26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.07.04 / Meilenstein in der Geschichte? / Junger Autor versucht zu erklären, wie 1954 Ungarn und Deutsche veränderte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Juli 2004


Meilenstein in der Geschichte?
Junger Autor versucht zu erklären, wie 1954 Ungarn und Deutsche veränderte

Fünfzig Jahre "Wunder von Bern"! Es wird wohl inzwischen kaum einen Bundesbürger geben, der von diesem Jubiläum noch nichts mitbekommen hat. Dieses Fußballereignis wurde schon im letzten Jahr mit dem gleichnamigen Film von Sönke Wortmann ansprechend gewürdigt. Zahlreiche Dokumentationen im Fernsehen und Interviews mit den wenigen noch lebenden Spielern dieses Ereignisses kamen hinzu. Selbst zu Thomas Gottschalks "Wetten daß ..." waren die Spieler geladen. Natürlich hat auch der Büchermarkt eine Vielzahl an Neuveröffentlichungen zu dem Thema zu bieten.

"Fußball spielt Geschichte - Das Wunder von Bern" heißt so das Buch von Peter Kasza, dem 1973 geborenen Sohn eines Exil-Un-garn. Der junge Journalist hat nun nicht so sehr das Spiel, sondern die Vorgeschichte zum Schwerpunkt seines politischen Buches gewählt. Er fühlt sich vor allem dazu berufen, das "Wunder von Bern" aus Sicht der unterlegenen Ungarn aufzuzeigen, wobei er aber auch die deutsche Seite nie aus dem Auge verliert. Immer wieder kommt er auf das Spiel selbst zu sprechen, in- dem er die deutschen und ungarischen Berichterstatter und Medien zitiert. Von dort schlägt er dann meistens einen Bogen zu einem speziellen Thema, wie der Biographie Herbergers, Fritz Walters, Pus-kas' oder der Nachkriegspolitik in beiden Ländern sowie der Wirtschaftslage.

Der Autor versucht, "Das Wunder von Bern" als Meilenstein in der Geschichte zu verkaufen, wie es so manche Autoren vor ihm schon getan haben. So sei das ungarische Trauma ein Politikum geworden, das zu den Ursachen des Volksaufstandes 1956 gehöre. Auch stellt er so manche Behauptungen auf, um sich dann selbst in Widersprüche zu verstricken. So soll Sepp Herberger individualistische Spieler ausgesiebt haben, da ihm Befehlsempfänger lieber gewesen seien. Einige Seiten später schreibt Kasza dann allerdings, daß Herberger Rahn besonders gemocht habe, weil er so ein störrischer, "unkonventioneller Jüngling" gewesen sei.

Dieses Buch zum "Wunder von Bern" will sich von den vielen anderen zu dem Thema erschienenen abheben, wobei sich der Autor in so manche merkwürdige Interpretation versteigt. Wobei: zeitweise gelingt es ihm, ein sehr interessantes Bild von der Nachkriegszeit in Deutschland und Ungarn darzubieten. Unausgegoren! R. Bellano

Peter Kasza. "Fußball spielt Geschichte - Das Wunder von Bern", be.bra verlag, Berlin 2004, geb., zahlr. Abb, 223 Seiten, 22 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren