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17.04.04 / Globalisierung akzeptieren! / Die Sorge um Arbeitsplätze verdeckt die Chancen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. April 2004


Globalisierung akzeptieren!
Die Sorge um Arbeitsplätze verdeckt die Chancen
von Ansgar Lange

Nicht nur Deutschland hat mit der Abwanderung von Arbeitsplätzen, dem sogenannten "Offshore-Outsourcing", zu kämpfen. Auch in den USA und in Großbritannien werden Vorurteile mobilisiert. Ein Wahlkampf eignet sich bestens dazu. Als Gregory Mankiw, ein Star-Ökonom der Bush-Regierung, Ende Februar sagte, eine Verlagerung von US-Arbeitsplätzen in Billiglohnländer wirke sich langfristig positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus, hagelte es Proteste. Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry mutierte zum Retter der einheimischen Arbeitsplätze. Bush ruderte unter diesem öffentlichen Druck zurück und forderte wie etliche US-Gouverneure, die Arbeitsplätze sollten "im Land" bleiben, frei nach dem Motto "America first".

Daß letztendlich in den USA in den vergangenen Jahren wesentlich mehr Jobs geschaffen worden sind als in dem ehemaligen Wirtschaftswunderland Deutschland, hängt primär mit den besseren Rahmenbedingungen zusammen, die die Politik in den Staaten für die Wirtschaft bereithält. Der Vergleich zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten zeigt, daß die Bundesrepublik für den globalen Wettbewerb schlecht gerüstet ist. So leben wir zumindest mental immer noch im industriellen Zeitalter und sind nicht mehr Standort für Hochtechnologien.

Zur Zeit gefährdet noch das herrschende Tarifkartell den Standort Deutschland. Insbesondere bei manchen Gewerkschaftsfunktionären gibt es noch die alte Vorstellung, die ganze Welt müsse sich nach den heimischen Flächentarifen richten. Der deutsche Konjunkturmotor springt nicht an. Allerorten Stagnation. Mehr Innovationen in Forschung und Bildung, weniger staatliche Regelungen, mehr Risikofreude und vor allem höhere Wochenarbeitszeiten könnten dem kranken Patienten auf die Beine helfen. Michael Müller, Wirtschaftssenior im Bundesverband mittelständischer Wirtschaft, hat denn auch eine erschreckende Rechnung aufgemacht. Im Jahr 2002 verwendeten alle 82,5 Millionen Bundesbürger zusammen nur 13 Prozent ihres Zeitbudgets für Berufsausbildung und bezahlte Tätigkeiten. Eine solche Freizeit- und Frührentnerkultur ist auf lange Sicht nicht finanzierbar.

Doch auch die fleißigen jungen IT-Spezialisten in den Entwick-lungsländern fürchten aufgrund der Diskussion über das Offshoring um ihre Jobs. Die motivierten Mitarbeiter in Bangalore hoffen, daß das Säbelrasseln in den USA nur Wahlkampfrhetorik ist. Globaler Handel ist keine Einbahnstraße. Wer das Auslagern von Arbeitsplätzen ins Ausland verhindern will, akzeptiert, daß 70 Prozent der Inder auch in Zukunft in der Landwirtschaft arbeiten müssen und als ernstzunehmende Käufer ausfallen. Wenn Deutschland also endlich seine reformerischen Hausaufgaben entschiedener anpackt, kann Offshore-Outsourcing zum Erfolgsrezept für beide Seiten werden.


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