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07.08.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 7. August 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

da freut sich doch die "Familienmutter" und mit ihr die ganze Sippe, wenn wieder Erfolge zu melden sind. On jlieks tohoop - also nicht bloß einer! Ingeborg Bosse vermerkt gleich oben in ihrem Schreiben: "Erfolgreiche Suche nach Dokumenten für meine verstorbene Mutter Anna Teske geborene Tydecks, * 1911 in Nimmersatt, = 23. April in Winsen." Und dann kommt sie zur Sache: "Hiermit möchte ich mich bedanken für die Veröffentlichung, auf die hin sich Leute gemeldet haben, die ich persönlich gar nicht kannte, die aber mit meinem Onkel Hans Tydecks und anderen Bewohnern von der Brandt-Allee 14 in Königsberg Kontakt hatten. Daß ich mich mit diesen austauschen konnte, war mir eine besondere Freude, weil ich die von Mutter und Großmutter auf die Flucht mitgenommenen Briefe in letzter Zeit intensiv gelesen habe und mich in die Vergangenheit versenkt hatte. So erfuhr ich viele Details über meine Verwandten, die ich aus den Briefen und Erzählungen meiner Mutter nicht wußte. Die für die Beurkundung der Sterbeurkunde wichtigen Dokumente hatte meine ältere Schwester gefunden und damit die Sache zu einem guten Ende gebracht. Ich hoffe, Sie können noch vielen Suchenden zu solchen Erlebnissen verhelfen!"

Für unsern Landsmann Erhard Schulz hat sich diese Hoffnung erfüllt: Er konnte über das Schicksal der von ihm gesuchten Familie Zink aus Fuchsberg, bei der die Flüchtlinge aus der Elchniederung damals im Winter 1944/45 untergebracht waren, das Wichtigste erfahren. Nämlich, daß sie auf der Flucht bis Stolp gekommen war. Nach dem Krieg sollen die Zinks im Westen gelebt haben und inzwischen verstorben sein. Das erfuhr er von Herrn K. Wulff aus Vlotho, der sich mit dem Schicksal der ehemaligen Fuchsberger beschäftigt. Die Vermittlung hatte Frau G. Mayr aus Osnabrück hergestellt, die Herrn Schulz noch eine Lageskizze von Fuchsberg übersandte. Auch eine Elchniederungerin, die ebenfalls damals in Fuchsberg einquartiert war, meldete sich bei Herrn Schulz. Sein Fazit: "Meine Suchfrage hat also großen Erfolg gehabt. Ich darf Ihrer Kolumne nur höchstes Lob und Anerkennung aussprechen!"

Und dem schließt sich auch Brigitte von Kalben aus Kanada an: "Dank der Ostpreußischen Familie haben sich mehrere meiner Wünsche erfüllt. Ich habe Doris aus meiner Schulklasse gefunden und auch den Schiffsmann der Frachters herausgefunden, der uns am 25. Januar 1945 bis Swinemünde brachte!" Und das nach fast 60 Jahren!!! Manchmal kann man wirklich schon von kleinen Wundern sprechen! Und es dürfte noch zu weiteren kommen, denn Brigitte von Kalben hat ein Foto mitgesandt, das auf einer Weihnachtsfeier 1940/41 im Gemeindehaus der Neuroßgärter Kirche in der Steindammer Wallstraße in Königsberg aufgenommen wurde. Anlaß, uns diese Aufnahme zu übersenden, war ein Bericht in Folge 23 unserer Zeitung über die fast unversehrt gebliebene Ordenskirche in Heiligenwalde, in dem der ostpreußische Pfarrer Peter Hanne erwähnt wird, der vor zehn Jahren auf der Feier anläßlich der Neubedachung der Kirche dort den Gottesdienst hielt. Nach Meinung von Frau von Kalben ist dieser auf dem Foto als kleiner Junge im Matrosenanzug zu sehen, der sich gerade zu seiner älteren Schwester Maria umdreht. Auch seine beiden anderen Schwestern Margarete und Marianne sind auf dem Bild. Und sicher werden sich jetzt auch noch andere Königsbergerinnen melden, die sich auf der Aufnahme mit dem Weihnachtsmann (Herr Bosch) erkennen. Frau von Kalben ist gerne bereit, Kopien zu verschenken. "Es macht doch unheimlich Freude, von alten Bekannten zu lesen oder zu hören", schreibt sie. Wer kann das nicht bestätigen! (Brigitte von Kalben, 361 East Avenue, West Hill, ON, MIC 2W5, Canada, Telefon 4 16 / 88 06.)

