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12.06.04 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. Juni 2004


Richtige Menschen / Der Krieg ist aus, ab morgen ist Europa
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Worum geht es bei der Wahl morgen eigentlich? "Um Europa!" verheißt man uns pathetisch von Plakaten, Blättern und Mattscheiben. Und um ein gutes Ergebnis für die CDU, damit Angela Merkel gut trainiert zur Kanzlerschaft 2006 antreten kann, und ein nicht ganz so schreckliches für Gerhard Schröder, damit der wenigstens bis dahin noch durchhält. Aber vor allem geht es um Europa. Wegen Europa haben wir keinen Krieg mehr wie den bis letzten Sonntag. Da ist der Kanzler in die Normandie gefahren und hat Hitler und die Wehrmacht besiegt, zusammen mit den Freunden. Seitdem "ist der Zweite Weltkrieg endgültig vorbei", weshalb wir jetzt Europa haben.

In der kurzen Woche zwischen Kriegsende und Europawahl haben wir viel übereinander gelernt. Die britische Zeitung Daily Mail entdeckte nach eigenem Bekunden erst vergangenes Wochenende, daß "die Deutschen Menschen aus Fleisch und Blut sind", nachdem englische Wissenschaftler offenbar eine Gewebeprobe des Kanzlers analysieren durften. Daher die dumpf-aggressiven Blicke der britischen Expeditionstrupps, denen wir bei den alljährlichen Sommerschlachten im Süden begegneten. Es ging ihnen gar nicht um die Herrschaft über die Liegestühle am Pool, wie uns die Propaganda einträufelte. Sie machten sich Sorgen um un- sere ungeklärte Zusammensetzung! Irgendwie rührend.

Europa ist unsere zweite Chance nach den Kriegen, von Europa werden wir alle profitieren, rufen uns die hauptamtlichen Europäer zu, die vom Profitieren etwas verstehen. Cem Özdemir war sofort Feuer und Flamme. Vor zwei Jahren mußte er den Reichstag gleichsam durch die Hintertür verlassen, weil die Meute ihm vorhielt, er habe Bonusmeilen, die dem Steuerzahler gehörten, privat verfrühstückt, habe sich von Lobbyisten Geld geliehen und es mit dem Steuernzahlen nicht so genau genommen.

Daraufhin hat er Berlin den Rücken gekehrt und von einem Ort geträumt, an dem nicht soviel Knickerigkeit beim Verteilen kleiner Vergünstigungen die Atmosphäre vergiftet wie an der Spree. Wenn die günstigen Umfragewerte der Grünen Bestand haben, ist ab morgen das Paradies aller Spesentrickser und Tagegeld-Erschleicher seine neue Heimat: Brüssel. Glücklich der, der noch zu Lebzeiten seine wahre Berufung findet.

Europas Nutzen greift indes weit über seine eigenen Grenzen hinaus. Insgesamt 246 Millionen Euro hat die EU ohne festen Verwendungszweck an Jassir Arafats Autonomiebehörde überwiesen, von wo aus das Geld über Briefkästen in der Karibik auf die Konten der Al-Aksa-Brigaden und befreundeter Befreiungsorganisationen floß. Zuletzt seien im April noch einmal 40 Millionen überwiesen worden, berichtet das ARD-Magazin Report München. Meldungen über "Mißbrauch" lagen da zwar längst vor, doch die EU ist ein verläßlicher Partner und steht zu ihren Verpflichtungen. Daß so ein Befreiungskampf eben eine langwierige Sache ist, dafür haben zwei Brüsseler Parlamentsbewerber besonderes Verständnis. Neben Vural Öger hat bekanntlich auch Cem Özdemir vor Jahren daran erinnert, daß die 1683 vor Wien unterbrochene Befreiung Europas vom Abendland immer noch aussteht.

Europa soll allerdings nicht bloß nützlich, es soll auch gerecht sein. Wenn Al Aksa Geld kriegt, warum geht Al Kaida dann leer aus? Und was wird aus den Witwen und Waisen derer, die Al Aksa weggebombt hat? Man muß ihnen wohl eine EU-Rente zahlen.

Brüssel sollte sich aber vorsehen, daß es beim Geldverteilen die peinlichen Patzer der Deutschen vermeidet. In Hildesheim stehen zwei Ukrainer vor Gericht, die sich aus dem "Fonds für gegenseitige Verständigung und Versöhnung" ein paar Millionen, die eigentlich für frühere Zwangsarbeiter gedacht waren, persönlich einversöhnt haben. Wohl um derart häßliche Szenen auszuschließen, hat die EU bei ihren Intifada-Subventionen auf jedwede Zweckbindung verzichtet, denn wo keine Zweckbindung, da auch keine "Entfremdung". Im Gerichtssaal erschien einer der beiden Ukrainer mit der Aufschrift am Hemd: "Ich verabscheue deutsche Lügen." Da haben wir's: Schon wieder ist die Versöhnung gescheitert. Am Schluß der Verhandlung nahmen ihm die Schergen sogar die teure Angeber-Armbanduhr ab, als "Beitrag zu den Prozeßkosten". Eine besonders gehässige Geste. Hätte der 40jährige doch gerufen: "Die Uhr hat mein Großvater eigenhändig in Ostdeutschland befreit!" Dann wäre sie ihm sicher geblieben.

Das Beispiel der beiden Ukrainer schmälert die Freude über das angebliche Kriegsende. Schon mehren sich Zweifel, ob die Deutschen wirklich gelernt haben. Die Menschheit hat mit ansehen müssen, wie sie sich nach Ende der heißen Phase ab 1945 in einen furchteinflößenden Arbeitswahn gestürzt haben, statt sich kritisch zwischen die Trümmer zu setzen und die Suren ihrer Schande zu singen. Da hat sich vieles gebessert. Die Suren kennen wir alle auswendig und stoßen sie geschliffener hervor als jeder Islamist die des Koran nach 30 Jahren Koranschule. Die berechtigten Ängste unserer Nachbarn wollen dennoch nicht schwinden und tauchen, in Rechnungen gehüllt, regelmäßig wieder auf.

Was tun? Letztlich hängt alles am Golde, sprich: an der Wirtschaft. Ein Fernsehjournalist brachte es auf den Punkt, als er feststellte, daß der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands sein Gutes habe, weil er ausgleichend wirke und die "Ängste der Nachbarn" dämpfen helfe. Es ist nicht zu übersehen, daß diese Botschaft bei den politisch Verantwortlichen in Berlin angekommen ist. Sie tun ihr Bestes. Müssen sie auch, denn in den dunk-len Winkeln deutscher Werkstätten haben sich bis heute Reste angstheischenden Ehrgeizes festgefressen, die die Regierung nun mit viel Elan ausmerzt. So schaffen es manche Firmen, daß ihre Lehrlinge Monate vor Ablauf der regulären Lehrzeit ihre Prüfung ablegen. Dem will Rot-Grün nun einen Riegel vorschieben: Sollten Unternehmen ihre Azubis früher als vorgesehen zur Prüfung peitschen, müssen sie für die dann unbesetzten Lehrlingsstellen die neue Ausbildungsplatzabgabe zahlen. Das wird wirken. Und die ausländische Konkurrenz wird dieses weitere Zeichen der Versöhnung gewiß dankbar aufgreifen.

"Jetzt paß mal gut auf, du Memme!" Zeichnung: Götz Wiedenroth


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