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10.04.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. April 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

noch eine dritte Anrede kommt heute hinzu: "Liebe Ostpreußische Familie!" Sie steht über den Zeilen, die uns Meinhard Wessiak aus Graz gemailt hat, und die sind so nett, daß ich sie im Wortlaut bringen will: "Bereits zweimal habe ich die Dienste der Ostpreußischen Familie in Anspruch genommen und zwar wenige Meldungen erhalten, doch diese übertrafen meine kühnsten Erwartungen: Ich habe damals Informationen über die Akademische Fliegerschaft Preußen zu Königsberg beziehungsweise Nach-fahren der Mitglieder gesucht. Gefunden habe ich sogar ein Mitglied, welches heute in Heidelberg lebt. Nächste Woche werde ich diesen Herrn besuchen. Außerdem habe ich wahrscheinlich den Sohn eines anderen Mitgliedes gefunden. Ich möchte nun der gesamten Ostpreußischen Familie meinen herzlichsten Dank für die Mithilfe aussprechen! Schöne Grüße aus Graz!" Die werden ebenso dankbar erwidert. Persönlich füge ich noch meinen Dank für den netten Wunsch hinzu, daß ich diese Familie noch lange mütterlich betreuen könne wie bisher! Was ich auch hoffe.

So sieht auch Marianne Imhof aus der Schweiz meine Funktion, denn sie spricht mich mit "Liebe Familienmutter" an. Ihren Dank soll ich aber speziell an Ella Laugalies aus Rotenburg und Dieter Kopelke aus Siegen weiterleiten. Beide übersandten ihr nämlich das gewünschte Buch "Heimat Ostpreußen", 64 Fotos, Gräfe & Unzer Verlag. Es handelt sich allerdings um die zweite Auflage von 1949, also um eine Nachkriegsausgabe. Frau Imhof sucht vor allem die Erstausgabe, die noch in Königsberg gedruckt wurde und Fotos ihres Vaters Otto Stork enthält. Über uns möchte sie auch Verbindung zu Wolfgang Klink aus Deißlingen bekommen. Er suchte vor zweieinhalb Jahren nach einer Person, die auf einem Bauernhof in Guttenfeld gearbeitet hatte. Da Frau Imhof als siebenjähriges Marjellchen auf jenem Bauernhof war, möchte sie Herrn Klink bitten, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. (Marianne Imhof, Schorenstraße 2 D in CH-3604 Thun, Telefon [Ausland] 00 41/33/3 36 32 20.)

Ach ja, und dann das rätselhafte Wort "Schausstick" aus den sehr heiteren "Colestrinchen"-Betrachtungen eines zu Müsli verdonnerten Ostpreußen, der den Klopsen und Spirgeln seiner heimatlichen Speisekarte nachtrauert. Unsere Veröffentlichung hat nicht nur zur Richtigstellung des falsch interpretierten Wortes geführt, es ergaben sich - wohl durch mündliche und handschriftliche Übertragungen dieser "Betrachtungen eines Ostpreußen" - auch weitere Fehldeutungen, aber auch der Name des unbekannten Verfassers: Joachim Gronau. Unsere Leserin Rotraud Heyse, die ihn mir nannte, kennt statt des rätselhaften Ausdrucks den netten Begriff "Maulchen" und trifft damit die richtige Deutung, denn es handelt sich um ein "Schnauzstick", also um einen Teil des Mundes, derb ausgedrückt. Beide Versionen wurden mir von verschiedenen Seiten zugesandt, so auch von Hans-Dieter Fandrey, aber der hat sich als "Plattdütschen aus Flensburg mit masurischen Vorfahren" über das Wort "Schausstick" den Kopf zerbrochen und kam auch noch zu einer anderen Lösung: Im Angeliter Platt gibt es den Ausdruck "Schunz und Schau", was "Spaß und Vergnügen" bedeutet. So könnte, meint Herr Fandrey, das Wort soviel wie "Spaßstück" bedeuten. Na ja, der Irrtum ist nun beseitigt, aber diese Wortsuche hat doch vielen Leserinnen und Lesern Spaß gemacht. Darüber wird sich auch Herr Fied-rich freuen. Dazu noch ein Nachschrapselchen: Hannelore Streich, die schreibt, daß dieses Colesterinchen-Epos oft als Zugabe auf ihren "Germau"-Dorftreffen verlangt wird, wurde neulich von einem Königsberger gefragt, was der Ausdruck "Dreibast" bedeutet. Sie wies ganz richtig auf unsere so manchem Bowke zugeschriebene Eigenschaft "dreibastig" hin, was frech und dummdreist bedeutet. Die Steigerung ist dann "dreibastiger Krät"!

