in Texas. Die ersten Deutschen wurden bereits im Dezember 1942 unmittelbar nach Pearl Harbor in Crystal City (Texas) interniert. Zwar bemühten sich die USA sichtbar, möglichst humane Bedingungen in den Lagern zu garantieren, allerdings dauerte die Inhaftierung bis Kriegsende an. So gab es über die unmittelbare Behandlung vor Ort von Seiten der inhaftierten Deutschen verhältnismäßig wenig Beschwerden. Krankenhäuser, Schulen und ein bescheidener Kulturbetrieb wurden eingerichtet. Die letzten Gefangenen wurden aber erst 1947 entlassen.

Auch andere Alliierte ließen unliebsame Deutsche oder Bürger mit deutschen Vorfahren einsperren, beispielsweise Australien, oder lieferten ihre Bürger, ohne zu zögern, ohne Prüfung der Umstände aus. Individuell bedeutete diese Politik die Zerstörung von Familien, den Verlust von Arbeit oder zumindest des guten Rufes der Betroffenen. Schon 1980 kam eine von Präsident Jimmy Carter eingesetzte Kommission deshalb zu dem Schluß, daß die Maßnahmen letztlich willkürlich und überzogen gewesen seien. Erst jetzt, am 4. März 2004, passierte den US-Senat eine Resolution, die die Bedeutung und die Folgen der Entscheidung von 1942 im Sinne der Betroffenen anerkennt. Das Repräsentantenhaus hatte die Resolution bereits im Februar verabschiedet und ausdrücklich das Ziel der japanisch- und deutschstämmigen Amerikaner anerkannt, das nationale Bewußtsein für ihre Leiden in dieser Zeit zu wecken. Jetzt ist der Weg für die finanzielle Entschädigung auch der deutschen Opfer frei - mit den betroffenen Japanern wurden bereits individuelle Entschädigungen vereinbart. Sverre Gutschmidt


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