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15.05.04 / Gut "geklappert" / Benefiz-Gala für die Kammeroper Schloß Rheinsberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Mai 2004


Gut "geklappert"
Benefiz-Gala für die Kammeroper Schloß Rheinsberg

Klappern gehört zum Handwerk, sagt ein altes deutsches Sprichwort. Das sagte sich auch Professor Siegfried Matthus, künstlerischer Leiter der Kammeroper Schloß Rheinsberg, und lud zum vierten Mal zu einer Benefiz-Operngala zugunsten der Förderung junger Sänger nach Berlin.

Bald 600 Gäste waren seiner Einladung gefolgt, um in einer für Opernfreunde ungewohnten Umgebung den frischen, jungen Stimmen zu lauschen. Gastgeber war auch in diesem Jahr die DaimlerChrysler AG, Niederlassung Berlin, die ihren imposanten gläsernen "Palast" am Salzufer den schönen Künsten zur Verfügung stellte. Zwischen neuesten Modellen der Luxus-Limousinen war eine Bühne aufgebaut, davor Stuhlreihen wie in einem Konzertsaal. Und das Publikum (von schick bis interessiert) ließ sich keineswegs ablenken von den künstlerischen Darbietungen, war geradezu begeistert von dem, was die jungen Menschen (keiner war älter als 30) leisteten. Wenn auch dem einen oder der anderen das Lampenfieber durchaus anzumerken war, als die Musik erklang, war auch diese Aufregung verschwunden, nicht zuletzt wegen der einfühlsamen Begleitung durch die Staatskapelle Berlin unter dem Dirigat von Kapellmeister Dan Ettinger. Der Assistent von Daniel Barenboim an der Staatsoper Unter den Linden, selbst ausgebildeter

Bariton, erfahrener Pianist und Begleiter, achtete sorgsam auf das reibungslose Zusammenspiel von Stimme und Klangkörper.

Sechs Sängerinnen und Sänger hatte man ausgewählt, die für das Festival der Kammeroper Schloß Rheinsberg werben, sprich singen sollten. Mit Eylem Demirhan aus Ankara, Julia Grinjuk aus Krivoj Rog (Ukraine), Marco Jentzsch aus Potsdam, Hyung-Wook Lee und Hyun-Ju Park aus Südkorea sowie Olga Peretyatko aus St. Petersburg hat man ganz gewiß einen guten Griff getan. "Das waren nur sechs, wir haben noch viel mehr, und alle sind gut", sagte Matthus in einem anschließenden Gespräch zur Preußischen Allgemeinen Zeitung. Tatsächlich hatten sich 530 Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt beworben, an dem Festival, das unter der Schirmherrschaft von Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg steht, teilzunehmen. Benötigt wurden aber nur 35 bis 40; eine Wahl, die sicher nicht immer leicht gefallen ist.

Bei dieser ersten Kostprobe vom Können der jungen Stimmen waren Arien aus dem "Barbier von Sevilla", aus "Rigoletto", "Romeo und Julia" oder der "Sizilianischen Vesper" zu hören. Die Koreanerin Hyun-Ju Park glänzte mit Auszügen aus "Lucia di Lammermoor" von Donizetti. Sie wird die Lucia, die bereits von so großen Künstlerinnen wie Joan Sutherland, Maria Callas, Anna Moffo oder Montserrat Caballé interpretiert wurde, auch auf dem Rheinsberger Festival singen. Der Koreaner Hyung-Wook Lee, ein beeindruckender Baß, wird als Raimondo in "Lucia di Lammermoor" zu hören sein, während Julia Grinjuk die Partie der Alisa übernommen hat. Die tragische Oper nach einem Roman von Sir Walter Scott wird das Festival am 26. Juni im Schloßhof Rheinsberg eröffnen.

Ein Höhepunkt in Rheinsberg wird zweifellos die Händel-Oper "Otto und Theophanu" in der Inszenierung von Harry Kupfer sein. Gespielt wird am 23., 24., 27., 28., 30. und 31. Juli im Schloßtheater eine deutsche Aufführung in neuer Übersetzung. Die weibliche Hauptrolle wird gesungen von Olga Peretyatko. Im August schließlich ist "Die Zauberflöte" von Mozart zu hören (6., 7., 10., 11., 13., 14.). Die Pamina singt Eylem Demirhan, die auf der Gala als Julia überzeugte, nicht zuletzt durch ihre einfühlsame schauspielerische Interpretation der Rolle. Der Potsdamer Marco Jentzsch wird den Part des Tamino übernehmen. Er hatte im vergangenen Jahr den 1. Preis der Kammeroper Schloß Rheinsberg für eine weiterführende Ausbildung erhalten, mit dem eine Hospitanz an der Deutschen Staatsoper Berlin in der Spielzeit 2003/04 verbunden war.

Ein weiterer Höhepunkt in Rheinsberg wird am 17. und 25. Juli "Der singende See" sein, "vorausgesetzt, Petrus spielt mit", wie Matthus schmunzelnd betont, denn diese Veranstaltung am Grienericksee erfordert dringend schönes Wetter, werden die Sängerinnen und Sänger doch von beleuchteten Booten aus bekannte Abendlieder a capella singen. Am 1. August schließlich ist ein Benefiz-Konzert zugunsten der Kammeroper geplant; dargeboten werden Arien und Duette aus Opern von Siegfried Matthus, der "Seele von Rheinsberg". Karten und Infos gibt's bei der Tourist-Information Rheinsberg unter Telefon 03 39 31/ 3 92 96. Silke Osman

 

Hoffnungsvoller Sänger-Nachwuchs: Hyun-Ju Park und Marco Jentzsch nehmen den Applaus des begeisterten Publikums dankend entgegen. Fotos (2): R. Osman

Informationen gesammelt: PAZ-Redakteurin Silke Osman im Gespräch mit Professor Siegfried Matthus


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