Noch einmal zu Rotraud Heyse. Sie ist auf ihrer Suche nach Agnes Teichert bisher erfolglos geblieben, hat sich aber über einen Brief aus Nikolaiken sehr gefreut. Eine dort lebende Masurin teilte ihr mit, daß auch sie damals nach Schaustern flüchtete und sich ebenfalls mit Agnes Teichert angefreundet hat. Sie konnte über die Familie Teichert und deren Schicksal einiges berichten. Frau Heyse schreibt: "Es erstaunt und fasziniert mich immer wieder, wie aufmerksam die Ostpreußische Familie gelesen wird, denn die Dame aus Nikolaiken erhielt meinen Suchwunsch von ihrer Freundin aus der Bundesrepublik. Auch auf diesem Wege danke ich allen, die mir bei meinem Anliegen behilflich waren, nochmals herzlich!"

Schwierigkeiten hatte ich nicht nur mit dem "Schausstick", was ja nicht verwunderlich war, sondern auch mit dem Ort "Mostzehnen" oder ähnlich, den Andreas Gruber sucht und den ich nicht auf meinen alten Karten ausfindig machen konnte. Er hat sich aber gefunden, denn unsere Leserin Ingeborg Runge wußte Bescheid: Er handelt sich um "Mosdzehnen" im Kreis Angerburg, 1938 in "Borkenwalde" umgetauft. Herr Gruber dürfte sich über diese und andre Informationen von Frau Runge gefreut haben.

Insterburg! Dahin geht auch die schon weitaus kompliziertere Frage der Ärztin Brigitte Walensky aus Travemünde, früher Berlin. Für sie sind wir die letzte Hoffnung für eine Lösung, denn alle Bemühungen waren bisher vergeblich. Die angeschriebenen Institutionen meldeten sich nicht, Archive und Literatur gaben nichts her. Da es sich bei dieser Frage nicht nur um einen Beitrag zur Familienchronik, sondern auch um ein Stück Insterburger Stadtgeschichte handelt, kommt ihr schon eine besondere Bedeutung zu. Brigitte Walensky kam 1927 in der Landesfrauenklinik in Insterburg zur Welt. Ihr Vater bewirtschaftete von 1926 bis 1929 die Molkerei in Groß Berschkallen. Als sie drei Jahre war, verließ die Familie Ostpreußen, war aber oft auf dem großelterlichen Hof im Kreis Pillkallen, zuletzt 1943. Die praktische Ärztin hat in den letzten Jahren die Spuren ihrer Vorfahren in Ostpreußen gesucht. Beim Sichten der Familiendokumente fand sie ein Testament von Angehörigen ihrer Urgroßmutter Marie Girkon, geb. Guttmann, in dem unter anderem auch die Stadt Insterburg begünstigt wird. Hier der Auszug aus dem gegenseitigen Testament des Maurermeisters Carl Friedrich Eduard Guttmann und seiner Ehefrau Anna Guttmann, geb. Guttmann: "... das vierte Viertheil der Stadt Insterburg überwiesen werden, wenn dieselbe sich bereit erklärt aus diesem Legat einen öffentlichen Volksgarten oder doch verschönerte Anlagen welche Jedermann zugänglich sein und bleiben müssen innerhalb längstens zwei Jahren nach dem Erbfall herstellen. Falls die Stadt dieses Legat nicht annimmt, kommt das vierte Viertheil unseres respektive des Nachlasses unserer Kinder den Angehörigen der Familie seiner Frau zu Gute. Insterburg, 31. Januar 1879."

