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12.06.04 / Schüler kämpfen für den Glauben / "Tag der Einhunderttausend": Groß-Demo für Religionsunterricht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. Juni 2004


Schüler kämpfen für den Glauben
"Tag der Einhunderttausend": Groß-Demo für Religionsunterricht
von Markus Schleusener

Von weitem sah es so aus, als habe die Feministinnenzeitschrift Emma ihre Leser auf den Alexanderplatz geladen. Wegen der violetten Luftballons. Genauer betrachtet handelte es sich jedoch um Berliner Schulkinder, die vergangene Woche für ihren Religionsunterricht demonstrierten.

An mehreren großen Plätzen der Stadt fanden öffentliche Kundgebungen statt. "Tag der Einhunderttausend" hieß die von evangelischer und katholischer Kirche initiierte Flächendemo. Mit "100.000" sind die Schulkinder im Großraum Berlin gemeint, die Religionsunterricht erhalten. Den bedroht Berlins rot/roter Senat mit einem neuen Streichkonzert.

Die Zuschüsse des Senats sollen im kommenden Jahr von 48 auf 45 Millionen Euro sinken. Berlin ist das einzige Bundesland, in dem Religion nicht als Wahlpflichtfach gilt. Das heißt, daß der Religionsunterricht an den staatlichen Schulen nur zusätzlich zum regulären Unterricht gewählt werden kann. Er wird dadurch zunehmend in den Hintergrund gedrängt.

Die Mittelkürzung werde diesen Trend verstärken, befürchten Bischof Huber (evang.) und Kardinal Sterzinsky (kath.). Schon jetzt ist es so, daß in den Ostbezirken nur vereinzelt Schüler überhaupt am Religionsunterricht teilnehmen. Sterzinsky warnt vor dem "Niedergang europäischer Wertvorstellungen".

Unterstützt wurde die Demonstration von etlichen prominenten Politikern, darunter auch SPD-Vertreter wie Wolfgang Thierse und Markus Meckel. Die frühere Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) veranstaltete eine öffentliche Religionsstunde für Politiker.

Der frühere Gesundheitssenator Peter Luther (CDU), ein Nachfahre Martin Luthers, nagelte 21 Thesen ans Rote Rathaus. In den sieben Thesen zum Religionsunterricht sagt Luther, Religion sei keine Privatsache. Religion müsse an jeder staatlichen Schule zum Wahlpflichtfach gemacht werden.

In den sieben Thesen für die Politik erhebt Luther schwere Vorwürfe gegen den Senat. Im Wahlkampf 2001 hatte eine der beiden Regierungsparteien versprochen, Bildung als höchstes Ziel in der Regierungsarbeit zu verankern. Die Streichung des Religionsunterrichtes sei deswegen "unmoralisch und falsch". Außerdem schreibt Luther den Politikern ins Stammbuch, daß wir "stolz auf unser Land sein können".

Schließlich stellt der Ex-Senator, der in seiner Amtszeit selber kirchliche Krankenhäuser geschlossen hat, die sieben Thesen für unser Land auf: Jeder müsse sich fragen, was er für sein Land tue. Seine Thesen zur abendländischen Kultur erinnern an die Leitkulturdebatte. Betroffen von den Streichungen sind 92.000 evangelische und 24.000 katholische Schüler. Die evangelische Kirche wird 80 Mitarbeiter entlassen müssen. 10.000 Schüler müßten daraufhin auf den Unterricht verzichten.

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) verteidigte unterdessen die Kürzungen und stellte Erhöhungen für den Fall in Aussicht, daß die Zahl der Schüler steige. Die Fraktionschefin der SED-Nachfolgepartei, Carola Freundl, sagte: "Es ist eine Illusion, daß man das Problem fehlender Werteorientierung durch ein Unterrichtsfach lösen kann."

Das Neue Deutschland beglück-wünschte den Senat indes, mit der Reduzierung der Mittel für den Religionsunterricht im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Unter der Überschrift "Opium macht mobil" beklagt das Blatt jedoch, daß auch Sozialdemokraten und Grüne (beispielsweise Antje Vollmer) an den Protesten beteiligt seien. Konservatismus kenne keine Parteigrenzen, orakelte das ND in diesem Zusammenhang. Die Mittelkürzung wende sich gegen "vom Staat finanzierte Glaubensunterweisung", Opium fürs Volk eben. Deswegen sei die Schulpolitik von Rot/Rot ebenso fortschrittlich wie seine Drogenpolitik: Hier könne der Senat stolz auf die Entkriminalisierung der weichen Drogen und die Fixerstuben sein, jubelt das ND.


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