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17.07.04 / Schon Fontane war begeistert / In Königs Wusterhausen findet die 1. Musikalische Sommerakademie statt 

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Juli 2004


Schon Fontane war begeistert
In Königs Wusterhausen findet die 1. Musikalische Sommerakademie statt 
von Silke Osman

Als Theodor Fontane auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg 1862 Stadt und Schloß Königs Wusterhausen besuchte, war er geradezu begeistert: Aus den Fenstern der Kavaliershäuser, die mit Rosen fast zugewachsen waren, drang Musik an das Ohr des Dichters. Der Besucher von heute kann dieses Erlebnis durchaus nachvollziehen, ist doch die Musik wieder eingezogen in das historische Gemäuer. Noch bis zum 31. Juli gastiert im westlichen Kavaliershaus die 1. Musikalische Sommerakademie, die von der Gesellschaft der Cavaliere Schloß Königs Wusterhausen e.V. und der Berliner Hochschule für Musik "Hanns Eisler" organisiert wird.

Nur eine knappe halbe Stunde mit der Bahn von der Metropole Berlin entfernt können die Musikstudenten ihre Begabungen vervollkommnen. Konzerte in der Kirche und im Schloß, vor allem aber in dem restaurierten Festsaal des 300 Jahre alten Kavaliershauses sollen Besucher nicht nur aus Berlin anlocken. Geplant sind weiterhin auch eine Kammermusikreihe und musikalisch-literarische Veranstaltungen. Alles soll an die musischen Begabungen des Kronprinzen, des späteren Friedrich des Großen, und seiner Lieblingsschwester Wilhelmine erinnern.

Die mittelalterliche Wasserburg Wusterhausen wurde 1320 erstmals urkundlich erwähnt. 1682 kaufte der Große Kurfürst das Land für seinen Sohn Friedrich, der sich 1701 als König in Preußen krönen ließ. Dieser schenkte das Schloß und die dazu gehörenden Güter seinem Sohn Friedrich Wilhelm, der später als "Soldatenkönig" in die Geschichte eingehen sollte. Kein Wunder also, wenn die Langen Kerls aus Potsdam fester Bestandteil des Unterhaltungsprogramms rund um Schloß und Kavaliershäuser sind. War Friedrich Wilhelm I. auch als besonders sparsam verschrien, so forderte er Sparsamkeit nicht nur von anderen, sondern übte sie auch bei sich selbst. Mit nur bescheidenen Mitteln ließ er Schloß Königs Wusterhausen umbauen - für seine Gemahlin Dorothea und seine 14 Kinder. 1703 bis 1706 wurden schließlich die Kavaliershäuser errichtet, um dort nicht nur die Höflinge und Domestiken, sondern auch die Gäste unterzubringen, die dem König bei der Jagd Gesellschaft leisteten. Die Jagd und der Tabak waren die einzigen Leidenschaften des Königs. Bis Mitternacht saß er mit seinen Gästen zusammen und erörtete die politischen Tagesereignisse. Auch wichtige Entscheidungen wurden hier im Tabakskollegium vorbereitet.

Wolfram Seyfert, Projektentwick-ler in Königs Wusterhausen, über die Kavaliershäuser: "Die Besucher des Schlosses werden extra hierher kommen, um die Zeit des Soldatenkönigs nachzuerleben - Geschichte, die man riechen, schmecken, sehen und hören kann." Schließlich konnte nach langen Hin und Her um die Besitzverhältnisse der Kavaliershäuser und nach einer Investition von rund acht Millionen Euro unter anderem auch das königliche Schloßrestaurant, in dem ein obergäriges Bier, der "Wusterhausener Zwölfender", gebraut wird, restauriert werden. Märkisch-deftige Gerichte nach historischen Rezepten geben hier die notwendige Grundlage. In den einstigen Pferdestall ist eine Zuckerbäckerei gezogen, wo man ab Anfang August auch Kommißbrot wie aus der Zeit des Soldatenkönigs erwerben kann. Um das geistige Wohl kümmert sich die Kreismusikschule, die im Kavaliershaus ihr neues Domizil gefunden hat. Im Obergeschoß befindet sich jetzt das Standesamt.

In das östliche Kavaliershaus, das derzeit saniert wird, sollen nach der Vorstellung des Investors Eberhard von Einem, der einen Lehrstuhl an der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft innehat, eine Spielzeugmanufaktur, eine Instrumentenwerkstatt und eine Schauspielschule einziehen.


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