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14.08.04 / Ägyptischer Sommer / Zu sehenswerten Ausstellungen in Basel, Berlin, Hamm, Hildesheim und Hannover

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. August 2004


Ägyptischer Sommer
Zu sehenswerten Ausstellungen in Basel, Berlin, Hamm, Hildesheim und Hannover

Es kommt einer kleinen Sensation gleich: die ursprünglich nur für Basel konzipierte Ausstellung mit Grabschätzen aus dem Tal der Könige geht jetzt auch nach Deutschland. Vom 4. November 2004 bis 1. Mai 2005 wird sie in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, zu sehen sein. Zunächst aber muß man noch bis nach Basel fahren, um die Schätze aus Ägypten zu bestaunen. Bis zum 3. Oktober ist im dortigen Antikenmuseum die Schau "Tutanchamun - Das goldene Jenseits" zu sehen.

Nach Paris 1967, London 1972 und Berlin 1980/81, wo ein Objekt beschädigt wurde, kann man die zwischen 3.000 und 3.500 Jahre alten goldenen Grabbeigaben wieder in Europa bewundern. Die ägyptische Regierung, die nach dem Zwischenfall in Berlin ein generelles Ausreiseverbot für die Schätze verhängt hatte, ließ sich durch hohe Leihgebühren erweichen, die sie durchaus gebrauchen kann, will man doch in Gizeh ein neues Museum bauen. Geld spielt in der Kulturszene mehr denn je eine Rolle. Auch die deutsche Station kam nicht zuletzt durch den Sponsor Deutsche Telekom zustande. Die insgesamt etwa vier Tonnen schweren Goldschätze sind mit 650 Millionen Dollar versichert. Rund 120 Originale, darunter auch solche, die noch nie außerhalb Ägyptens gezeigt wurden, sind in Basel zu sehen. Kunstwerke, die dem Betrachter die Augen übergehen lassen, so schön und formvollendet sind sie. Mancher wird allerdings die berühmte Totenmaske Tutanchamuns vermissen, sie darf außerhalb Ägyptens nicht mehr gezeigt werden, da sie als Nationalheiligtum gilt.

Die anderen Kunstwerke aber werden über diesen Verzicht hinweg trösten.

So sind in Basel nicht nur 50 der bedeutensten Kunstwerke aus dem Grab des Tutanchamun, der 18jährig im Jahr 1323 v. Chr. starb, zu sehen, sondern auch Grabgegenstände aus den übrigen Königsgräbern der 18. Dynastie (15.-14. Jahrhundert v. Chr.). Wichtig war es den Veranstaltern zu zeigen, wie ein königlicher Grabschatz im Neuen Reich aussah im Vergleich zu den Grabbeigaben der königlichen Umgebung, zu der Familienangehörige wie auch Hofbeamte zählten.

Gold galt den alten Ägyptern als Farbe der unvergänglichen Sonne und war ein Symbol der Wiedergeburt im Jenseits. So kündet es nicht nur vom unermeßlichen Reichtum der Pharaonen sondern zeigt auch die religiöse Bedeutung der Grabschätze. Der Rundgang in der Ausstellung wird beschlossen von der originalgetreu nachgebauten Grabkammer Tutanchamuns, wie Howard Carter sie 1922 vorfand. Eine Sensation zur damaligen Zeit, die eine wahre Modewelle auslöste. So benannte man gar eine Schuhcreme nach dem jungen, von Legenden umwobenen Herrscher. Auch heute ist das "Beiwerk" einer solchen Ausstellung nicht mehr wegzudenken. Neben sicher geschmack-vollen Seidenschals mit äygptischen Motiven oder Repliken der Exponate gibt es in Basel allerdings auch "Basler Leckerli" im Tutanchamun-Design zu kaufen oder gar ein Tut-Anch-Bier sowie die Nachbildung des Sarges eines "Vorstehers der Schriften für das königliche Mahl" mit einer in Gaze gewickelten Minimumie.

Auch Berlin schwelgt derzeit in der Erinnerung an die alten Ägypter. So wird noch bis zum 5. September im Kunstforum der Berliner Volksbank, Budapester Straße 35, eine Ausstellung unter dem Titel "Das altägyptische Totenbuch" gezeigt (dienstags bis sonntags 10-18 Uhr). Aus den reichen Beständen der Papyrussammlung des Ägyptischen Museums Berlin sowie aus dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München stammen die Exponate. Es sind Texte, in Hieroglyphen geschrieben, die von der Verwandlung des Menschen in ein gottähnliches Wesen handeln - ein Leitfaden für die endlose Reise durch die Ewigkeit. Zu finden sind sie auf Papyrusrollen und auf Mumienbinden. Die deutsche Übersetzung der Texte zeigt die hohe literarische Qualität und die sprachliche Schönheit der altägyptischen Dichtkunst.

Dieser Sommer gehört zweifellos Ägypten, denn auch in Hamm widmet man sich dieser Thematik. Im Gustav-Lübcke-Museum ist bis zum 31. Oktober unter dem Titel "Pharao siegt" eine Ausstellung zu sehen, die Krieg und Frieden im alten Ägypten untersucht. Anhand von etwa 250 Objekten aus dem In- und Ausland kann man den Wahrheitsgehalt der Behauptung überprüfen.

Das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim zeigt bis zum 24. Oktober Objekte aus der erlesenen Sammlung alt-ägyptischer Kunstschätze, die das Myers Museum am exklusiven Eton College in England zusammengetragen hat. Nur selten waren diese Schätze bisher außerhalb Großbritanniens zu sehen. Als einziges Museum kann nun das Hildesheimer Haus eine Auswahl von 250 Exponaten zeigen, die einen Überblick geben über 5.000 Jahre Geschichte und Kultur. Zu den Glanzpunkten der Ausstellung zählen neben Schmuckstücken und Fayencen auch sehr realistisch wirkende Mumienporträts.

Sie wurde um 1520 v. Chr. vermutlich in Ägypten geboren und galt als eine ungewöhnlich schöne Frau von katzenhafter Anmut: Hatschepsut, die Tochter des Pharaos Thutmosis I. Als vorausschauende Herrscherin brachte sie ihrem Land Wohlstand und Frieden. Das Kestner-Museum in Hannover widmet der neben Nofretete und Kleopatra bekanntesten Herrscherin Ägyptens eine Ausstellung mit Leihgaben aus den Museen in Berlin und München (bis 17. Oktober). - Ohne Zweifel: für die Freunde altägyptischer Kulturschätze ist dieser Sommer besonders gelungen. Helga Steinberg

Kostbar: Eingeweidesarg des Tutanchamun aus Gold, Glas und Halbedelsteinen Foto: Contract Media AG


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