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19.06.04 / Neue Nutzung für deutsche Bauten / Wrangel-Turm soll Handels- und Kulturzentrum beherbergen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Juni 2004


Neue Nutzung für deutsche Bauten
Wrangel-Turm soll Handels- und Kulturzentrum beherbergen
von Marianne Neuman

Wer seit der Öffnung des Königsberger Gebietes 1991 mehrfach die Stadt besuchte, dem fallen in jüngster Zeit Veränderungen im Stadtbild auf, insbesondere bei der Architektur aus der Zeit vor der sowjetischen Besetzung. Ein Beispiel dafür ist der Wrangel-Turm.

1853 entstand er als Teil des Königsberger Festungsrings in der Nähe des Oberteichs, gewissermaßen als Pendant zum Dohna-Turm, der die gegenüberliegende Seite des Oberteichs flankiert. Sein Name erinnert an den preußischen Feldmarschall Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784-1877), der bei der Revolution von 1848 die Autorität der Regierung in Berlin ohne Blutvergießen wiederherstellte. Erbaut wurde er von dem französischen Festungsarchitekten Marc René Montalambert. Zu der damaligen Zeit wurde Königsberg als Festung ersten Ranges bezeichnet, denn mit der Fertigstellung des Verteidigungsringes waren die Ideen der am meisten anerkannten Spezialisten im Festungsbau verwirklicht worden.

In den Nachkriegsjahren wurde der Turm von der Sowjetarmee als Lagerraum genutzt. Im Festungsgraben wiederum entsorgten die Händler des nahen Kolchosmarktes ihre Abfälle. Der Turm soll nun einer anderen Nutzung zugeführt werden. Ein kleines Bistro hat bereits als Vorbote des geplanten Handels- und Künstlerzentrums seine Pforten geöffnet. Auch die dringend erforderliche Säuberung der Grabenanlage soll so bald als möglich in Angriff genommen werden.

Zwischen Wrangel-Turm und Hansa-Platz befand sich seinerzeit das Gelände der Deutschen Ost-messe. Die Gründung dieser Messe war durch die Insellage Ostpreußens nach dem Ersten Weltkrieg erforderlich geworden. Ostpreußen mußte damals neue Wege gehen, um seiner Wirtschaft Wachstum zu verleihen. Zu den herausragenden Gebäuden dieser Messe gehörte das Haus der Technik. Es wurde 1925 von dem Architekten Hans Hoop erbaut. Der riesige Saal, in dem auch Veranstaltungen stattfanden, übertraf in seinen Abmessungen sogar den Moskowitersaal im Königsberger Schloß. 1933 erhielt das Haus den Namen Schlageter. Leo Schlageter führte während der Ruhrbesetzung 1923 Anschläge auf Verkehrsverbindungen der französischen Truppen aus.

Von dem monumental wirkenden Gebäude blieb das markante Stahlbetongerüst erhalten. In diesen Mauern befindet sich heute der Haushaltswarenmarkt mit zahlreichen Läden privater und staatlicher Händler. Bei der jüngsten Versteigerung von Stadteigentum in Königsberg wurde die Halbruine jetzt von der "Kaliningrader Investitionsgesellschaft" für umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro erworben. Laut Kaufvertrag hat der neue Eigentümer die Auflage, es zu sanieren und in ein modern eingerichtetes Warenhaus mit bewachtem Parkplatz und Cafés zu verwandeln. Ebenso muß er für ein umfangreiches Dienstleistungsangebot sorgen. Das Investitionsvolumen soll mindestens 2,6 Millionen Euro betragen.

Markt vor und in der Halbruine des Hauses der Technik: Wie dieser Zwischenkriegsbau soll auch der Wrangel-Turm jetzt einer bewußteren Nutzung zugeführt werden. Foto: Neuman


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