Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
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Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Mai 2004
Deutschland muß sparen, das weiß der Bundeskanzler. Deutschland muß, um
seine Zukunft zu sichern, mehr Geld in Bildung investieren, das weiß der
Kanzler ebenfalls. Und er weiß natürlich auch, daß man nicht gleichzeitig
mehr Geld und weniger Geld ausgeben kann. In solch mißlicher Lage fällt den Kanzler im Zweimonatsrhythmus das an, was
er für eine gute Idee hält: Die Bundesbank soll einen Teil ihrer Goldreserven
verkaufen und den Erlös in eine Stiftung einbringen, woraus dann Forschung und
Bildung gefördert werden. Einmal abgesehen davon, daß die Bundesbank
unabhängig und derartigen Weisungen seitens der Bundesregierung nicht
unterworfen ist, woran auch der unrühmliche Abgang des allzu reiselustigen
Herrn Welteke nichts geändert hat: Schröders Idee scheint auf den ersten Blick
wirklich recht gut zu sein. Schließlich nennt die deutsche Zentralbank einen Goldschatz von 3.440 Tonnen
im Wert von 36,5 Milliarden Euro ihr eigen. Hinzu kommen Devisenreserven
(hauptsächlich in Dollar) von 32,5 Milliarden Euro und Forderungen an den
Internationalen Währungsfonds von 7,6 Milliarden Euro, jeweils nach dem Stand
von Ende 2003. In der Summe hat sich seither kaum etwas geändert; der Goldpreis
steigt, der Dollarkurs fällt, das gleicht sich aus. Wenn nun, so die hinter verschlossenen Türen ausgebrüteten
Regierungspläne, fünf Jahre lang je 120 Tonnen Gold verkauft würden, kämen
pro Jahr etwa 1,3 Milliarden Euro in die Stiftungskasse. Ob allerdings die
Rendite aus insgesamt 6,5 Milliarden dann auch wirklich in Bildung und Forschung
investiert oder doch nur zur Haushaltssanierung verwendet würde, erscheint
nicht nur Oppositionspolitikern fraglich. Einer von ihnen, der inzwischen aus der Unionsfraktion vertriebene Martin
Hohmann, hatte es einmal gewagt, genauer nachzufragen: Wo sich das Gold der
Bundesbank "physisch" befinde, wollte er von Hans Eichels Ministerium
wissen. Der gab sich bedeckt und ließ mitteilen, ein großer Teil werde "in
eigenen Tresoren im Inland" gehalten, ein "sehr geringer Teil im
einstelligen Prozentbereich" werde im Goldleihgeschäft eingesetzt.
Auffällig, um nicht zu sagen verräterisch, ist folgende Formulierung in der
Antwort des Hauses Eichel: Man lasse "auch Goldbestände an wichtigen
Goldhandelsplätzen ... verwahren". Insider wie der Finanzexperte Bruno Bandulet, Herausgeber des
Informationsdienstes Goldseiten, sind sich allerdings sicher, daß der
allergrößte Teil der deutschen Goldreserven inzwischen in den USA lagert.
Genauer: in den Tresoren der Federal Reserve Bank in New York. David Marsh,
langjähriger Deutschlandkorrespondent der Financial Times, behauptete schon zu
Kohls und Waigels Zeiten unwidersprochen, in Frankfurt lagerten nur noch 80
Tonnen, zwei Prozent des deutschen Goldes, der Rest sei auf New York, London und
Paris verteilt. Wann immer in den letzten Jahren gefragt wurde, wo sich denn nun wieviel vom
deutschen Gold tatsächlich befindet - die Bundesregierung weicht konkreten
Antworten stets aus. Auffällig nur: Seit drei Jahren heißt es in offiziellen
Verlautbarungen und Bilanzen nicht mehr nur "Gold", sondern "Gold und
Goldforderungen". Schröders "gute Idee" ist also doch nicht so gut - wenn das, was er
verkaufen will, gar nicht mehr da ist. So kann man nur hoffen, daß die oben
zitierten Experten wenigstens in einem Punkt nicht recht haben: wenn sie
vermuten, daß "die Amerikaner das deutsche Gold als eine Art Pfand betrachten".
H.J.M. Bildung plötzlich Gold wert: Gern würde der Bundeskanzler die Reserven
verkaufen, doch nicht nur die Bundesbank verweigert sich. Foto: keystone |