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15.05.04 / "Nicht kleckern, sondern klotzen!" / Vor 50 Jahren starb mit Heinz Guderian der Schöpfer der modernen, schlagkräftigen Wehrmachts-Panzertruppe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Mai 2004


"Nicht kleckern, sondern klotzen!"
Vor 50 Jahren starb mit Heinz Guderian der Schöpfer der modernen, schlagkräftigen Wehrmachts-Panzertruppe

In Kulm an der Weichsel erblickte Heinz Guderian am 17. Juni 1888 das Licht der Welt. Am 1. April 1901 trat er in das Kadettenhaus von Karlsruhe ein. Von dort wechselte er genau zwei Jahre später an die Haupt-Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde bei Berlin. Dort unterzog er sich 1907 erfolgreich der Reifeprüfung und trat als Fähnrich in das hannoversche Jägerbataillon Nr. 10 ein. Den Ersten Weltkrieg machte er vom ersten Tag an mit. 1917 wurde er in den Generalstab kommandiert. Nach Kriegsende beteiligte er sich in Ostdeutschland und dem Baltikum an Kämpfen gegen polnische Invasoren und "rote" Bürgerkriegskämpfer. 1920 wurde er als Hauptmann in die Reichswehr übernommen.

Der Erste Weltkrieg hatte mit dem erstmals in großer Zahl zum Tragen kommenden Maschinengewehr die Kavallerie wertlos gemacht. Die Bewegungsgeschwindigkeit einer angreifenden Truppe war damit auf die Schnelligkeit eines Fußgängers reduziert. Auch die 1917/18 erstmals zum Einsatz gekommenen Panzer waren als Hilfswaffe der Fußtruppen genauso langsam wie diese. Wollte man den Krieg wieder zum Bewegungskrieg machen, mußte man die angreifende Truppe motorisieren. Es gehört zu den Leistungen Guderians, dieses erkannt zu haben und daraus die Forderung nach Panzerdivisionen abgeleitet zu haben. Das war revolutionär. Die reaktionären Offiziere opponierten. Die Kavallerieoffiziere waren empört, was der "junge Mann" sich da ausgedacht hatte. Am Ende mußten dann doch die meisten Kavalleristen absitzen und wurden zu Panzerfahrern.

1935 wurde Guderians Traum Wirklichkeit. Die Wehrmacht stellte die ersten drei Panzerdivisionen auf. Die 2. Panzerdivision mit dem Standort Würzburg kam unter das Kommando von Guderian. Diese Einheit wurde 1938 nach dem Anschluß Österreichs nach Wien verlegt. 1937 veröffentlichte Guderian sein Lehrbuch "Achtung, Panzer!", in dem er seine strategischen Vorstellungen über die "schnellen Truppen" niederlegte. 1938 war Guderians Division bei den Einmärschen in Österreich und dem Sudetenland beteiligt. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhielt Guderian das Kommando über ein ganzes Panzerkorps. Es stieß von Nordpommern kommend über Ostpreußen nach Brest am Bug vor. Dort traf Guderian auf die vorrückenden russischen Panzer unter General Krivoschein. Gemeinsam veranstalteten die Sieger eine Parade in Brest.

Im Frühjahr 1940 wurde Guderian damit beauftragt, an der detaillierten Ausarbeitung des vom späteren Generalfeldmarschall v. Manstein entwickelten "Sichelschnitt"-Planes mitzuarbeiten. Bei Angriffsbeginn durchbrachen Guderians Panzer bei Sedan die Ardennen und die französischen Linien. Unaufhaltsam rollten die deutschen Panzer zur Küste. Wenn sie erreicht wurde, waren die Briten, Belgier und ein Teil der Franzosen in Nordfrankreich eingekesselt - der Krieg im Westen damit entschieden. Die Alliierten befanden sich auf dem Rückzug zu der Hafenstadt Dünkirchen und leisteten nur geringen Widerstand. Doch dann griff Hitler selbst ein. Guderian schreibt über den 25. Mai 1940: "An diesem Tag erfolgte ein Eingriff der obersten Führung in die Operationen, der den Verlauf des ganzen Krieges in der nachteiligsten Weise beeinflussen sollte. Hitler hielt den linken Heeresflügel an der Aa an. Das Überschreiten des Flüßchens wurde verboten." Tagelang wurden die Panzer festgehalten. So gelang es der britischen Marine, 338.000 eigene Soldaten, Franzosen und Belgier zu evakuieren. Ohne diese Soldaten wäre die spätere alliierte Invasion in Frankreich kaum möglich gewesen.

