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15.05.04 / Neue Zuversicht im Norden / Hans-Joachim v. Leesen beobachtete, mit welchem Personal die Kieler CDU Ministerpräsidentin Heide Simonis schlagen will

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Mai 2004


Neue Zuversicht im Norden
Hans-Joachim v. Leesen beobachtete, mit welchem Personal die Kieler CDU Ministerpräsidentin Heide Simonis schlagen will

In vier Bundesländern werden noch in diesem Jahr die Landtage neu gewählt, und in nahezu allen hat die CDU angesichts der katastrophalen Bundespolitik die Chance, stärkste Partei zu werden. Wenn dann im Februar des nächsten Jahres die Schleswig-Holsteiner zur Wahl gehen, dann könnte eigentlich nur noch durch eigene Fehler verhindert werden, daß die CDU im nördlichsten Bundesland siegt, eventuell sogar mit absoluter Mehrheit.

Die Voraussetzungen sind gegeben: Die von der rot-grünen Regierung zu verantwortenden wirtschaftlichen Verhältnisse - und nicht nur sie, sondern auch die bildungspolitischen - sind desaströs, die Finanzen sind zerrüttet wie sonst in kaum einem Bundesland. Auf der anderen Seite steht eine CDU, die, und dieser Eindruck hat sich nach der Landesvertreterversammlung am 8. Mai in Norderstedt erhärtet, so geschlossen ist wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.

An der Spitze steht der Diplomagraringenieur Peter Harry Carstensen (57) von der nordfriesischen Insel Nordstrand, seit sechs Legis- laturperioden im Deutschen Bundestag, dort Vorsitzender des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, der keine Probleme damit hat, sich einen Konservativen zu nennen. Von der Landespolitik hielt er sich fern, bis er 2002, nachdem die CDU nicht viel Glück mit Spitzenkandidaten gehabt hatte (als einer der unglückseligsten erwies sich Volker Rühe), zum Landesvorsitzenden gewählt wurde. Er ist nicht der Typ des Parteiapparatschiks und praxisfernen Intellektuellen, kennt sich aber offensichtlich mit den in dieser Position unentbehrlichen Kniffen und Winkelzügen aus. Vor allem aber kann er Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl wecken, und daran liegt, wie die Zustimmung auf der Landesvertreterversammlung beweist, seinen Parteifreunden viel.

In Norderstedt nahe Hamburg wählten ihn die Delegierten zum Spitzenkandidaten und damit zum Gegenspieler von Heide Simonis, und das mit der fulminanten Mehrheit von über 98 Prozent der Stimmen. Seine richtungweisende Rede enthielt alles, was man vor Wahlen zu sagen pflegt, aber sie wirkte überzeugend, jedenfalls so weit es die Energie und den Willen des Landesvorsitzenden betrifft. Interessant, daß er sich abweichend vom Redemanuskript dazu bekannte, er wolle als Ministerpräsident nicht nur anknüpfen an die großen Zeiten von Gerhard Stoltenberg und Kai Uwe von Hassel, sondern auch von Uwe Barschel. Damit hat die Landespartei wohl endgültig ihre Berührungsangst gegenüber jenem Ministerpräsidenten überwunden, der ganz offensichtlich seinerzeit ein Opfer übler Intrigen geworden ist, dann aber als Buhmann herhalten mußte, obgleich zumindest der zweite Untersuchungsausschuß gezeigt hatte, daß er eher Opfer als Täter war.

Die Medien hatten angekündigt, Carstensen werde mit der Frauen-Union Ärger bekommen, weil auf der Vorschlagsliste des Vorstands nicht jeder dritte Platz mit einer Frau besetzt war, wie es nach einer internen Regelung hätte sein sollen. Daraufhin war die Frauen-Union auf die Barrikaden gegangen und hatte ihrem "lieben Peter Harry" die Leviten gelesen. Der hatte schließlich zugesagt, dem Parteitag vorzuschlagen, zusätzlich Frauen ohne Wahlkreiskandidatur zu nominieren.

Kämpferisch zogen Vorstandsmitglieder der Frauen-Union auf der Landesvertreterversammlung zu Felde, doch zeigte sich, daß sie sich nur zum kleineren Teil durchsetzen konnten. Die Delegierten ärgerten sich darüber, daß Frauen auf aussichtsreiche Listenplätze gesetzt werden sollten, die nur das Verdienst aufwiesen, in der Frauen-Union profiliert zu sein, in ihren Kreisverbänden aber bislang nicht durch Basisarbeit aufgefallen waren. Und als bei den Wahlen die Vorsitzende der Frauen-Union Einspruch einlegen wollte, weil zwar eine Frau nominiert worden war, aber nicht von der Frauen-Union, sondern von ihrem Kreisverband, da wurde sie von den Delegierten ausgebuht und mußte ihre Absicht zurückziehen. Nun sind alles in allem so viele Frauen auf der Landesliste, wie gefordert, aber nicht alle als Kandidaten der Frauen-Union. Die Delegierten waren zufrieden, wie sie überhaupt siegesgewiß und motiviert nach Hause fuhren.

Zuversichtlich: P. H. Carstensen


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