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07.08.04 / Sich der Pflicht gegenüber der Heimat bewußt / Pflege und Erhaltung deutscher Kulturdenkmäler - Jahreshauptversammlung 2004 der Landesgruppe Niedersachsen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 7. August 2004


Sich der Pflicht gegenüber der Heimat bewußt
Pflege und Erhaltung deutscher Kulturdenkmäler - Jahreshauptversammlung 2004 der Landesgruppe Niedersachsen

Zu ihrer Jahreshauptversammlung traf sich die Landesgruppe Niedersachsen in Burgdorf. In Anwesenheit zahlreicher Gäste, unter ihnen der Landesobmann der Westpreußen, Egon Seehawer, und der Jugendbeauftragte in Sachsen-Anhalt, Michael Gründling, gab es eine angeregte Diskussion über die Situation in den landsmannschaftlichen Gruppen und ihre zahlreichen Aktivitäten.

Zu Beginn der Versammlung fand die Totenehrung statt. Stellvertretend für alle, die fern der Heimat ihre letzte Ruhe finden müssen, gedachte Dr. Barbara Loeffke des Vorsitzenden der Bezirksgruppe Hannover, Wilhelm Czypull, der in der Landesgruppe und seiner Heimatkreisgemeinschaft Johannisburg auf vielfältige Weise seiner Heimat treu diente, und des Vorsitzenden der Bezirksgruppe Lüneburg, Walter Beber, der sich ebenfalls bis zu seinem Tode vorbildlich für seine Heimat eingesetzt hat. In das Gedenken wurden mit eingeschlossen der langjährige Stellv. Sprecher der Landsmannschaft, Gerhard Wippich, als vormaliger Berater der Landesgruppe.

Die Landesvorsitzende ging in ihrem Jahresrückblick neben den Aktivitäten des Landesvorstandes auf die für die Vertriebenen besonders wichtigen Ereignisse ein, wie die EU-Osterweiterung, den Stand der Diskussion zur Eigentumsfrage in Mittel- und Ostdeutschland sowie das Inkrafttreten des Bundesvertriebenengesetzes vor 50 Jahren. Sie erinnerte an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 90 Jahren und den Friedensvertrag von Versailles vor 85 Jahren. Erwähnung fanden auch die Aktivitäten des BdV-Bundesverbandes, die teilweise mit Kritik bedacht wurden.

Die Berichte der Bezirksgruppenvorsitzenden ließen erkennen, daß zwar die Zahl der Mitglieder insgesamt und auch die der Kreis- und Ortsgruppen altersbedingt rückläufig sind, aber bisher nicht zur Landsmannschaft gehörende Interessenten für das landsmannschaftliche Leben mit Veranstaltungen über Natur und Kultur Ostpreußens und die Reisen in die Ostgebiete tragen dazu bei, daß erfreulicherweise in einigen landsmannschaftlichen Gruppen die Mitgliederzahlen sogar zunehmen.

Landsmann Gerhard Schulz gab den Kassenbericht für die Jahre 2002 und 2003. Die Tatsache, daß die Zuschüsse der Bundeslandsmannschaft an die Landesgruppen rückläufig sind und zukünftig voraussichtlich ganz wegfallen werden, wird sich auf das Haushaltsvolumen und damit auch auf die Arbeit der Landesgruppe auswirken. Die Landesgruppe wird daher zukünftig auf die finanzielle Unterstützung der Bezirksgruppen angewiesen sein. Nach Verlesen der Kassenprüfungsberichte wurde dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt.

Im Mittelpunkt der Versammlung stand der Vortrag von Bernd Hinz, Stellv. Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen zum Thema: "Arbeit der Landsmannschaft Ostpreußen in der Heimat - Perspektiven der Landsmannschaft Ostpreußen für die Zukunft".

