23.04.2024

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05.06.04 / Leserbriefe

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. Juni 2004


Leserbriefe

"Europa der befriedeten Vaterländer"
Betr.: "Europa ja - aber nicht so" (Folge 18)

Unter dem Begriff Osterweiterung Europas ist in den letzten Tagen Richtiges und Falsches durcheinander gemengt worden. Da wird an falscher Stelle euphorisch deklamiert wie anderswo pessimistisch polemisiert. Sicherlich war es am 1. Mai 2004 wie bei einer Geburt. Man hofft, daß etwas Positives draus wird, was uns in die Wiege gelegt worden ist. Vorhersehbar und absolut sicher ist nichts.

Wie könnte es auch sein, bei fast einer halben Milliarde Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen mit eigenen Sprachen, Sitten und Lebensumständen. Unter dem blauen Banner mit dem goldenen Sternenkranz haben sich Menschen zusammengeschlossen, die in 22 verschiedenen Sprachen reden. Bei den baltischen Ländern wird zudem nach Schriftsprache und Umgangssprache unterschieden. Noch vielfältiger ist es bei den Menschen, die im slawischen Sprachraum beheimatet sind. Dort wird sehr viel mundartlich geredet. In Slowenien zum Beispiel bedient man sich über 40 Dialekten in sieben Hauptsprachgruppen. Damit bleibt der großen Masse der Europäer eine umfassende Informa-tion aus den einzelnen Regionen und das persönliche Gespräch als Voraussetzung zur vielbeschworenen "Völkerfreundschaft" verschlossen. Weil aber die Sprache und das gelesene Wort als die wesentlichen Merkmale einer Kulturgemeinschaft gelten, ist Hans-Jürgen Mahlitz nur beizupflichten, daß er den Begriff vom "Europa der Vaterländer" nach der Vision von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle gerade jetzt ins Gedächtnis zurückruft. Was aufgrund der europäischen Sprachenvielfalt bleiben wird, ist eine lange Zeit gefilterter Information aus politisch gleichgeschalteten und von der Brüsseler Zentrale redigierten Medien.

Dennoch ist das jetzt Erreichte - nämlich die Besiegelung der Europäischen Befriedung - ein großer Erfolg. Es ist auch Zeit, an den Franzosen Aristide Briand und den Deutschen Gustav Stresemann zu erinnern. Beide paktierten schon 1925 im Vertrag von Locarno für die Beendigung von kriegerischen Feindschaften in Europa.

Gewissermaßen vervollständigt wurde der Pakt von Locarno durch den "Berliner Vertrag" zwischen Deutschland und Sowjetrußland im Jahr 1926. Dieser Erfolg ist Stresemann ebenfalls zuzurechnen. Leider erinnern sich heute viel zu wenige daran, daß der ehemalige Reichskanzler (1923) und spätere Außenminister (1926/29) Stresemann zusammen mit Aristide Briand dafür 1926 den Friedensnobelpreis erhielt.

Schritt für Schritt entstand das, wofür meine Generation viel Fleiß und Kraft aufgewendet hat. Dennoch sind längst nicht alle Europäer unter demselben Dach. Norwegen blockt, die Schweiz bleibt eingekapselt, der Balkan mit Serbien, Kroatien, Bosnien, Mazedonien, Montenegro und Albanien steht hinter der Warteschlange von Bulgarien und Rumänien. Und wer in der geographischen Dimension Europas denkt, wird wissen, daß Europa erst am Ural endet.

So betrachtet, ist es geradezu vermessen, einem zentralistischen europäischen Bundesstaat das Wort zu reden. Das kulturell vielfältige Europa kann nur Bestand haben, wenn es ein Europa der befriedeten Vaterländer ist und bleibt. Ich betone - befriedet und nicht befreundet. Freundschaften entstehen unter Menschen als Individuen. Freundschaften zwischen Völkern gibt es nicht. Das Wort Völkerfreundschaft ist eine Hülse ohne Inhalt.

Peter Kopyciok, Kipfenberg

Feierlichkeiten zur EU-Osterweiterung: Die Bundesregierung betont stets die Vorteile, die von der Erweiterung ausgehen. Foto: Stadt Berlin

 

Egoismus als Feind des freien Marktes
Betr.: "... und das Eigenheim bleibt ein Traum" (Folge 20)

Ein schöner Aufsatz, in dem der Autor zeigt, daß er die Zwänge und Wucherungen einer der Fehlentwicklungen der Wirtschaft genau sieht, aber gleichzeitig auch verrät, daß er in dem anderen Fehlmodell geistig noch selber steckt. Denn daß sozialistische Planwirtschaft nicht funktioniert (unter anderem, weil sie keine Freiheit zuläßt), wissen wir.

