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19.06.04 / Einst eine begehrenswerte Schönheit / Anne Bahrs über die Stockrose, die einst auch als Heilpflanze genutzt wurde, heute aber nur noch die Gärten ziert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Juni 2004


Einst eine begehrenswerte Schönheit
Anne Bahrs über die Stockrose, die einst auch als Heilpflanze genutzt wurde, heute aber nur noch die Gärten ziert

Stockrosen gehören zur Familie der Malvengewächse. Ihre am holzigen Stamm sich täglich zwischen den Monaten Juli und September entwickelnden, immer höher kletternden Knospen erfreuen uns durch ihre rasche Blüte. Sie sind ursprünglich in Südost- und Zentralasien beheimatet und wurden wohl irgendwann als Zierpflanzen in Südosteuropa eingeführt und verwilderten.

Wo der Stockmalve (Athea rosea) Klima und Boden behagen, wird sie bis drei Meter hoch. Oft hat sie filzig behaarte, herzförmig-kugelige Blätter, drei- bis fünflappig und leicht schuppig.

Wenn sich im Spätsommer die Knospen am mittleren und hohen Stengel öffnen, wachsen tiefer bereits die Früchte in den haselnußgroßen Kapseln. Als scheibenförmige, reife Samen sprengen sie ihr Gehäuse und springen heraus. Die Stockrose ist aber auch eine mehrjährige Staude, wenn sie in unseren Breiten gegen die Winterkälte bedeckt wird.

Wir kennen sie vielfarbig mit weißen, gelben, rosa und lila, auch gefüllten Blüten. Begehrenswert waren früher aber nur die dunkelvioletten Stockmalven. Ihre 3-5 cm großen Kronblätter sind breiter als lang, die Ränder decken sich. Sie umgeben lockend die zahlreichen gelben Staubgefäße, die zu nektarreichen Röhren verwachsen sind, und den vielfächerigen Fruchtknoten.

Als Heilpflanze, deren Droge die getrockneten Blätter der dunkelpurpurfarbenen Blüten waren, spielt die Stockrose heute keine Rolle mehr, denn ihre Wirksamkeit konnte nicht bestätigt werden, obgleich ein Aufguß davon lange Zeit und risikolos zum Inhalieren bei Atembeschwerden, als Tee gegen Magen- und Darmkrankheiten, zu Waschungen bei Geschwüren und Entzündungen der Haut gepriesen wurde. Das Getränk sollte auch fiebersenkend wirken und den Durst löschen.

Nach mir vorliegenden Berichten wurden in einigen Landschaften Deutschlands sogar noch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts dunkelrote Stockrosen großflächig angebaut. Sie waren begehrt als Färbe-pflanzen. 1927 konnten allein aus Mittelfranken jährlich 50.000 kg dieser Blütenblätter ausgeführt werden, nach Frankreich, England und in die Türkei. Auch in Deutschland dienten sie zum Färben von Rotwein, Likören und anderen Genußmitteln. Diese Art des Färbens von Lebensmitteln ist hierzulande nicht mehr üblich.

Aber das mindert nicht unsere Freude an den schönen Blüten der hohen Stockrosen, die noch in den letzten Septemberwochen die Gärten zieren, und alle Imker wissen, daß späte Bienen - aber auch Hummeln und Falter - gern den reichlichen Nektar suchen. Immen horten Pollen der Malvenblüten als Nahrungsvorrat für die langen Wintermonate und machen sie haltbar in Waben ihres Stocks.


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