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Delegierten die Ausführungen von Bernd Hinz, der durch sein Engagement in der Kreisgemeinschaft Preußisch Holland und als Vorsitzender des Deutschland- und Kommunalpolitischen Arbeitskreises in der Landsmannschaft von vielen Kontakten in der Heimat und auch von Erfolgen, insbesondere bei der Erhaltung deutscher Kulturdenkmäler, berichten konnte. Zu Beginn erinnerte Hinz an die für die Vertriebenen nachhaltig negativen Entscheidungen in der Bundesrepublik, wie sie vor allem in den Ostverträgen der Regierung Brandt/Scheel, dem Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 und den deutsch-polnischen Verträgen von 1991 zum Ausdruck kommen und in deren Gestaltung die deutschen Heimatvertriebenen bewußt nicht mit einbezogen worden sind. Die Hoffnung der verschiedenen Bundesregierungen und der im Bundestag vertretenen Parteien, daß die Vertriebenenverbände zu bloßen Traditionsvereinen werden würden, hat sich bisher allerdings nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Vertriebenen sind sich mehr denn je ihrer Pflicht gegenüber ihrer Heimat und ihrer Aufgaben im politischen Raum bewußt. Das findet einmal Niederschlag im Zusammenhalt und in der Zusammenarbeit innerhalb der Vertriebenenorganisation, andererseits aber auch in dem Hinwirken auf die in der Satzung festgelegten Ziele wie Verwirklichung der Menschenrechte, des Selbstbestimmungsrechts, des Rechts auf die Heimat, Entwicklung wirksamer Volksgruppenrechte, "der nationalen und staatlichen Einheit Deutschlands unter Einschluß Ostpreußens in Frieden und Freiheit in einem freien und geeinten Europa". Die Pflege der Werte ostpreußischer Geschichte und Kultur muß auch, so Hinz nachdrücklich, die Erhaltung der kulturhistorischen Bausubstanz in Ostpreußen beinhalten, denn nur so vermögen die Vertriebenen auf die prägende deutsche Kraft in ihrer Heimat sichtbar hinzuweisen. Dabei gilt es, jede Möglichkeit zu nutzen, auf die historischen deutschen Ostgebiete in der Öffentlichkeit, auch gegenüber den Repräsentanten der Regierungen auf allen Ebenen und der Parteien hinzuweisen.

Die Kulturarbeit in der Bundesrepublik und in der Heimat ist in ihrer Bedeutung für die Durchsetzung der Ziele der Landsmannschaft auch von den Vertriebenen lange Zeit unterschätzt worden. Heute findet sie ihren Niederschlag in Veranstaltungen auf Orts-, Kreis- und Landesebene, in Kulturtagungen, in den Heimatstuben sowie in den ostdeutschen Landesmuseen. Vor allem viele Kreisgemeinschaften und zahlreiche ostdeutsche Vereinigungen leisten durch ihren engen Kontakt zur Heimat und den dort lebenden Menschen vorbildliche Arbeit bei der Erhaltung oder Wiederherstellung deutscher Kulturdenkmäler. Als vorrangiges Ziel in der Politik der Landesgruppen und der Heimatkreisgemeinschaften bezeichnete Hinz die breite Verankerung der Anliegen der Vertriebenen im Bewußtsein der Bevölkerung und vor allem in der jüngeren Generation, die in die aktive Arbeit mit einbezogen werden muß. Für den Stellv. Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen gibt es keinen Zweifel, daß die Landsmannschaft Ostpreußen mit ihren Landesgruppen und Kreisgemeinschaften "eine reelle berechtigte Chance haben, ihre Arbeit erfolgreich zu gestalten und damit den politischen Herausforderungen gerecht zu werden". Den Heimatkreisgemeinschaften kommt es maßgeblich zu, zur Erhaltung der deutschen Identität der Heimatgebiete beizutragen, den Landesgruppen, kulturelle und politische Arbeit im Bundesgebiet, "vor Ort", zu machen. Es gilt, das eigene politische Profil zu schärfen und die Anliegen weiter mutig zu vertreten. Die zukünftige Arbeit wird auch finanzielle Opfer verlangen.

Trotz aller Rückschläge, die die Vertriebenenorganisationen seit ihrer Gründung hinzunehmen hatten, ist die Hoffnung auf Veränderungen in der Deutschlandpolitik doch immer der treueste Begleiter geblieben. "Handeln wir", so Bernd Hinz wörtlich zum Schluß seiner Ausführungen, "deshalb auch im Sinne von Friedrich von Schiller: ,Verloren ist alles, sobald man Mutlosigkeit blicken läßt. Nur die Zuversicht, die man selber zeigt, kann Vertrauen entflammen.'" Die Teilnehmer der Versammlung dankten dem Stellv. Sprecher mit langem Applaus. Eine lebhafte Diskussion schloß sich an den Vortrag an, in der nochmals das große Engagement, begleitet von positivem, in die Zukunft gerichtetem Denken der Bezirks-, Kreis- und Ortsgruppe für die Heimat Ostpreußen zum Ausdruck kam. B. L.


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