Daß aber der freie Markt (Liberalismus) nicht funktioniert, wissen wir schon viel länger.

Den Fehler des letzteren Modells nennt der Autor auch an einer Stelle, erkennt ihn aber nicht ganz als solchen: Der Mensch arbeite "vorrangig für sich selbst." Die Einschränkung "vorrangig" läßt bereits erkennen, daß der zugrunde liegende Egoismus aus der englischen Schule der Locke, Smith, Darwin als Agens für alles Wirtschaften nicht mehr behauptet werden kann. Der Egoismus bringt nicht mehr den größten Nutzen für die Allgemeinheit.

Wie man aber den im Grunde gesellschaftsschädlichen Egoismus überwindet und womöglich sogar den gesamten gesellschaftlichen Organismus durch Befreiung von Denk- und Herrschaftsformen heilt, kann man mittlerweile in vielen Büchern und Projekten aus dem anthroposophischen Denkansatz erfahren.

Es funktioniert schon (und vieles auch in der herkömmlichen Wirtschaft); wir müssen nicht mehr auf Abgelebtes zurückgreifen.

Günter Sikorski, Wienhausen

 

Doppelmoral
Betr.: "Heuchler unter sich" (PAZ 22)

Viele derjenigen, auch Zeitungsredaktionen, die sich in heller Empörung über die Folter der Amerikaner ergehen, müssen sich fragen lassen, wo denn ihre Empörung zu Zeiten Saddams zu hören war. Insbesondere die Empörung der arabischen Länder ist unglaubwürdig und mehr als Ablenkung von ihren eigenen unglaublichen Menschenrechtsverletzungen inklusive systematischer heftiger Folter zu verstehen.

Es wäre wünschenswert, wenn sich diese Länder, aufgeführt im Jahrbuch von amnesty international, der Öffnung ihrer Gefängnisse anschließen würden, Folterer vor Gericht stellen und die Staatsoberhäupter sich entschuldigen würden.

Dr. Jan-G. Frenzel, Berlin

 

Nicht unser Staat
Betr.: Wider das Wohl des deutschen Volkes (Folge 20)

Herr Arp schildert, wie die deutschen Regierungen entgegen dem Wohl des deutschen Volkes handeln. Die Deutschstämmigen können meiner Meinung nach die deutsche Regierung nicht als ihre Regierung anerkennen. Dieser nur dem Namen nach deutsche Staat ist nicht unser Staat.

Ich hoffe und werde dafür arbeiten, daß die Angehörigen des deutschen Volkes zu Bewußtsein kommen und den jetzigen Staat ignorieren und einen Vorläufer eines echten deutschen Staates gründen. Dieser Vorläufer in Form eines Vereins oder einer Stiftung (später vielleicht einer Partei) wird die Interessen des deutschen Volkes vertreten, so wie es das Grundgesetz von den deutschen Regierungen fordert.

Gerhard Wagner, Ratingen

 

Verhöhnung aller Deutschen
Betr.: "Berlin poliert Stalins Worte auf" (Folge 19)

Die Geschichtslosigkeit der Berliner wie auch der übrigen Deutschen ist so weit fortgeschritten, daß sie sich ihrer überhaupt nicht bewußt sind. Da steht in Berlins Treptow eine riesige martialische Bronzefigur eines sowjetischen Soldaten im Outfit eines kinderschützenden Friedensbringers und Befreiers zum Gedenken der Befreiung Berlins durch die ruhmreiche Sowjetarmee, und niemand denkt daran, daß viele dieser Soldaten gemordet und vergewaltigt haben. Allein in der deutschen Hauptstadt sollen 100.000 Frauen und Mädchen vergewaltigt worden sein. Wohl niemand weiß oder will wissen, was sie erlitten haben, ob sie die Vergewaltigungen überlebt haben oder wie sie mit ihrem Leben fertig geworden sind.

Dieser Soldat der Roten Armee steht zu Unrecht auf seinem Sockel, ja, er ist die in Bronze gegossene Verhöhnung aller deutschen Opfer.

Der Gefallenen, aller Gefallenen, ist zu gedenken, selbstverständlich auch der sowjetischen. Der Tod macht alle gleich, den Ehrenwerten wie auch den Mörder und Vergewaltiger. Wie Friedhöfe und Gedenkstätten aussehen können und sollten, zeigen deutsche Soldatenfriedhöfe.

Daran sollten sich unsere nun russischen Freunde ein Beispiel nehmen und uns zeigen, daß wir wirklich von Feinden zu Freunden geworden sind. Was wir bezahlen wollen, soll uns nicht beleidigen und kränken dürfen (wenn wir es denn merken).

Günter Moritz, Berlin


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