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08.05.04 / Sie leben nicht mal einen Sommer lang / Besuch im Sachsenwald: Der "Garten der Schmetterlinge" präsentiert viele seltene Exemplare dieser zarten und beeindruckenden Spezies

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Mai 2004


Sie leben nicht mal einen Sommer lang
Besuch im Sachsenwald: Der "Garten der Schmetterlinge" präsentiert viele seltene Exemplare dieser zarten und beeindruckenden Spezies

Manche sehen aus wie getrocknete Blätter, andere wie kleine, mit metallischschimmerndem Autolack bemalte Kapseln, wieder andere wie Modeschmuck, aber ganz gleich, welche Optik die äußere Hülle hat, sie alle beherbergen ein und dasselbe: einen Schmetterling. Bis zu 60 verschiedene Arten sind im "Garten der Schmetterlinge" in Friedrichsruh im Sachsenwald in einem künstlich erzeugten subtropischen Klima der Öffentlichkeit zugänglich.

1871, im Jahr der Gründung des Deutschen Reiches, erhielt Fürst Otto von Bismarck (1815-1898) in Anerkennung seiner Verdienste um die Reichsgründung von Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald als Geschenk, und noch heute ist das weite Gelände weitgehend in Familienbesitz. Mitten im Sachsenwald, dem größten Waldgebiet Schleswig-Holsteins, nahe dem Bismarck-Mausoleum und dem Bismarck-Museum befindet sich diese kunterbunte Schmetterlingswelt, die 1985 von Fürstin Elisabeth von Bismarck als erster Schmetterlingspark Deutschlands eröffnet wurde. Jährlich besuchen um die 100.000 Menschen den inzwischen mehrfach erweiterten "Garten der Schmetterlinge", der in all seiner tropischen Farbenpracht mit den freifliegenden Faltern aus Südamerika, Afrika und Asien nicht nur Kinderaugen größer werden läßt. Auf der Suche nach Nektar fliegen sie zwischen den Besuchern von einer Blüte zur anderen; unbeirrt von menschlichen Eindringlingen leben sie ihr kurzes Leben.

"Etwa 90 Prozent der Schmetterlinge leben nicht länger als 14 Tage", erklärt die südafrikanische Biologin Cheryl Baily-Peters. Sie kümmert sich darum, daß die teilweise beeindruckend schönen Tiere unter für sie günstigen Lebensbedingungen verweilen. Auch kümmert sie sich um den Nachwuchs. Dieser wird schon im Stadium der Puppe von speziellen Züchtern geliefert. Je nach Art kostet eine Puppe zwischen zwei und 60 Euro, wobei hier nicht gesichert ist, daß der Schmetterling sich auch aus seinem Gehäuse befreit. Viele überleben den Kampf aus ihrer vielgestaltigen Puppenhülle nicht.

Natürlich sorgen die Schmetterlinge vor Ort auch für eigenen Nachwuchs, doch die aus den Eiern geschlüpften Raupen sind teilweise so gefräßig, daß sie den ganzen Bestand an sorgfältig gehegten Futterpflanzen vernichten. Auch haben schon hungrige Meisen den Weg ins Tropenhaus gefunden und sich an den fetten Raupen gütlich getan.

Allerdings gibt es auch Schmetterlinge, die bis zu neun Monate alt werden können. Da sich beispielsweise der Passionsfalter im Gegensatz zu den meisten seiner Artgenossen nicht nur einseitig von süßem Nektar ernährt, sondern auch proteinreiche Pollenkörner verzehrt, ist ihm ein vergleichsweise langes Leben im Schmetterlingsstadium beschieden.

In dem um das Tropenhaus angelegten Freigelände wie dem Duftgarten, dem Libellenteich oder nahe dem Kaninchengehege sind auch viele einheimische Schmetterlinge anzutreffen. Im "Singenden Wassergarten", einem weiteren Glashaus, freuen sich die prachtvollen Kois (japanische Karpfenart), wenn sie von den Besuchern gefüttert werden. Das wirklich Besondere am "Singenden Wassergarten" sind jedoch die kunstvoll arrangierten Bambusrohre, die durch einen kleinen Wasserfall gespeist werden und sich, lustig gurgelnde Geräusche verbreitend, wie von Geisterhand bewegen und kleine Glöckchen antreiben. Gleich daneben befindet sich das Café Vanessa, in dem man noch leise den Nachhall aus dem "Singenden Wassergarten" bei Kaffee und Kuchen genießen kann. Auch die Cafeteria am Schloßteich lädt zum Verweilen in idyllischer Atmosphäre ein.

Schmetterlinge sind bei uns ein Symbol für den Sommer und bunte Lebensfreude. Überall trifft man auf Abbildungen dieser wandelbaren Tiere. Wer sich aber eben nicht nur mit dem Abbild und auch nicht mit einem sich hin und wieder in die heimischen Gärten verirrenden Exemplar der Gattung Schmetterling begnügen will, sollte den Weg nach Fried-richsruh im Sachsenwald nicht scheuen. Der "Garten der Schmetterlinge", Telefon (0 41 04) 60 37, ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Schmetterlingshäuser sind vom 20. März (Frühlingsanfang) bis Ende Oktober für die Besucher zugänglich. Der Eintritt kostet für Erwachsene 4,50 Euro, Kinder 3 Euro und Rentner 3,80 Euro. Rebecca Bellano

 

Fürstin Elisabeth von Bismarck: Sie schuf den ersten Schmetterlingspark Deutschlands. Fotos: GdS

Zarter Schmetterling: Manche leben nicht länger als 14 Tage.


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