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10.07.04 / Wenn der Wecker schweigt / Ruth Geede über die Möglichkeiten, einen "Kurlaub" zu etwas Besonderem zu machen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Juli 2004


Wenn der Wecker schweigt
Ruth Geede über die Möglichkeiten, einen "Kurlaub" zu etwas Besonderem zu machen

Kurort, Kurgast, Kurhaus, Kurklinik, Kurpark, Kurkonzert, Kurtaxe, na ja, auch Kurschatten - das sind so einige Wörter aus dem Vokabularium jenes Touristikzweiges, der uns Gesundung und Erholung vermitteln soll. Und dann ist da ein Wort, das man eigentlich nicht im Lexikon vermutet, weil es keine echte Wortkombination ist, sondern mehr ein Wortspiel: Kurlaub! Aber der neue Duden hat es aufgenommen und erläutert es so: Der mit einer Kur verbundene Urlaub.

Eigentlich könnte man jeden Urlaub so nennen, wenn er richtig geplant ist, denn in diesen Wochen fern von Alltagstrott und Arbeitsstreß sollen sich Leib und Seele erholen und neue Kraft schöpfen, auch ohne verordnete Therapien und die dafür vorgesehenen Einrichtungen. Denn "Kur" bedeutet nicht nur "Heilbehandlung", sondern auch "Pflege". Also pflegen wir unsern Körper, und streicheln wir unsere Psyche. Anders als bei einem Heilverfahren nach ärztlicher Verordnung kann man sich das Rezept für einen solchen "Kurlaub" selber ausstellen.

Das beginnt mit den Überlegungen: Was wünsche ich mir für diese schönsten Tage des Jahres? Kann ich jetzt die kleinen Sehnsüchte stillen, die ich mehr oder minder bewußt mit mir herumgetragen habe? Einmal nicht den Wecker stellen, einmal die Seele baumeln lassen, einmal stundenlang am Strand liegen und nur die See atmen hören, einmal auf nicht betonierten Wegen durch Wälder und Wiesen streifen, einmal in der Stille unberührter Natur Vögel und Wild beobachten, einmal ganz leise im Kanu durch kristallklares Wasser gleiten - hat man sich das nicht oft gewünscht, wenn Arbeitsdruck und Sorgen über einem zusammenschlugen? Auch das ist eine Art "Kurlaub", und den kann ich mir selber verordnen!

Anders natürlich, wenn das Schwergewicht auf der ersten Silbe von "Kurlaub" liegt, und das wird vor allem die Älteren betreffen, die therapeutische Anwendungen benötigen. Hier ist schon eine medizinische Beratung wichtig. Aber auch sie können ihre persönlichen Wünsche mit einbringen und solche Orte wählen, an denen nicht nur die für die Stabilisierung oder Rehabilitation notwendigen Einrichtungen vorhanden sind, sondern in denen auch das Umfeld stimmt. Im touristischen Fachjargon heißt das "Ambiente" und "Service", aber man kann es auch ganz einfach "alles für das eigene Wohl" nennen. Leben Sie sonst allein, und wollen Sie ein wenig Geselligkeit haben? Dann wird ein Kurhotel das richtige sein, in dem es auch unterhaltsame Veranstaltungen gibt. Wünschen Sie eine Ernährungsform, die der Ihren entspricht - dann werden Sie diesen wichtigen Punkt in Ihrer Planung berücksichtigen. Wollen Sie Kurbehandlungen auf Naturbasis, die so individuell an Ihrem Wohnort nicht geboten werden - dann ergreifen jetzt die Gelegenheit. Stricken Sie sich ihren "Kurlaub" selber. Die Angebotspalette ist heute so breit gefächert, daß jedes Muster möglich ist. Wer trotzdem noch unschlüssig ist, sollte vielleicht einmal eine "Schnupperkur" wählen, wenn Hotel oder Pension nicht weit entfernt sind, ein Wohlfühlwochenende zum Beispiel oder auch eine Fünf-Tage-Kennenlern-Kur, bei der man die Einrichtungen testen kann.

Es gibt aber auch noch eine besondere Form im Rahmen der heutigen Touristik, die noch vor einigen Jahren unmöglich erschien: "Kurlaub" jenseits der neugezogenen östlichen Staatsgrenzen. Und für viele von uns ist es eine Heimkehr auf Zeit, ein Wiedersehen und Wiederfinden, wenn auch so manches Kurhaus von einst nicht mehr steht. Dafür sind andere Anlagen entstanden, die der Regenerierung und Erholung dienen. Mehr noch aber zählt für viele ältere Menschen, daß sie hier Heimatluft atmen können, daß sie an Waldrand und Ackerrain, in Dünensand und Wellenschaum ein Stück Kinderland wiederfinden und daß der Himmel wirklich so weit ist, wie sie ihn in Erinnerung hatten. Und für die Jungen nehmen jetzt die Erzählungen der Älteren Form und Farbe an.

Wie man sieht: Es gibt viele Möglichkeiten, sich diese erholsamen Tage nach Maß zu schneidern. Vor allem dann, wenn man nicht an die Hauptferienzeit gebunden ist wie die meisten Familien. Zwar sind dann die Tage am längsten und schönsten, aber Spätsommer und Frühherbst haben auch ihre besonderen Reize. Manche meinen auch, die Bezeichnung "Urlaub" passe nicht mehr für sie, die schon längst aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Aber gerade sie können sich jetzt so manchen Reisetraum erfüllen, der früher für sie nicht realisierbar erschien. Na, und die Vokabel "Kurlaub" ist doch wohl annehmbar, vor allem, weil es um unser höchstes Gut handelt: um die Gesundheit! Für Körper und Seele!

Ort der Begegnungen: So mancher Gast lacht sich einen "Kurschatten" an. Fotos: Bad Bertrich

Einfach mal die Seele baumeln lassen: Auch ein "normaler" Urlaub kann zum "Kurlaub" werden, wenn man seinen Tag bewußt plant und Körper und Seele dabei gleichermaßen schont. Entspannungsbäder, ob nun im Meer, See oder Schwimmbad, sind hier stets empfehlenswert.


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