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05.06.04 / Polen-Knigge / Aufregung um eine IHK-Broschüre

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. Juni 2004


Polen-Knigge
Aufregung um eine IHK-Broschüre

Für wochenlange deutsch-polnische Turbulenzen sorgte ein "Polen-Knigge" der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt/Oder.

Die 28-seitige Broschüre richtet sich an bundesdeutsche Unternehmer, die im Nachbarland tätig sind oder Investitionen planen. Sie stammt aus der Feder des polnischen Soziologen und Philosophen Krzysztof Wojciechowski.

Was den Polen-Knigge zum Ärgernis macht, ist die ungeschminkte Darstellung polnischer Mentalitäten und Verhaltensweisen, sofern sie im Geschäftsleben von Belang sind.

Da wird dann zum Beispiel auf einen Hang zur Unordnung, ja zum Chaos hingewiesen oder auf eine ausgeprägte Launenhaftigkeit ("wie ein Pferd"), die polnische Verhandlungspartner abrupt von Tagesordnungspunkt 3 zu Punkt 7 springen lasse.

Polen bräuchten in geschäftlichen Gesprächen, so ist zu lesen, immer wieder "Ruheperioden", da es ihnen oft an Ausdauer und Konzentration mangele. Wichtig sei zudem, daß man genügend Zeit mitbringe, da das Privatleben in Polen "sehr oft" in die Arbeitswelt hineinspiele und somit fast unweigerlich zum Thema würde.

Es finden sich aber auch Warnungen wie: "Die Polen reagieren sehr stark auf jede, sogar dezenteste Form der Mißachtung, Brutalität, Arroganz oder Dominanz."

Zum Politikum wurde die IHK-Broschüre, von der bereits über 6000 Exemplare abgesetzt sind, aus zweierlei Gründen: zunächst natürlich, weil der 47jährige Verfasser, der seit Mitte der 90er Jahre in Frankfurt/Oder wohnt und mit einer Deutschen verheiratet ist, ohne Rücksicht auf die "Political Correctness" über typische Wahrnehmungen der eigenen Landsleute durch deutsche Mittelständler plaudert. Die kritischen Ausführungen mögen viele Polen schon insofern irritieren, als Wojciechowski bisher in den Medien seines Landes bekannt wurde, weil er geradezu hämisch über Schwächen der deutschen Nachbarn berichtete.

Daß sich hiesige Zeitungen auf den "Skandal" stürzten, hat seinen Grund hauptsächlich in der Stellung Wojciechowskis. Denn dieser ist Verwaltungschef des Collegium Polonicums, einer im östlichen Teil Frankfurts (Slubice) gelegenen Einrichtung der Europa-Universität Viadrina und der Universität Posen.

Seine Vorgesetzte ist ausgerechnet Professor Gesine Schwan, die Viadrina-Präsidentin und Kandidatin der SPD für das Bundespräsidentenamt. (MS)


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