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31.07.04 / In ungebrochener Liebe zur Heimat / Arbeitstagung der Landesfrauenleiterinnen thematsierte die Aufgaben und Ziele der Frauenkreise

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Juli 2004


In ungebrochener Liebe zur Heimat
Arbeitstagung der Landesfrauenleiterinnen thematsierte die Aufgaben und Ziele der Frauenkreise
von Edith Baumgart

Mit Gedanken zu dem Spruch "Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen" eröffnete die Bundesvorsitzende der ostpreußischen Frauenkreise, Uta Lüttich, die diesjährige Arbeitstagung der Landesfrauenleiterinnen. Sie beglück-wünschte Margarete Ritter, Landesfrauenleiterin Thüringen, die vom BdV Thüringen mit der Verleihung der "Nadel in Gold" ausgezeichnet worden ist. Uta Lüttich führte in ihrer Begrüßung aus, daß in den Frauengruppen ein beständiges Geben und Nehmen stattfindet, in Liebe, Freude und Dankbarkeit. "Die Liebe zur Heimat, die wir bei unseren Zusammenkünften wieder auferstehen lassen, prägt uns tief. Wir verschließen aber auch nicht die Augen davor, wie die Heimat heute ist, wie Polen, Russen und Litauer sie gestaltet haben, und wir helfen nach unseren Möglichkeiten mit Besuchen, Briefen, Paketen und Hilfstransporten, das Leben unserer in der Heimat verbliebenen Landsleute zu erleichtern und ihnen eine kleine Freude mit ,unserem Überfluß' zu machen."

Uta Lüttich ging dann auf die Osterweiterung der EU am 1. Mai ein - zu den neuen Mitgliedern gehören auch Polen und die baltischen Staaten - auf die Deutschen Vereine, in denen sich die deutsche Volksgruppe zusammengeschlossen hat zur Pflege des kulturellen Erbes der Heimat, zu dem auch die Volkskunst gehört. So werden zur diesjährigen Werkwoche auch wieder Landsleute aus Ostpreußen erwartet. Im Jahr 2005 wird die Landsmannschaft Ostpreußen wiederum eine Werkwoche im Haus Kopernikus in Allenstein veranstalten.

Zum Schluß ihrer Ausführungen ging Uta Lüttich auf das Zentrum gegen Vertreibungen ein, dessen Standort nur Berlin sein kann, und auf die Bestrebungen der Stiftung der Deutschen Heimatvertriebenen, den 5. August zum "Nationalen Gedenktag der Vertreibung" erklären. Am 5. August 1950 wurde die Charta der deutschen Heimatvertriebenen in Stuttgart verkündet.

Aus den anschließenden Berichten der Landesfrauenleiterinnen sprach eine Vielzahl von Aktivitäten. Es ist wie immer im Leben, an vielen kleinen Orten werden viele kleine Dinge getan, die dem Ansehen der Ostpreußen dienen: Vorträge über bedeutende Persönlichkeiten, Städte und Landschaften, Diskussionsveranstaltungen, die sich mit der Osterweiterung der EU und deren Auswirkungen auf die Heimat befassen, Brauchtum, Marzipanbacken mit Schülern, Volksfeste und Märkte mit Ständen, an denen ostpreußische Spezialitäten angeboten werden, Betreuung von Heimatmuseen, Teilnahme an Trachtenumzügen und, und, und ...

Auf der Tagesordnung der diesjährigen Tagung stand auch die Wahl der Bundesvorsitzenden und ihrer Stellvertreterin. Uta Lüttich, Baden-Württemberg, wurde als Bundesvorsitzende der ostpreußischen Frauenkreise wiedergewählt und Karla Weyland, Hessen, als ihre Stellvertreterin. Das große

Diskussionsthema der Tagung waren "Trachtenhauben". Auslöser ist die Problematik, daß unsere ostpreußischen Trachtenträgerinnen nicht an Trachtenumzügen teilnehmen dürfen, da das Ostpreußenkleid keine Kopfbedeckung vorsieht. Hierüber wurde eingehend diskutiert. Die Kopfbedeckung soll für alle Frauen und Mädchen tragbar und kleidsam sein, dem Ostpreußenkleid angepaßt, dem Rautenmuster zugeordnet, wobei eine individuelle Gestaltung möglich sein soll. Eine Entscheidung über Stoff, Form und Ausführung, in die auch in der Werkwoche die Werklehrerinnen der Nähstube einbezogen werden sollen, wird im nächsten Jahr getroffen.

