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12.06.04 / Lückenschluß am Tor / Pariser Platz: 2007 soll das Herz Berlins endlich zugeheilt sein

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. Juni 2004


Lückenschluß am Tor
Pariser Platz: 2007 soll das Herz Berlins endlich zugeheilt sein
von Thorsten Hinz

Bis 2007 soll die Rekonstruktion des Pariser Platzes am Brandenburger Tor abgeschlossen sein. Im Ok-tober werden an der Süwestseite die Arbeiten an der amerikanischen Botschaft beginnen. Die Planungen hatten sich wegen der von den Amerikanern geforderten Sicherheitsstandards jahrelang hingezogen.

Auch der Bereich neben der künftigen Botschaft ist noch unvollendet. Dort schleppt sich die Fertigstellung der Akademie der Künste ebenfalls dahin. Nach den ursprünglichen Plänen hätte die Übergabe bereits im Herbst 2003 erfolgen sollen. Immerhin ist der Bau von Günter Behnisch - der das Münchener Olympiastadion und den Bonner Bundestag entworfen hat - schon so weit gediehen, daß man zumindest erahnen kann, welche Wirkung er haben wird. Ganz im Sinne der Bonner Staatsästhetik wird sehr viel Glas die Fassade prägen.

Hier soll die Akademie der Künste von Berlin-Brandenburg ihre Hauptadresse haben. An derselben Stelle, Pariser Platz 4, im Arnimschen Palais, in dem der Dichter Achim von Arnim geboren worden war, hatte bereits seit 1907 die Preußische Akademie der Künste residiert. Die Wurzeln der Kunstakademie reichen in die Preußische Akademie der Wissenschaften zurück, deren Gründung auf das Jahr 1696 zurückgeht. Ende des 18. Jahrhunderts wurden ihr eine Akademie der bildenden Künste und 1830 eine Abteilung für Musik angegliedert.

Bald entstand die Idee, auch eine Abteilung für Literatur ins Leben zu rufen. Zu ihren prominentesten Befürwortern gehörte Theodor Fontane, der seit 1876 Sekretär der Akademie war. Allerdings erwiesen sich die deutschen Schriftsteller als sture Individualisten. Eine 1902 durchgeführte Umfrage ergab eine überwältigende Mehrheit gegen den Plan einer Dichterakademie.

Erst 1919 wurde die Gründung einer Sektion für Dichtkunst beschlossen. Es dauerte noch einmal bis zum 19. März 1926, ehe sie durch einen Erlaß des Preußischen Kultusministers eingerichtet wurde. Obwohl sie von allen Sektionen die kürzeste Zeit existierte, ist sie im Rückblick die bekannteste. Ihre Konstituierung war von Querelen begleitet. Stefan George und Gerhart Hauptmann wiesen ihre Ernennung zurück, Arno Holz schied nach einem Eklat aus. So wählten die drei Urmitglieder Ludwig Fulda, Thomas Mann und Hermann Stehr sechs Berliner und 18 auswärtige Mitglieder hinzu. Zu ihnen zählten Ricarda Huch, Hermann Hesse, Heinrich Mann, Walter von Molo und Arthur Schnitzler. Andere prominente Autoren wie Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und der Ostpreuße Hermann Sudermann nahmen ihre Wahl nicht an. 1928 kamen Leonhard Frank und Alfred Döb-lin, 1932 Gottfried Benn und Ina Seidel hinzu.

Die "Machtergreifung" von 1933 traf die zerstrittene Abteilung unvorbereitet. Am 6. Februar 1933 trat sie zum letzten Mal unter Leitung von Heinrich Mann zusammen. Kurz darauf wurde er gemeinsam mit Käthe Kollwitz aus der Akademie gedrängt. Es folgte der Ausschluß der jüdischen Mitglieder. Der hochbetagte Max Liebermann, der schräg gegenüber in seinem Familienpalais wohnte - das Liebermann-Haus ist schon vor Jahren wieder aufgebaut worden -, legte aus Protest die Ehrenpräsidentschaft nieder.

Die Akademie mußte das Palais 1937 verlassen, um Platz für Alberts Speers Generalbaudirektion zu machen. Der tiefere Grund dafür soll nach Speers Mitteilung gewesen sein, daß Hitler dadurch die Möglichkeit hatte, von der Reichskanzlei aus unbemerkt durch die Ministergärten zu seinem Lieblingsarchitekten zu gelangen. Dafür wurden sogar Durchbrüche in den Gartenmauern vorgenommen. Im Zweiten Weltkrieg beschädigten Bomben das Gebäude schwer.

Die Akademie wurde 1949 im Ostteil Berlins neu gegründet, in der Hoffnung, bald auch in das wiederhergestellte Palais Arnim einziehen zu können. In den 50er Jahren wurde es jedoch abgerissen, und seit dem Mauerbau lag das Areal im Grenzgebiet.

In West-Berlin gründete sich 1954 eine separate Akademie, die 1960 in einen modernen Zweckbau am Hanseatenweg in Tiergarten zog. 1993 fügten sich beide Akademien zusammen. Ob die neue Akademie, wie versprochen, im Mai 2005 in die alte, neue Hauptadresse am Pariser Platz einziehen kann, bleibt abzuwarten.

Bonner Staatsästhetik: Viel Glas und Stahl prägen den Neubau der traditions- reichen Berliner Akademie der Künste Foto: Trojanowski


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