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05.06.04 / Leidenschaftlich / Abenteuer eines Kriegsgefangenen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. Juni 2004


Leidenschaftlich
Abenteuer eines Kriegsgefangenen

Es gibt Bücher, die fesseln den Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Der Erstlingsroman des Bad Hersfelders Bernd W. Poppe, der in diesen Tagen die Tische der Buchhandlungen belebt und bereichert, gehört ohne jeden Zweifel dazu. Teils authentisch, teils fiktiv schildert das Buch unter dem Titel "Die schönen Doryphores" (die "Kartoffelkäfer", wie die Franzosen die Deutschen im Kriege nannten) die Geschichte des französischen Kriegsgefangenen Pas-cal Charpentier im Umfeld eines 1945 großen und zentralen Eisenbahnknotenpunktes in Nordhessen.

Der Franzose, dort in einer Schreinerei beschäftigt, beginnt eine Liason mit der jüngsten Tochter des Meisters, nicht ohne Folge, die aber bis zum Einzug der Amerikaner unentdeckt bleibt. Nach der späteren Heirat ergibt sich eine Wanderung der Familie zwischen Deutschland und Frankreich, nicht ohne Abhängigkeit, Sorge und Elend, zwischen Aufbruch und Entmutigung, gelegentlich aber auch mit reichlich Vergnügen, Muße und Seitensprüngen.

Die Handlung des Romans, die Schilderungen des Kriegsgefangenenlebens, die Rückblenden zu den Ereignissen in Dünkirchen, zu Fluchtversuchen des Pascal Charpentier, geschickt mit stürmischen bis unsteten erotischen Eskapaden des charmanten Franzosen verbunden, gewinnt zwischen Diagnosen, Chancen, Fouls und Abseitsfallen, zwischen Identität und Differenzen, menschlichen Unzulänglichkeiten und Charakterzügen eine inhaltliche und erzählerische Dichte, in der sich auch die Vitalität und Motivation des Buchautors widerspiegelt.

Bernd W. Poppe, früher in der internationalen Automobilindustrie beschäftigter Manager, hat mit seinem Buch Mut bewiesen und durch gründliche Recherchen ein zeitnahes Bild der Kriegs- und Nachkriegszeit geliefert. Leitfaden für seinen Roman aus seiner heimatlichen Umgebung war nach seinen eigenen Worten die lebenslange Liebe zu unserem Nachbarland Frankreich. So steht im Hintergrund der 359 Seiten im Spiegelbild individueller Einzelschicksale der mühsam erfahrene und erkämpfte Weg zum heutigen Europa als Friedensbühne ohne Kriegsdekoration. Walther Keim

Bernd W. Poppe: "Die schönen Doryphores", BoD, Norderstedt 2003, 359 Seiten, 19,80 Euro


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