Und so ging es auch der Königsbergerin Liselotte Angermann, die zwar nicht die gesuchte Freundin Gertrud Pusch aus der Krugstraße 10 fand, aber eine ehemalige Schulkameradin von der Herder-Schule, mit der sie heute in regem Briefwechsel steht. Und nun sucht sie weiter, nicht nur nach Gertrud Pusch, sondern auch nach Doris Danke aus der Krugstraße 13 sowie nach ihrer Kusine Eva Rehberg aus Heiligenbeil. Und was ist aus den Einwohnern von Gronden, Kreis Angerburg geworden? Dort war Liselotte Angermann 1943 im Arbeitsdienst. Während der letzten beiden Wochen arbeitete sie bei einer Frau, die zwei Söhne hatte, einer hieß Helmut. Das sind zwar recht dürftige Angaben, aber vielleicht helfen sie doch weiter. (Liselotte Angermann, Straße des Friedens 33 in 04860 Torgau.)

Ja, noch immer haben unsere Leserinnen und Leser aus den neuen Bundesländern es bei ihrer Suche nach Angehörigen oder Freunden aus der Heimat schwer, zu lange schottete der Eiserne Vorhang sie ab und ein Nachforschen war unmöglich. So erging es auch Silvio Jan Klein, der als Jan Baumdick am 21. Oktober 1974 in Suhl geboren und nach acht Wochen zur Adoption freigegeben wurde. In jenen DDR-Zeiten war es unmöglich, etwas über seine Herkunft zu erfahren, das konnte erst seit der Wende geschehen. Es war für Herrn Klein eine Gradwanderung, denn er wollte seine Adoptivfamilie nicht verletzen. Tatsächlich hat er seine leibliche Familie gefunden, worüber er sehr glücklich ist. Aber da sind noch einige Lücken in der väterlichen Linie. Das betrifft vor allem die Familien Baumdick und Rosinski, deren Wurzeln im östlichen Ostpreußen, vor allem im Kreis Ebenrode (Stallupönen), liegen. Sein Vater Helmut Baumdick, * 1921 in Kassuben, lebt heute in Hildburghausen. Dessen Eltern Otto Baumdick, * 1897 in Leibgarten, und Helene geborene Baumdick, * 1900 Pakalnischken (Schleusen) hatten noch weitere Kinder, so den Sohn Walter, der 1943 in Rußland fiel, und den Sohn Willi Baumdick, * 1921 in Schluidzen (Lerchenborn), = 1984 in Meiningen. Die Eltern von Helene Baumdick waren Friedrich Karl Baumdick und Anna geborene Rosinski, * 1872 in Juckneitschen (Steinhagen), Kreis Goldap zuletzt in Lerchenborn wohnhaft. Herr Klein sucht nun Verwandtschaft aus diesen Linien, vor allem aber eine Kusine seines Vaters, Edith Zenthöfer, die nach Amerika auswanderte. Sein Vater spricht ständig von ihr, aber niemand weiß etwas über ihren Verbleib. Über jede Meldung würde sich der Suchende freuen. (Silvio Jan Klein, Ulrichstraße 18 in 89250 Senden, Telefon/Fax 0 73 07 / 95 25 78.)

Hierzu ist zu sagen: Das Formulieren solcher Suchwünsche ist oft schwierig, weil in den Suchschreiben oft die 1938 umbenannten Ortsnamen genannt werden, die aber für die alten Urkunden nicht zutreffen. Will man hier nachforschen, müssen die bis dahin gültigen Ortsnamen genannt werden. Im oberen Fall ist beispielsweise Willi Baumdick 1921 nicht in Lerchenborn, sondern in Schluidzen geboren. Es handelte sich um etwa 2.000 prussische, litauische und masurische Orts- und Landschaftsnamen, die im Laufe von Jahrhunderten durch die Besiedlung entstanden und die 1938 geändert oder umbenannt wurden.

Seit der Wende sucht auch Eleonore Kath nach dem Verbleib ihrer Großeltern mütterlicherseits aus Sargen, Kreis Heiligenbeil. Otto Schwarz, * 2. September 1869 in Petershagen, Kreis Pr. Eylau, und Anna Schwarz geborene Scharfschwerdt, * 13. Juli 1879 in Lichtenfeld, Kreis Heiligenbeil, sind seit den letzten Kriegstagen verschollen. Umfragen unter den Orts- und Kirchspielvertretern - Frau Kath ist Ortsvertreterin von Schwengels - sowie bei einzelnen Landsleuten aus Sargen und den Nachbarorten erbrachten keine Auskunft darüber, ob das Ehepaar auf der Flucht verstarb oder verschleppt wurde. Vielleicht war jemand mit den damals über 60jährigen auf der Flucht zusammen? (Eleonore Kath, Franz-Mehring-Straße 6 in 16816 Neuruppin, Telefon 0 33 91 / 50 16 62.)

Eure Ruth Geede

 

Weihnachtsfeier im Gemeindehaus der Neuroßgärter Kirche in Königsberg 1940/41: Wer sich erkennt, wende sich an Brigitte von Kalben, 361 East Avenue, West Hill, ON, MIC 2W5, Canada, Telefon 4 16 / 88 06. Foto: v. Kalben


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