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24.04.04 / Wer hat den Haß aufgebaut? / Militärische Maßnahmen der USA verärgern Irakis

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. April 2004


Wer hat den Haß aufgebaut?
Militärische Maßnahmen der USA verärgern Irakis
von R. G. Kerschhofer

Es wäre ein Trugschluß, hinter der Eskalation im Irak und den fast überall erfolgenden Angriffen auf die Besatzer einen "koordinierten" Widerstand zu vermuten. Noch dümmer wäre es aber, dem US-Präsidenten abzukaufen, daß nur "ein paar Verbrecher und Terroristen" am Werk seien, sowie Leute, die eben "keine Demokratie wollten".

Doch zunächst zum Kernproblem der amerikanischen Führung: das amerikanische Volk war und ist keineswegs kriegslüstern, sondern muß jeweils erst "motiviert" werden. Die Rechnung geht auf, wenn das eigene Volk an die Existenz des Bösen glaubt. Sobald der Glaube zu wanken beginnt, kriegt es die Führung mit einer "Heimatfront" zu tun. Dann werden die US-Verluste entscheidend - in absoluten Zahlen wie auch als "killing ratio", als Verhältniszahl von eigenen zu fremden Toten. Der Vietnam-Krieg scheiterte an den absoluten Zahlen (58.000 gefallene Amerikaner), obwohl die "killing ratio" mit eins zu 50 äußerst "günstig" war. Bush hatte beim völkerrechtswidrigen Angriff 2003 zunächst "gute Zahlen". Schwierig wurde es erst "nach Kriegsende" - mit täglichen Verlusten und mit Moralproblemen der Truppe, was sich unter anderem in der hohen Selbstmordrate widerspiegelt.

Unter den Gegenmaßnahmen sind zwei besonders bemerkenswert: was tut man mit Soldaten, die gegen das Böse antreten, dann aber eine feindselige, sich keineswegs "befreit" fühlende Bevölkerung vorfinden? Hier werden die US-Truppen von israelischen Experten in Sachen aufständischer Islamisten gedrillt, und im Irak selbst sind zahlreiche Israelis in US-Uniformen eingesetzt. Die andere Maßnahme besteht darin, daß man die mit Irak-Aufträgen belohnten Kon-zerne dazu anhält, "Sicherheitsdienste" zu besolden. Die sind aber keine Wachdienste, sondern schwerbewaffnete Söldnertruppen! Das Raffinierte dabei: sie belasten nicht das US-Budget, zählen nicht zur Truppenstärke, unterliegen keinen Konventionen, sind durch den Bush-Erlaß Nr. 13.303 vor Strafverfolgung geschützt - und Verluste können verheimlicht werden. Die Gesamtstärke wird auf bis zu 20.000 Mann geschätzt. Sie liegt jedenfalls höher als die britische Truppen-Präsenz (11.000 Mann).

Auch die vier in Faludscha gelynchten Amerikaner waren "security contractors". Die Schändung ihrer Leichen bot zwar den willkommenen Anlaß, mit einem Rachefeldzug gegen Faludscha die "killing ratio" zu verbessern. Doch die widerlichen Szenen sollten eher darüber nachdenken lassen, wer denn diesen abgrundtiefen Haß aufgebaut hat! Sicher nicht irgendein Prediger, denn Haßtiraden wirken nur, wenn echte Mißstände vorliegen.

Nutznießer der Eskalation ist auch Ariel Scharon. Gerade mit dem Freibrief für Scharon beweist Bush hingegen, wie angeschlagen er bereits ist. Und selbst dieser Kotau wird ihm wenig helfen, denn die jüdischen US-Wähler sind größtenteils Demokraten, nicht Republikaner.

Kampf den Tyrannen: Doch wer sind eigentlich die Tyrannen? Die Antworten differieren erschreckend, je nach- dem, wen man fragt. Selbst unsere Autoren Jürgen Liminski und R. G. Kerschhofer sind sich da uneins. Foto: Reuters


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