Frau Walensky möchte nun gerne wissen, ob die Stadt Insterburg das Legat tatsächlich angenommen hat und ob der heute noch vorhandene Stadtpark mit diesen Mitteln angelegt worden ist. Sie konnte bisher nichts darüber erfahren, was vielleicht auch mit der Familiengeschichte zu tun haben könnte. Ihre Urgroßmutter Marie Guttmann stammte aus einer ursprünglich jüdischen Familie aus Oberschlesien. Deren Mutter Henriette, geb. Habrucker, wurde mit Adolph Guttmann, Gymnasialoberlehrer in Breslau, in Gumbinnen evangelisch getraut. Tochter Marie heiratete den Insterburger Ferdinand Girkon, später Pfarrer in Kraupischken. Sie starb in Groß Friedrichsdorf, Kreis Elchniederung, wo ihr Sohn Martin Girkon Pfarrer war. Vielleicht wis-sen historisch interessierte Insterburger etwas über dieses Legat oder können Hinweise geben. (Brigitte Walensky, Ostseestraße 2, Apparat 325, in 23570 Travemünde, Telefon 0 45 02 / 7 82 81.)

Und jetzt noch eine hübsche Erinnerung, die Adolf Wischnath hegt. Der Landgerichtsrat a. D. war damals Student in Königsberg und lernte das Samland so lieben, daß er 1938 seine Hochzeitsreise nach Rauschen machte. Das junge Paar wohnte in den letzten Julitagen im Haus Timnick. Während seine Frau ausgebreitet wie eine Flunder am Strand sonnenbadete, kroch ihr Mann oben auf der Steilküste herum und sammelte herrliche Walderdbeeren, mit denen er seine Frischangetraute dann fütterte. Unvergessen und immer wieder aus der Erinnerung hervorgeholt. Bei einer Radwanderung vor einigen Jahren fand der Jurist das im Wald gelegene Haus Timnick nicht mehr vor. Nun wüßte er gerne, was aus dieser Familie geworden ist. Ich glaube, da wird es gute Hinweise geben! (Landgerichtsrat a. D. Adolf Wischnath, Vorm Haidland 7 in 29308 Winsen, Telefon 0 51 43 / 66 84 48.)

Ja, das ist heute eine so richtig osterbunte Familienkolumne. Endlich ist ja der Frühling eingekehrt - das war, als ich vor drei Wochen beim "Großen Frühlingstreffen der Ostpreußen" in Anklam war, noch anders. Aber wenn es draußen auch stürmte und hagelte, drinnen stieg das Stimmungsbarometer der fast 700 Teilnehmer auf "froh ostpreußisch". (So beschrieb einmal der Dichter Joachim Ringelnatz die Stimmung in Rastenburg, der Heimatstadt seiner Frau, im kalten ostpreußischen Winter!) Dafür sorgten vor allem das Heeresmusikkorps der 14. Panzergrenadierdivision "Hanse", Neubrandenburg, und der Ostpreußen-Sänger BernStein! Ich freute mich über eine großartige Zuhörerschaft und die vielen Fragen an die "Ostpreußische Familie", die mir persönlich vorgetragen wurden und die mir bewiesen, wie intensiv unsere Zeitung in Vorpommern gelesen wird! Neue Freunde werden wir auf diesem gelungenen Frühlingsfest auch gewonnen haben! Herzliche Ostergrüße an alle Leserinnen und Leser - aber ein kleiner Extragruß nach Anklam in dem weiten Land an der Ostseeküste, in dem man schon fast den Atem der Heimat spürt.

Eure Ruth Geede


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