Mit aus dem Ostpreußenblatt entnommen Worten von Margot Knopke leitete Uta Lüttich zum kulturellen Programm der Arbeitstagung über: "Wir Älteren haben der Jugend einen Reichtum voraus: die Erinnerung. Waren die letzten Erlebnisse in unserer Heimat auch voll Schmerz und Leid, um wie vieles wäre unser Leben ärmer ohne diese Zeit? Denken wir an unsere Heimat, die Kindheit, die Jugendjahre, wie viele Einzelheiten fallen uns dann wieder ein. Die Vielfalt dieser Erinnerungen ist unser Reichtum. Um wie vieles wurde uns die Heimat wertvoller, nachdem wir sie verloren, unwiederbringbar uns all jene Orte der Erinnerung geworden sind. Heimat ist nicht nur Landschaft. Heimat ist, was wir von frühester Kindheit ertastet, in uns aufgenomme ... Man nennt uns die Erlebnisgeneration. Irgendwann aber ist das Erlebte nicht mehr lebendig. Dann wird unsere Erinnerung nur noch in Büchern als Geschichte zu lesen sein ..."

Uta Lüttich stellte in ihrem Vortrag Lovis Corinth, den größten ostpreußischen Maler, geboren 1858 in Tapiau, Kreis Wehlau, vor. Als Porträtmaler, Zeichner, Radierer und Lithograph nimmt Lovis Corinth in der deutschen Malerei einen besonderen Platz ein.

Er war Sohn eines Lohgerbers, studierte an der Königsberger Akademie und ab 1880 bei Defregger in München. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Königsberg zog er 1891 nach München und ging 1901 endgültig nach Berlin, wo er seine Malschule eröffnete und seine erste Schülerin, Charlotte Berend, heiratete. Lovis Corinth verstarb im Jahre 1925 in Zandvoort/Holland und ruht auf dem Waldfriedhof in Stahnsdorf bei Berlin.

Marianne Becker, Landesfrauenleiterin Berlin, ließ in ihrem Vortrag "Wo die Rominte fließt" ein Naturparadies von einmaliger Schönheit, die Rominter Heide, die sich zwischen dem Goldaper- und Wystiter See erstreckt, vor unserem geistigen Auge auferstehen. Sie erwähnte das kaiserliche Jagdschloß, das bis in die 30er Jahre im Besitz der kaiserlichen Familie und bis zum Zweiten Weltkrieg eine Touristenattraktion war. Holzarten und Mischungsverhältnisse der Rominter Heide wechselten je nach Standortgüte. Von alters her ist das Rotwild in der Rominter Heide Standwild gewesen. Die Hirsche trugen als Folge der vorgefundenen reichen Naturäsung, des ausgesprochen kontinentalen Klimas und intensiver winterlicher Sonnenbestrahlung meist starke Geweihe. Aber auch Schwarzwild, Fuchs, Dachs, Iltis, Hase, Schnepfe und Ente trugen dazu bei, eines jeden Jägers Herz höher schlagen zu lassen. Ab 1938 standen Auerochsen in diesem Wildreservat.

Ein Besuch des Trakehnergestüts Hämelschenburg war in die Tagung aufgenommen worden. Die Gruppe wurden von der Züchterin Beate Langels, die die Zucht von ihren Eltern übernommen hat, herzlich empfangen. Wunderschöne Trakehner Hengste und Stuten mit ihren Fohlen wurde vorgeführt, bei vielen Damen wurden Jugenderinnerungen wach. Der Brand, die siebenzackige Elchschaufel auf dem rechten Hinterschenkel, er wurde 1787 eingeführt, macht diese edlen Pferde zu "Brüdern der Elche". Die Trakehnerzucht blickt auf eine 250jährige Geschichte zurück. Ab 1866 wurden sie als Armeepferde eingesetzt und berühmt. Viel schöner sind sie in Friedenszeiten bei Turnieren, Spring- und Dressurreiten, zu erleben. Seit der Vertreibung erhalten alle Trakehner den doppelten Elchschaufel-Brand. Mit einem Bärenfang-Überraschungsgetränk wurden wir verabschiedet.

Auf den Spuren der Trakehner: Die Landfrauenleiterinnen besichtigten auch das erfolgreiche Gestüt in Hämelschenburg. Foto: Baumgart


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