Am 22. Juni 1941 begann der deutsch-sowjetische Krieg. Guderian befehligte bald eine ganze Panzerarmee mit drei Korps und zehn schnellen Divisionen. Durch Weißrußland und die Ukraine vorstoßend, nahmen Guderians Verbände am vergeblichen Sturm auf Moskau teil. Ende Dezember trat die Rote Armee zum Gegenangriff an. Die Front mußte zurückgenommen werden. Hitler war verstimmt, dann tobte er. Es war die Zeit der Sündenböcke. Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Kluge, berichtete Hitler falsch über Guderians Maßnahmen und auch über die Gefechtslage. Guderian wurde entlassen - mit ihm mußte auch General Höppner gehen, der die 3. Panzerarmee führte. Dasselbe Schicksal ereilte auch die Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall v. Rundstedt, und Nord, Generalfeldmarschall v. Leeb. Nur Kluge durfte bleiben. Guderian war schwer verbittert. Er litt an einer Herzschwäche. Dennoch verweigerte er sich nicht, als Hitler ihn am 17. Februar 1943 zurückholte, um die Panzertruppen zu reorganisieren.

Im März 1943 kam er in Kontakt mit dem Widerstand gegen Hitler. Dr. Gördeler besuchte ihn. Aber hier verweigerte er sich - allerdings meldete er den Vorfall auch nicht. Nach dem mißlungenen Attentat auf Hitler befahl Hitler seine Teilnahme am sogenannten "Ehrenhof" der Wehrmacht. Durch diesen wurden die beteiligten Soldaten des 20. Juli aus der Wehrmacht ausgestoßen, um sie dann Freißlers Volksgerichtshof zu überantworten. Guderian verweigerte sich nicht - er zauderte: "Ich nahm anfänglich überhaupt nicht an den Verhandlungen teil, bis Keitel mich im Auftrage Hitlers aufsuchte und aufforderte, doch wenigstens gelegentlich zu erscheinen."

Am 28. März 1945 verzichtete Hitler endgültig auf Guderians Dienste, nachdem dieser vehement für einen separaten Waffenstillstand mit den Westmächten eingetreten war.

Heinz Guderian starb am 14. Mai 1954 in Schwangau bei Füssen in Bayern. Eine Hundertschaft des Bundesgrenzschutzes trat bei dieser Gelegenheit auf, um den Ehrensalut abzufeuern. Ehemalige Angehörige seiner Stammeinheit, der "Goslarer Jäger", stellten die Totenwache am Sarg. M. Gröbig

 

Sein Leben in Daten

1888 Heinz Guderian wird in Kulm als Sohn des preußischen Offiziers Friedrich Guderian und dessen Frau Clara, geborene Kirchhoff, geboren.

1907 G. tritt nach dem Besuch von Kadettenanstalten in Karlsruhe und Berlin als Fähnrich in die preußische Armee ein.

1913 G. heiratet Margarete Goerne, mit der er zwei Söhne bekommt.

1914 Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird G. als Nachrichtenoffizier an der

Westfront eingesetzt.

1917 G. wird in den Generalstab kommandiert.

1919 G. ist als Freikorpsangehöriger im Baltikum und beim Grenzschutz Ost in Schlesien tätig.

1920 G. wird als Hauptmann in die Reichswehr übernommen, in der er bis zum Oberst aufsteigt.

1922 bis 1924 ist er beim Inspekteur der Verkehrstruppen in München tätig.

1924 bis 1931 ist er beim Truppenamt der Heeresleitung sowie als Kommandeur der Kraftfahrabteilung 3 tätig, wo er sich intensiv mit der Motorisierung der Infanterie beschäftigt. Mit anderen ausgewählten Reichswehroffizieren wird G. in der Sowjetunion im Umgang mit Panzern ausgebildet. In Deutschland führt er Panzerübungen mit Traktoren, Autos und Panzerattrappen aus Holz durch.

1931 G. wird Stabschef der Inspektion der Verkehrstruppen.

1934 G. wird Stabschef des Kommandos der Kraftfahrtruppen.

1935 Nach der Aufstellung der ersten drei Panzerdivisionen der Wehrmacht erhält G. das Kommando über die 2. Division.

1936 G. wird zum Generalmajor ernannt.

1937 "Achtung, Panzer!" erscheint.

1938 G. wird erst zum Generalleutnant und dann zum General der Panzertruppen und Chef der Schnellen Truppen befördert.

1939 Am Polenfeldzug nimmt G. als Befehlshaber des motorisierten XIX. Armeekorps teil, das er auch im nachfolgenden Frankreichfeldzug befehligt.

1940 G. wird zum Generaloberst befördert.

1941 Nach dem Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges befehligt er erst die Panzergruppe 2 und später die 2. Panzerarmee. Nachdem er trotz Hitlers "Halte-Befehl" einen taktischen Rückzug angeordnet hat, wird er Weihnachten von diesem abgesetzt und zur Führerreserve versetzt.

1943 Nach der Schlacht um Stalingrad wird G. reaktiviert und Generalinspekteur der Panzertruppen.

1944 G. wird Chef des Generalstabes des Heeres.

1945 Nachdem G. sich massiv für einen Separatwaffenstillstand mit den Westalliierten ausgesprochen hat, erhält er den Abschied.

1945 G. gerät in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

1948 Die US-Amerikaner entlassen G.

1951 G.'s Autobiographie "Erinnerungen eines Soldaten" erscheint.

1954 G. stirbt in Schwangau bei Füssen.


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